Im Haus Eifgen in Wermelskirchen Bei Gwennyn trifft Klassisches auf Modernes
Wermelskirchen · Die bretonische Sängerin Gwennyn beeindruckt zum Auftakt der zweiten „Celtic-Voyage“-Konzertreihe im Haus Eifgen in Wermelskirchen.
Die Konzertreihe „Celtic Voyage“, die im vergangenen Jahr mit Clare Sands zu Ende gegangen ist, geht 2023 in die zweite Runde. Zum Auftakt am Donnerstagabend sind weit mehr als 50 Interessierte ins Haus Eifgen gekommen, um der bretonischen Künstlerin Gwennyn und ihrer Band zu lauschen.
Und sie hat eine ganz eigene Definition der keltischen Musik: Das wird gleich zu Beginn deutlich, als eine klassische Rockband-Besetzung auf die Bühne kommt. Gitarre und E-Bass sind da zu sehen, dann kommen da aber doch noch zwei Musiker mit einem Dudelsack-artigen Instrument und einer Schalmei dazu, ehe die in einem aparten schwarzen Kleid gewandete Sängerin ans Mikrofon tritt. Die Musik, die dann erklingt, ist aber alles andere als klassisch. Weder klassisch keltisch, noch klassisch rockig. Sondern vielmehr eine vollkommen eigenständige Mischung aus diesen beiden Stilarten – und noch wesentlich mehr.
Ein Element, welches auf jeden Fall prägend für den leidenschaftlichen Sound des Quintetts aus der Remscheider Partnerstadt Quimper ist, ist der quäkend-nasale Klang des Dudelsacks, der in reizvollem Kontrast zur sanften Flöte steht, die auch immer wieder zu hören ist. Auf der anderen Seite sind da die Gitarre und der Bass, die ein rockiges und bisweilen gar in Funk-Dimensionen driftendes Fundament zurechtzimmern.
Darüber fliegt die Stimme Gwennyns, weniger engelsgleich-sphärisch als kämpferisch-kräftig, weniger Sopran als Alt – und damit genau richtig für diese Musik, die eben auch nicht wie aus der ruhigen und meditativen Ecke kommt, sondern durchaus nach vorne losgeht, den Zuhörer fordert, beim Schopf packt und nicht so einfach wieder loslässt.
Etwa bei „Excalibur“, das, auch ohne den Text zu verstehen, mit König Artus zu tun haben dürfte, mit einer harten E-Gitarre und wuchtigen Rhythmen aus der Konserve. Apropos verstehen: Die Kommunikation zwischen den Songs funktioniert prima, weil die Französin wunderbar Deutsch spricht und das auch für viele mit ihrem liebreizenden Akzent gemachte Ansagen nutzt. Auch das mit einem geradezu rockstarhaften Gitarrensolo veredelte „Deux Voiles Blanches“, transportiert diese eigenwillige und besondere musikalische Mixtur aus Moderne und klassischem Folk.
Auf der anderen Seite kann die Band um die sympathische Sängerin aber doch auch ruhiger. Etwa in „Les Lavandieres“, einer Geschichte über die Gefahren, die betrunkenen Männern in der Bretagne von weiblichen Wäscherinnen drohen. Oder „Karantez Vro“, einem vertonten Gedicht der Bretonin Angela Duvall über deren „Liebe zum Land“, so der übersetzte Titel.
Oder dem nur von der Gitarre begleiteten „Marv An Evned“, das für fingerdicke Gänsehaut sorgt. Die Vielseitigkeit der Band wird beim folgenden „Me Ivez“ deutlich, das zum einen durch die Funk-Gitarre, zum anderen durch die an Mittelalter-Klänge erinnernde Schalmei und das Schlagzeug vom Band eine gänzlich andere Stimmung hervorruft.
Gemein ist der Musik, dass sie beim Publikum enorm gut ankommt. Dafür sprich der begeisterte Beifall, der nach jedem Song aufbrandet und von Pfeifen und Jubeln begleitet wird. Das freut die Sängerin, die sich wiederum mit einem beinahe schüchternen Lächeln bedankt. Man darf gespannt sein, welche Überraschungen sich Adrian Kunitz und sein Team im weiteren Verlauf der diesjährigen „Celtic Voyage“-Konzertreihe noch so ausgedacht haben.