AJZ Bahndamm in Wermelskirchen Bonner Szene ist neidisch auf das AJZ

Wermelskirchen · Der Musiker Dominik Schetting gastiert gleich mit zwei Bands beim 30+2 Jahre Bahndamm-Festival“ in Wermelskirchen. Den 57-Jährigen verbindet eine lange Geschichte mit dem „heißesten Club der Stadt“.

  Fan und Akteur: Punk  -Musiker Dominik Schetting gastiert gleich mit zwei Bands beim Bahndamm-Jubel-Festival.

Fan und Akteur: Punk -Musiker Dominik Schetting gastiert gleich mit zwei Bands beim Bahndamm-Jubel-Festival.

Foto: Dominik Schetting/privat/privat/Dominik Schetting

Dominik Schetting stammt zwar aus Bonn, kennt den „heißesten Club der Stadt“ in Wermelskirchen dennoch in- und auswendig . Und das von allen Seiten: Denn der 57-Jährige spielte mit diversen Bands bereits zahlreiche Auftritte auf der Bahndamm-Bühne und stand noch häufiger im Publikum und feierte mit. „Ich bin mindestens schon 15 bis 20 Mal im Bahndamm aufgetreten, als Konzertbesucher war ich mindestens doppelt so oft da“, sagt Dominik Schetting, der auch beim anstehenden „30+2-Jubelfestival“ am Freitag, 19., und Samstag, 20. August, dabei sein wird. An beiden Tagen tritt er auf: Zuerst mit seiner Band „1982“, tags darauf mit der Formation „F*cking angry“. Damit nicht genug, sagt der Gitarrist: „Ich bleibe natürlich über das Wochenende in Wermelskirchen, um das 30-jährige Bestehen des Bahndamms in 2020 nachzufeiern und werde mir sicherlich einen Großteil der anderen Bands ansehen.“

Dominik Schetting ist Kenner der Punk-Rock-Szene in Deutschland und besonders der in Nordrhein-Westfalen – er ist ein Urgestein. Ihn verbindet noch eine weitere Historie mit dem Autonomen Jugendzentrum (AJZ) in Wermelskirchen. Seit 1998 gehört er als Bassist zur Band „Molotow Soda“, die knapp eine Dekade zuvor die erste Gruppe war, die unter der Regie der Jugendinitiative als Betreiberverein im Bahndamm ein Konzert spielte. Auf diese Weise lernte er nicht nur die Geschichten von legendären Busfahrten ganzer Fanclubs aus dem Köln-Bonner Raum zu Konzerten von „Molotow soda“ kennen, sondern auch die Liedzeile eines „Molotow soda“-Songs, die heißt: „Alter, sch... die Wand an, heut‘ Nacht spiel’n wir im Bahndamm“. Auch wenn „Molotow soda“ als Formation derzeit seit fünf Jahren nicht mehr aktiv ist, verdeutliche diese Liedzeile die Ausnahmestellung des Bahndamms bei Musikern und Fans, schätzt Dominik Schetting ein.

„Durch die vielen Auftritte im Bahndamm hat sich natürlich eine Freundschaft zu den Aktiven entwickelt. Wir in Bonn sind neidisch, dass wir so einen Laden nicht haben“, sagt der Musiker im Gespräch mit unserer Redaktion. Als Sozialpädagoge habe er einen speziellen Blick: „Der Bahndamm ist einer der ältesten noch existierenden AJZ. Was sich für einen Außenstehenden möglicherweise wild anhört, hat einen entscheidenden Kern: die Selbstverwaltung, die ich extrem schätze.“ Und durch diese würden Jugendliche sehr viel lernen: Selbstbewusstsein genauso wie Verantwortung.

Nach wie vor sei das Konzept des AJZ besonders und nicht vergleichbar mit kommerziell geführten Locations, meint Dominik Schetting: „Die Preise sind niedrig, keiner wird im Vorfeld ausgegrenzt. Zudem haben die Wermelskirchener Aktiven eine coole Innengestaltung geschaffen, an der jeder sofort beim Betreten jede Menge Herzblut spürt.“ Obwohl der Bahndamm regelmäßig Besucher aus ganz Nordrhein-Westfalen locke, herrsche eine familiäre Atmosphäre, beschreibt Schetting seine Sicht: „Diesen Unterschied machen die ehrenamtlich Aktiven mit ihrer zugänglichen Art.“ Die Fans dürften auch mal wilder sein und Pogo tanzen, weil das einfach zum Punk dazu gehöre: „Und der Umgang mit Bands ist sehr professionell, egal, ob das Technik, Verpflegung oder Unterbringung angeht.“

Dominik Schetting gastiert mit zwei Bands auf dem „30+2 Jahre Bahndamm-Festival“. Er kommentiert dies mit einem Lachen: „In beiden Gruppen bin ich der älteste Musiker.“ Die Band „1982“ besteht seit 24 Jahren und trat noch nie im Bahndamm auf. „Konzerte von ‚1982‘ sind ein Streifzug durch die Punk-Rock-Zeitgeschichte mit Liedern der ersten Punkgeneration aus der Zeit von 1975 bis 1985“, beschreibt Dominik Schetting. Als Hardcore-Punkband spiele „F*cking angry“ ausschließlich Eigenkompositionen und stehe für die moderne Punkmusik.

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