Katt Kreativ in Wermelskirchen Pudelmützen, Schiefer und Wolle

Wermelskirchen · Zum 52. Mal trafen bei „Katt kreativ“ einfallsreiche Köpfe auf interessierte Besucher.

 Die "Wollspinnen" erlaubten den Besuchern beim Kreativmarkt einen Blick hinter die Kulissen des traditionellen Kunsthandwerks.

Die "Wollspinnen" erlaubten den Besuchern beim Kreativmarkt einen Blick hinter die Kulissen des traditionellen Kunsthandwerks.

Foto: Theresa Demski

Bei Moni Pfannschmidt herrscht Hochbetrieb. Die Besucher sehen sich zwischen den bunten Stoffen um und kommen ins Gespräch. Die Hobbykünstlerin hat Wachstücher gestaltet – bunt, nützlich und nachhaltig. Sie wickelt Brot in die Tücher ein, verwendet sie wie einst Frischhaltefolie. Weil sie es sich bunt wünschte, begann sie die Tücher selbst zu gestalten – in verschiedenen Größen und unzähligen Mustern und Farben. Gleichzeitig hat sie die kleinen, besonderen Wachstaler mitgebracht, die geschmolzen und dann auf Stoff verstrichen werden, falls Besucher es Zuhause selbst versuchen möchten.

Es ist eine neue Facette des Kreativmarkts „Katt kreativ“ – das Thema Nachhaltigkeit hat hier seinen Platz gefunden. Das zeigt am Wochenende auch Karin Pickenpack, die Kleidung verkauft, die sie zuvor aufgewertet hat – mit Applikationen, Farben, Knöpfen, Stoffen. Upcycling nennen Fachleute diesen Vorgang. Die Besucher beim Kreativmarkt nehmen die Unikate genau unter die Lupe.

Und so zeigt sich am Samstag und Sonntag in der Katt einmal mehr: Kreativität hat viele Gesichter. Es entstehen neue Zweige, neue Ideen. Junge Frauen wie Sonja Kleis beginnen wieder zu nähen, schaffen kleine Kunstwerke, Täschchen, Schlüsselanhänger, Kissen. Ausstellerinnen wie Sabine Rudersdorf oder Ann-Kathrin Timm machen Kunst aus Papier. Sie geben sich viel Mühe mit ihren Arbeiten – und mit ihrem Stand auf der Kreativmesse. Sie sind das junge Gesicht der Veranstaltung, das Mut macht, weil es signalisiert: Kreativität verändert sich, geht aber nicht verloren.

Dafür steht auch Anna-Lena Hösl, die kleine Magnetwände gestaltet hat. „Sie sind ausgesprochen nützlich“, sagt sie, „denn sie helfen beim Strukturieren.“ Ob Bohraufsätze oder Nähspulen: Die Künstlerin verbindet Nützliches und Originelles und schafft per Magnetwand neuen Raum für kleine Gegenstände des Alltags – die oft gebraucht werden und bisher selten zur Hand waren. Wer keinen der kleinen magnetischen Rahmen mit nach Hause nimmt, ist doch um eine Idee reicher.

Dazu gesellen sich bei Katt Kreativ wahre Kunsthandwerker wie Dirk Fleischer oder Benno Koll, die ihre Holzarbeiten mitgebracht haben oder Ulrich Hof zum Ahaus, der historische Holzfenster mit Spiegeln verkauft. Auch Kunst aus Schiefer, Wolle, Beton oder aus Stühlen findet ihren Raum. Schmuck, Dekoratives, Nützliches. Das Moderne trifft auf Klassisches: So haben die „Woll-Spinnen“, eine muntere Gruppe engagierter Damen, ihre Spinnräder mitgebracht und geben einen kleinen Einblick in altes Handwerk. Doris Ludwig klöppelt an ihrem Stand kleine Kunstwerke – und gibt breitwillig Auskunft über die selbsterlernte Handarbeiter. Viele Aussteller haben Schere, Tinte oder Säge gleich mitgebracht und erlauben einen Blick hinter die Kulissen.

Die Besucher kommen zahlreich – um Ideen zu sammeln und erste Weihnachtsgeschenke zu kaufen, um mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. Gleich am Eingang treffen sie dann auch auf Eva-Maria Ponsar, die so lange das Gesicht der Kattwinkelschen Fabrik war, dass ein Kreativmarkt ohne sie beinahe undenkbar scheint. Am Wochenende reiht sie sich mit ihren eigenen Werken in die große Menge der Aussteller ein – im Gepäck hat sie Spültücher für Männer. „Die sind grau oder blau“, sagt sie, „und ich habe festgestellt: Es funktioniert. Bei den Farben übernehmen auch Männer das Spülen.“

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