Motorsport in Wermelskirchen Beim Turnier quietschen die Reifen
Wermelskirchen · Der Motorsportclub Dhünn und der Remscheider Automobil-Club richteten am Sonntag gleich zwei Geschicklichkeitswettbewerbe aus. Profis und Anfänger stellten sich den acht Aufgaben.
Martin Tieben sitzt hochkonzentriert in seinem schwarzen Polo. Im Startbereich plaudern die Besucher, aber der Motorsportler aus Recklinghausen geht in aller Runde gedanklich noch mal die Strecke durch. Dann fällt der Startschuss und Martin Tieben rast lost – erst vorwärts durch die Slalomstrecke. Die Reifen quietschen als er bremst und die gleiche Strecke nun rückwärts fährt. Völlig fehlerlos. Wenige Millimeter vor dem weißen Gatter bremst er wieder geräuschvoll und fährt dann weiter zu der Parklücke. Es dauert nur wenige Sekunden, bis das schwarze Auto in der kleinen Lücke steht. Dann geht es weiter in den Wendehof. Auch hier braucht der Autofahrer nicht lange, bis er das Fahrzeug an den beiden weißen Gattern gewendet hat und durch die enge Ausfahrt zur nächsten Aufgabe fährt: Eine enge Gasse soll erst vorwärts und dann rückwärts durchfahren werden. Tieben rast los und kommt nach insgesamt acht Aufgaben und 59 Sekunden an der Stopplinie zum Stehen. „Fehlerlos“, ruft der Sprecher des Remscheider Automobil-Clubs von der Plattform auf dem Moderations-Lastwagen durch das Mikrofon und die Zuschauer klatschen begeistert.
Martin Tieben hat noch zwei Durchgänge vor sich – der Beste wird gewertet. Dreimal fehlerlos, zweimal unter einer Minute. Als er danach aus dem Auto steigt, grinst er. „Ist gut gelaufen“, sagt er dann und freut sich über die Begeisterung am Streckenrand. Er hat sich am Sonntagmittag aus Recklinghausen auf den Weg zum Parkplatz am Autohaus Hildebrandt gemacht, um für den Endlauf der Deutschen Meisterschaften in der nächsten Woche zu trainieren. „Ich fahre seit ich 18 bin“, erzählt er. Und dann grinst er: „Jetzt bin ich 51, habe also schon ein paar Parcours gesehen.“ Es sei die finanzierbare Sparte des Motorsports, erklärt er. Aufwand und Material sind bezahlbar. „Und es macht einen Riesenspaß“, sagt er noch.
Das sehen auch die Mitglieder des Motorsportclubs Dhünn (MSC) und des Remscheider Automobil-Clubs (RAC) so. Und deswegen haben sie sich zum ersten Mal in ihrer Geschichte zusammengeschlossen, um gemeinsam zum Geschicklichkeitsturnier einzuladen. „Beim Motorsportfrühstück hat uns Bernd Hildebrandt seine Fläche am Autohaus angeboten“, erzählt Garry Diel, Vorsitzender beim MSC Dhünn. Die beiden Motosportvereine griffen zu und vereinbarten einen gemeinsamen Termin, um gleich zwei Wettbewerbe an einem Tag auszurichten – den ersten am Vormittag, den zweiten am Nachmittag. Bei beiden können Fahrer der Profiklasse auch Punkte für die ADAC-Läufe sammeln.
Der Name des besten Fahrers wurde unserer Redaktion am Sonntag noch nicht mitgeteilt, er wird in den nächsten Tagen veröffentlicht.
Die Remscheider unter Leitung von Hans-Gerd Sieper haben das Material und die Erfahrung mitgebracht. Schließlich ist es ihr 36. Turnier, das sie am Sonntag ausrichten – allerdings nach sechsjähriger Pause. Die Dhünnschen haben seit mehr als 20 Jahren kein Geschicklichkeitsturnier mehr ausgerichtet. Die Rückkehr zaubert ein zufriedenes Lachen auf die Gesichter der Motorsportler. Im Gepäck haben die Ehrenamtlichen aus Dhünn nicht nur Verpflegung vom Grill für Fahrer und Gäste, sondern auch viel Einsatzbereitschaft. In ihren roten T-Shirts engagieren sie sich als Streckenposten und zählen Fehlerpunkte.
„Jeder, der will und sich traut, kann heute antreten“, erklärt unterdessen Gerry Diel. Einzige Voraussetzung: ein Führerschein und ein Auto. Denn jeder tritt am Sonntag im eigenen Fahrzeug an. „Die meisten Autofahrer meinen ja, sie seien ziemlich gute Autofahrer“, sagt Diel, „aber es gehört schon etwas dazu, sich hier auch dem Publikum zu stellen.“ Mit der Resonanz sind die Vereine sehr zufrieden: Sowohl in der Profiklasse, als auch in der Anfängerklasse gehen viele Teilnehmer auf die Strecke. Männer genauso wie Frauen. Ein großer Mercedes genauso wie ein Smart. „Wir richten die Strecke für jedes Fahrzeug entsprechend ein“, erklärt Diel – je nach Breite und Länge des Autos. Die acht Stationen erkennen vor allem die Fahrer der Profiklasse schnell wieder: Denn sie sind in unterschiedlicher Reihenfolge bei jedem Geschicklichkeitsturnier zu finden.
Gerade macht sich Fabian Scheen in seinem Smart bereit für die Strecke. Er steige gerade in den Motorsport ein, wird er hinterher erzählen. Er wolle ein bisschen Erfahrung sammeln. Im Parcours ist er hochkonzentriert unterwegs, langsamer als die Profis. „Aber die Fehlerwertung geht hier auch vor Zeit“, erklärt Gerry Diel, der im großzügigen Besucherbereich am Rand der Strecke zuschaut. Ein Hütchen fällt im Slalom und auch in der Gasse fallen zwei Klötzchen. „Ich wollte eigentlich ein besseres Ergebnis“, sagt Scheen als er aussteigt, „aber ich bin jetzt ganz zufrieden.“
Die Zufriedenheit ist auch Gerry Diel ins Gesicht geschrieben, dessen Mannschaft vom MSC am Nachmittag in den zweiten Wettkampf startet. „Für uns ist es vor allem schön, dass wir hier zuhause Motorsport zeigen und fahren können“, sagt er, „das sorgt ja auch für Leben im Dorf, also hier in Wermelskirchen.“ Und im besten Fall kämen Zuschauer auf den Geschmack – und würden selbst Lust bekommen, in den Motorsport einzusteigen.