Partei holt 5 von 30 Stimmbezirken Die Grünen „erobern“ Tente

Wermelskirchen · Ein historisches Hoch erreicht die Partei, die sich Mobilitätswende, Klima- und Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben hat, in Wermelskirchen. In fünf Wahlbezirken hängen die Grünen die CDU ab, die insgesamt jedoch vorn bleibt.

 Die Grundschule in Tente.

Die Grundschule in Tente.

Foto: Teifel, Udo (tei)

Die Europawahl hat mobilisiert. Und sorgt in Wermelskirchen für eine kleine Sensation. Überraschenderweise haben die Grünen nicht nur knapp 24 Prozent erzielt, sondern auch fünf Wahlbezirke gewonnen. Sie lagen dort knapp über dem CDU-Ergebnis: Spitzenreiter war der Wahlbezirk „Grundschule Tente“ mit 29,76 Prozent. Fast jeder Dritte wählte dort grün. Über die Gründe für diesen klaren Vorsprung kann derzeit nur spekuliert werden, aber grüne Themen sind bei der Europawahl insgesamt stärker in den Fokus gerückt.

Gefolgt wird dieses Topergebnis vom Wahlbezirk „Mehrzweckhalle Dabringhausen“ (29,59), „Kita Forstring“ (28,68), „Stephanus Gemeindezentrum“ (26,76), „Gemeindehaus Heisterbusch“ (25,90), wo die CDU ihr schlechtestes Ergebnis verbuchen muss: 23,51 Prozent. Nur zum Vergleich, wie sich die Kräfte im Vergleich zur Europawahl vor zehn Jahren verschoben haben: Die CDU war mit 40,8 Prozent mit großem Abstand an der Spitze. Die SPD lag mit 18,6 Prozent nur knapp vor der FDP (17,6). Die Grünen rangieren auf Platz vier mit 11 Prozent. Die Wahlbeteiligung war mit 45,5 Prozent schwach (2014: 42,5 Prozent). Europathemen sind unterm Strich auch in Wermelskirchen näher gerückt.

Die zweite Überraschung war auch die vergleichsweise starke Wahlbeteiligung. Sie lag in Wermelskirchen mit 65,51 Prozent deutlich höher als erwartet. Von den 27.242 Wahlberechtigten haben 17.846 ihre Stimme abgegeben, davon waren 131 ungültig.

Der hiesige Kandidat der CDU, Uwe Pakendorf, hat den Einzug ins Europaparlament nicht geschafft, 35 Prozent hätten die Christdemokraten erreichen müssen. „Ich habe damit gerechnet, dass es nicht klappen könnte“, sagte Pakendorf auf Nachfrage. Dennoch verhelt er nicht, dass er enttäuscht ist. Allerdings habe der Wahlkampf viel Spaß gemacht. Insbesondere auf Podiumsdiskussionen in Schulen sei er mit jungen Menschen ins Gespräch gekommen. „Sie haben durchaus anerkannt, was die CDU auf Kreisebene bewegt, haben dann aber kritisiert, dass dies auf Bundesebene nicht so sei“, berichtete Uwe Pakendorf.

Im Rheinisch-Bergischen Kreis habe die CDU viele grüne Themen gesetzt und Projekte umgesetzt wie das Mobilitätskonzept und die Einführung von Wasserstoff-Bussen. „Wir werden weiter Druck machen und Projekte zum Klimaschutz umsetzen. Im Übrigen arbeiten wir gut mit den Grünen zusammen“, betonte der CDU-Kreisvorsitzende. Allerdings habe die CDU die Inhalte nicht ausreichend kommuniziert. Zukünftig werde man andere Kanäle verstärkt nutzen: Youtube-Videos für Statements etwa, ein besserer Facebook-Auftritt und Instagram.

Die Parteien haben in den 30 Wermeslkirchener Wahlbezirken, darunter sind sechs Briefwahlbezirke, teilweise sehr unterschiedlich abgeschnitten. Die Christdemokraten haben ihre bestimmten Hochburgen in der Stadt. So wählten 44 Prozent im Wahlbezirk „Vereinshaus Hülsen“ die CDU, die SPD erreicht dort ihr schlechtestes Ergebnis in Wermelskirchen: nur 7,38 Prozent, ein historischer Tiefpunkt.

Auch bei den Briefwählern scheint die CDU in diesem Wahljahr beliebt zu sein. In allen sechs Briefwahlbezirken liegt die CDU über ihrem Durchschnittsergebnis von 31,62 Prozent, im Briefwahlbezirk 1 erinnert das Ergebnis an alte Zeiten, 40,96 Prozent der Wähler gaben den Christdemokraten ihre Stimme.

Auch die Liberalen haben ihre starken Bezirke im Stadtgebiet Wermelskirchen. Das Ergebnis im Wahlbezirk „Werkstatt Lebenshilfe“ kommt ihrem Wunschergebnis schon sehr nahe, 11,68 Prozent. Und die 13,35 Prozent im Wahlbezirk „Gemeindehaus Hünger“ dürften für die Freien Demokraten ein Traumergebnis sein.

Die Sozialdemokraten kommen in allen Stimmbezirken nicht über die 20 Prozent, selbst ihr Topergebnis im Wahlbezirk „Haus Vogelsang“ ist davon mit 18,81 Prozent noch deutlich entfernt.

Neben CDU, SPD, Grüne, FDP und AfD kamen die Linken immerhin noch auf 3,34 Prozent. Dann folgen zahlreiche kleine Splitter-Parteien, die im Ergebnis unter zwei Prozent, teilweise deutlich darunter liegen. Die Tierschutzpartei gehört unter den Splittergruppen mit 1,6 Prozent noch zu den größeren. Darüber liegt die Satirepartei „Die Partei“ mit 1,98 Prozent. Die Freien Wähler haben bei der Wahl am Sonntag 1,01 Prozent geholt.

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