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Tourismus in Wermelskirchen Hiesige Hotels leben von Geschäftsreisenden

Wermelskirchen · Übernachtungen werden überwiegend von Geschäftsleuten gebucht, aber auch Kurzurlauber spielen eine Rolle: Das Bergische Land ist touristisch attraktiv.

 Tina Jörgens betreibt das Hotel „Zur Eich“ in sechster Generation. 2019 verzeichnete sie steigende Gästezahlen.

Tina Jörgens betreibt das Hotel „Zur Eich“ in sechster Generation. 2019 verzeichnete sie steigende Gästezahlen.

Foto: Solveig Pudelski

Der Tourismus im Bergischen Land boomt, die Übernachtungszahlen steigen laut Verein Bergisches Land Tourismus Marketing. Doch wie stark profitiert die Kleinstadt mit Herz von diesem Trend? Diese Redaktion fragte bei Hoteliers und Vermietern von Ferienwohnungen nach.

Während viele Hotels in den Schulferien ausgebucht sind, liegen die Spitzenzeiten der Buchungen im Hotel „Zum Schwanen“ just außerhalb dieser Urlaubszeiten für Familien. „Zum Jahresanfang und September bis November haben wir die meisten Buchungen“, sagt Christian Warnke, der mit seiner Ehefrau das Hotel seit sechs Jahren führt. Alle Altersgruppen buchten Zimmer, es seien hauptsächlich Geschäftsleute. „Wir haben in Wermelskirchen und Umgebung eine sehr starke Industrie.“

 Radfahren boomt trotz Bergen: Das offiziell als „Bed and Bike“ zertifizierte Hotel „Zum Schwanen“ von Betreiber Christian Warnke zieht viele Gäste aus den Niederlanden an.

Radfahren boomt trotz Bergen: Das offiziell als „Bed and Bike“ zertifizierte Hotel „Zum Schwanen“ von Betreiber Christian Warnke zieht viele Gäste aus den Niederlanden an.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Aber auch Radtouristen, Kurzzeiturlauber, Messegäste, Gäste, die an Familienfeiern alle Art teilnehmen, übernachten in seinem Hotel mit 40 Zimmern. „Die Kombination Essen und Feiern zieht Gäste an, es ist ein wichtiges Standbein“, erzählt der Hotelier, in dessen Restaurant auch größere Gesellschaften Platz finden. Sein Haus ist einer der wenigen Betriebe an der Balkantrasse, die sich als „Bett und Bike“-Hotel haben zertifizieren lassen. Das Siegel des „Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs“ (ADFC) setzt sechs Mindest-Kriterien voraus. Inzwischen hat er Radtouristen aus den Niederlanden auf seiner Gästeliste, dieses Jahr reisen drei einzelne Gruppen an, die über einen Pauschalreiseanbeiter einen Kurztrip ins Bergische buchen. Beworben wird dies auch über spezielle Online-Portale. Werbung ist ein großes Thema. Das Ehepaar Warnke setzt auf die eigene Homepage und auf Buchungsportale.

„Wir haben im vergangenen Jahr ein Übernachtungsplus von über zwei Prozent verzeichnet“, sagt Tina Jörgens, Inhaberin vom „Hotel Zur Eich“. Das Hotel, das genau gegenüber den Bürgerhäusern steht, ist seit 1831 in Familienbesitz und wird von ihr in sechster Generation geführt. Vor zwei Jahren gab sie die Gastronomie auf und konzentriert sich seither auf den Hotelbetrieb mit 33 Zimmern und zwei Appartements, die langzeitvermietet werden und stets gut gebucht seien.

Auch ihr Hotel profitiere hauptsächlich von den Geschäftsreisenden und Messebesuchern. „Messezeiten in Köln und Düsseldorf sind Spitzenzeiten“, bilanziert die Hotel-Chefin. „Wir haben viele Stammgäste.“ Unter den Touristen sind Wanderer, Pilgerer und Radfahrer. Seit 2012, als die Balkantrasse eröffnet wurde, hätten die Buchungen dieser Kurzzeitreisenden zugenommen. Tina Jörgens hat Platz zum sicheren Abstellen der Räder in einer Garage geschaffen. Auf solche und andere Sonderwünsche stelle man sich ein. Gästen empfiehlt sie die Buchung direkt über ihr Hotel, auch wenn sie das Hotel ebenfalls über die großen Online-Buchungsportale bewirbt. „Wer direkt bei uns bucht, spart Geld“, sagt die Wermelskirchenerin. Kurzfristige Stornierungen von Gästen seien eher die Ausnahme.

