Gründung in Wermelskirchen Die BUND-Ortsgruppe soll ein Sprachrohr zur Politik sein
Wermelskirchen · Wermelskirchen und Burscheid haben seit Mittwochabend eine eigene BUND-Ortsgruppe. Im Haus der Begegnung fand die Gründungsversammlung statt. Man will sich künftig einmal im Monat treffen.
Man stelle sich vor, einen Verein oder eine Ortsgruppe gründen zu wollen – und deutlich über 30 Interessierte kommen zu dieser Gründungsveranstaltung. Dann dürfte einem schnell klar werden, dass man damit einen Nerv getroffen hat. So wird es vermutlich die Wermelskirchenerin Martina Hegmann am Mittwochabend im Haus der Begegnung empfunden haben, als sie gesehen hat, wie viele Menschen ihrem Aufruf zur Gründung einer Ortsgruppe des BUND für Wermelskirchen und Burscheid gefolgt sind.
„Ich habe mich im vergangenen Sommer in der Stadt ein wenig schlau darüber gemacht, welche Gruppen es zum Thema Umwelt- und Naturschutz gibt. Daraus hat sich dann die Gruppe ‚Wermelskirchen nachhaltig‘ entwickelt“, sagt sie zur Begrüßung. In der Folge hat sich die Gruppe überlegt, sich dem BUND anschließen zu wollen, um so die Erfahrung und die Organisation eines der größten deutschen Umwelt- und Naturschutzvereinigungen im Hintergrund zu haben.
Neben der Wahl eines Vorstands – und damit der Legimitierung der neuen Ortsgruppe – steht vor allem die Sammlung von Themen, mit denen man sich künftig beschäftigen will, im Vordergrund. Und, soviel sei vorweggenommen, derer gibt es viele und ganz unterschiedliche. Da es sich bei den BUND-Ortsgruppen nicht um eigenständige Vereine handelt, muss kein klassischer Vorstand gewählt werden. Vielmehr gibt es eine Art Leitungsgremium der Gruppe, die aus mindestens drei Personen bestehen muss, aber auch problemlos ergänzt und erweitert werden kann.
Gewählt werden von den anwesenden BUND-Mitgliedern fünf Personen – Martina Hegmann, Matthias Pahl und Gerlinde Neurohr aus Wermelskirchen sowie Manfred Lindenau und Sabine Krämer-Kox aus Burscheid. Insofern sind aus beiden Städten Mitglieder im Vorstand – was die Einheit in dieser Sache noch weiter betont.
Als es dann darum geht, dass die Anwesenden mitteilen sollen, was sie sich von einer neuen lokalen Ortsgruppe des BUND erhoffen, wird schnell klar, dass hier Menschen sitzen, die ganz genau wissen, welche Themen sie bewegen und wo sie Handlungsbedarf in Sachen Umwelt- und Naturschutz in beiden Städten sehen. „Der Wald und sein desolater Zustand“ werden mehrfach genannt. Eine andere Anwesende will das „Grünzeug rundherum“ erweitern.
„In der Stadt sollen mehr Bäume und Blumen sein, alles ein bisschen grüner – mehr Hecken und Obstbäume sollten gepflanzt werden“, sagt sie. Das Gleiche sehe man in Burscheid. „Dort gibt es eine Tendenz zu mehr Grau und weniger Grün. Das war für mich auch ein Grund, die Gründung der BUND-Gruppe zu unterstützen“, erklärt Manfred Lindenau, der in den 1990er-Jahren schon einmal in einer solchen Gruppe in Burscheid aktiv gewesen ist.
Ganz konkret wird es mit einer Liste, auf der Punkte wie diese zu finden sind, und die von einem Teilnehmer vorgetragen wird: „Wir sollten wieder eine Baumschutzsatzung einführen, die Flächenentsiegelung muss forciert werden, dazu auch eine Versiegelungssteuer eingeführt werden, die Grünflächenpatenschaften müssen intensiviert werden, ein Schottergartenverbot und ein autofreier Sonntag eingeführt werden.“
Das sei eine Liste, die natürlich nicht vollständig sei. Etwas allgemeiner geht es den Anwesenden darum, die Verschmutzung durch wilden Müll einzudämmen. „Die Umweltverschmutzung ganz allgemein stört mich in der Stadt – wenn etwa volle Hundekotbeutel einfach weggeworfen werden“, sagt eine Teilnehmerin. Ebenso wichtig sei in diesem Zusammenhang, die Umweltbildung zu fördern. „Wir müssen den Menschen die Natur wieder näherbringen – ein Apfel vom Baum schmeckt einfach besser als ein Schoko-Riegel. Und was man kennt, das ist man auch eher bereit zu schützen“, sagt eine Teilnehmerin.
Eine große Gruppe an Anwesenden ist aus Dabringhausen gekommen. Denn sie haben ein ganz konkretes Anliegen: Es dreht sich um das geplante Neubaugebiet „Am Höferhofer Feld“. Der Unmut der Anwohner ist groß. Sie wünschen sich, dass sie im BUND einen Verbündeten finden, der eine stärkere Position gegenüber der Stadtverwaltung einnehmen kann.
„Wir haben eine Anfrage an die Stadt gestellt, ob man uns mitteilen könnte, wie groß denn der Bedarf an Wohnungen dort eigentlich sei – das war vor etwa einem Jahr, eine Antwort haben wir nie bekommen“, sagt ein Anwohner. Ein anderer fordert ein Umdenken in den Köpfen der Politiker. „Wir haben nicht mehr 1970 – mit dem Neubaugebiet dort schafft man mehr Probleme, als dass man durche Wohnungen welche löst“, meint er.
Und eine Frau ergänzt: „Wir wollen immer höher, weiter, schneller – und vergessen darüber, was wir haben: Die Gegend um das Höferhofer Feld ist eines der schönsten Stücke Natur und Landschaft, die wir haben.“ Sehr deutlich wird dann auch, dass sich die Dabringhausener durch einen Wermelskirchener BUND ein lauteres Sprachrohr erhoffen.