Besuche in der Partnerstadt Forst Helga Loepp: „Jedes Jahr leben die Erinnerungen wieder auf“

Wermelskirchen · Seit 30 Jahren ist Deutschland wieder eine Einheit, seit 30 Jahren ist Forst die Partnerstadt Wermelskirchens im Osten – und seit 30 Jahren fährt Helga Loepp mindestens einmal im Jahr in die Kleinstadt direkt an der polnischen Grenze.

 Helga Loepp, engagierte Kommunalpolitikerin der CDU, pflegt seit 30 Jahren ihre Kontakte in der Partnerstadt Forst.

Helga Loepp, engagierte Kommunalpolitikerin der CDU, pflegt seit 30 Jahren ihre Kontakte in der Partnerstadt Forst.

Foto: Theresa Demski

„Zum Jahrestag der Deutschen Einheit leben immer wieder aufs Neue die Erinnerungen auf“, erzählt die Wermelskirchenerin Helga Loepp. Dann denkt sie oft an ihren ersten Besuch im Osten zurück. Daran, wie sie kurz vor der Wende in den Stadtrat gewählt wurde und 1990 mit der ersten Delegation nach Forst fuhr, um die Städtepartnerschaft offiziell zu besiegeln. „Ich erinnere mich vor allem an den Braunkohle-Geruch, der in der Luft hing“, erzählt die CDU-Politikerin. „Auch Spuren von Einschusslöchern in den Häusern konnte man sehen, diese Bilder werde ich nie vergessen.“

Aus ihrer Stimme klingt noch immer die Ungläubigkeit, wenn sie von ihren Eindrücken erzählt. „Als CDU-Mitglied war die Wiedervereinigung ein erklärtes Ziel meiner Partei. Aber der wirkliche Glaube daran fehlte“, sagt Loepp. Neben den Menschen, die damals für die Einheit auf die Straßen gingen, seien wohl „hundert Engel am Werk gewesen“: „Denn wir haben uns alle gewünscht, dass das Ganze friedvoll über die Bühne geht. Aber wir haben es auch für unmöglich gehalten.“ Und selbst jetzt, drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung, empfindet Loepp es noch immer als „Wunder“, dass sie auf der jährlichen Autofahrt nach Forst niemand anhält, dass keine Kontrollen stattfinden –, dass es so einfach ist, in den Osten Deutschlands zu reisen.

Helga Loepp hat die Stadt lieben gelernt. Doch obwohl sich in den vergangenen Jahre „viel getan“ habe in Forst, ist sich Loepp dennoch der Probleme bewusst. „Wenn man durch die Innenstadt geht, bemerkt man schon, dass dort kaum junge Leute sind. Und die AfD ist vor zwei Jahren stärkte Kraft geworden“, sagt sie. Dennoch glaubt Loepp, dass Forst auf einem guten Weg ist. „Es hat sich auch vieles zum Guten verändert. Manche Autobahnen sind da besser als hier“, sagt sie.

Loepp bedauert sehr, dass sie in diesem Jahr wegen der Corona-Krise nicht nach Forst fahren kann. Denn schon bei ihrem ersten Besuch konnte Loepp persönliche Kontakte vor Ort schließen – die sie bis heute pflegt. „Bevor wir einen Urlaub planen, rufen wir immer bei dem ein oder anderen Bekannten an, ob er dann zu Hause ist“, erzählt Loepp. „Und bei der Kirche schauen wir auch immer vorbei.“ Neben ihren Freundschaften und Bekanntschaften locke sie aber auch die schöne Landschaft und das „toll ausgebaute Radwegenetz“ nach Forst. „Da macht Fahrradfahren noch richtig Spaß“, erzählt sie begeistert. Viele andere Wermelskirchener, die auch regelmäßig nach Forst fahren, kenne sie jedoch nicht. Über eine Wiederbelebung der Städtepartnerschaft würde sie sich deshalb sehr freuen. „Ich finde es schade, dass der Kontakt der Verwaltungen nicht mehr so rege ist“, sagt sie. „Aber so eine Städtepartnerschaft muss auch gelebt werden, die braucht Dynamik.“

Für die sorgt Helga Loepp  immerhin schon lange. Sie will weiterhinmindestens einmal im Jahr nach Forst fahren.

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