Einer der wenigen, der komplett auf Buchungsportale verzichtet, ist Amir Hoshang Alizadeh Kalateh. Seit mehr als 22 Jahren betreibt er das Hotel „Zur Post“ in Dhünn und setzt auf die Weiterempfehlungen seiner Stammgäste. Messegäste werden, ebenfalls entgegen dem Trend in Wermelskirchen, immer weniger. „Früher war zu Messezeiten alles voll. Das hat sich in den letzten Jahren leider geändert.“ Einen Grund dafür sieht er in der wachsenden Zahl neuer Hotels in den Messestädten. In seinen sieben Zimmern beherbergt er jedoch viele Gäste, die Monteursarbeiten in der Gegend ausführen oder anderweitig geschäftlich unterwegs sind.

Im Anbau hatte er bislang noch eine Ferienwohnung zu vermieten, jetzt hat er jedoch beschlossen, den Teil des Gebäudes zu verkaufen. Grund dafür seien nicht nur die leicht sinkenden Zahlen seiner Gäste, sondern auch sein Alter: „Ich bin 70 Jahre alt“, sagt er. „Ich kann nicht mehr alles so wie früher.“ Was jedoch geblieben ist: seine Preise. Die habe er in den gesamten 22 Jahren nicht erhöht.

Das Hotel von Athanasia Niopa heißt ebenfalls „Zur Post“, befindet sich aber rund sechs Kilometer weiter westlich in Dabringhausen. Die 47-jährige Betreiberin ist gebürtige Düsseldorferin, im Alter von fünf Jahren ist sie mit ihren Eltern nach Griechenland gegangen und knapp 40 Jahre später wieder zurück nach Deutschland gekommen. „Ein Hotel hier in Deutschland, wo ich herkomme, war schon immer mein Traum.“

Als sie das alte Fachwerkhaus im Internet entdeckte, habe sie sich sofort darein verliebt. Im August 2017 habe sie es schließlich eröffnet. „Es braucht noch ein bisschen Zeit“, sagt Niopa, die den kompletten Betrieb mit 22 Zimmern alleine schmeißt. Ein Problem seien kurzfristige Stornierungen, die sich vor allem in Online-Portalen ergeben würden. Trotzdem zieht sie für 2019 eine positive Bilanz: „Es waren schon viel mehr Buchungen als im Vorjahr, besonders zu Messezeiten. Und die Gäste kommen wieder.“ Darunter seien auch Urlauber, die zum Wandern oder Fahrradfahren kommen.

Eine andere Art der Unterkunft bietet Karlheinz Holzendorf: Gemeinsam mit seiner Frau vermietet er eine Ferienwohnung im Herzen Wermelskirchens. „Die läuft ziemlich gut.“ Im vergangenen Jahr habe er eine Belegung von 61 Prozent verzeichnen können. Die Gäste kämen aus ganz unterschiedlichen Teilen Deutschlands und den Nachbarländern Belgien, Österreich und den Niederlanden. Eine zunehmend große Rolle, nicht nur bei den Niederländern, spiele der Radtourismus. „Leider gibt es in Wermelskirchen aber keinen Fahrradverleih.“ Deswegen wolle er noch in diesem Frühjahr Räder für die Gäste anschaffen.

Als Mitglied der Tourismusmarketinggesellschaft Naturarena bekomme er regelmäßig wichtige Impulse zum Tourismus im Bergischen Land. Aber auch Geschäftsleute würden seine Unterkunft buchen. „Das Verhältnis von Urlaubern und Geschäftsreisenden ist ungefähr 50 zu 50.“ Dabei würden die Gäste immer recht weit im Voraus buchen – schon jetzt würden die Buchungen bis Weihnachten reichen. Ins neue Jahr blickt er sehr zuversichtlich: „2019 war gut. 2020 wird noch besser.“

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