„Visionenkonferenz“ in Wermelskirchen Balkantrasse weist Weg zur Inter-Kultur

Wermelskirchen · Die „Visionenkonferenz“ in der Kattwinkelsche Fabrik ist das dritte von insgesamt vier Treffen, die zur Entstehung eines gemeinsamen Kulturentwicklungsplans für die Nachbarkommunen Burscheid und Wermelskirchen führen.

Die Balkantrasse verbindet Burscheid und Wermelskirchen und bekommt dadurch für die interkommunale Kulturarbeit Symbolcharakter.

Die Balkantrasse verbindet Burscheid und Wermelskirchen und bekommt dadurch für die interkommunale Kulturarbeit Symbolcharakter.

Foto: Theresa Demski

Die Balkantrasse als Radfahr- und Fußweg zwischen Burscheid und Wermelskirchen kann ein Schlüssel auf dem Weg zur interkommunalen Zusammenarbeit zwischen den beiden Nachbarkommunen sein. Das wurde auf der dritten von insgesamt vier Konferenzen zur Aufstellung eines gemeinsamen Kulturentwicklungsplans für Burscheid und Wermelskirchen in der Kattwinkelschen Fabrik deutlich.

Dass solch eine tatsächliche Verbindung auch als Symbol für interkommunale Zusammenarbeit Sinn macht, verdeutlichte Ricarda Riedesel in einem Impuls-Vortrag zum Start in die Konferenz, der sie via Online-Schaltung beiwohnte. Die Leiterin für Kultur und Erwachsenenbildung bei der Verwaltung in Bad Berleburg berichtete von der Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Nachbarort Schmallenberg auf kultureller Ebene, die bereits von zehn Jahren ihren Anfang nahm. Den beiden Städten habe ein eigens eingerichteter „Waldweg“ über Konfessions- und politische Grenzen hinweg sehr geholfen. Gemeinsame Projekt auf und rund um den Weg hätten die kulturelle Zusammenarbeit weniger abstrakt erscheinen lassen, zur Zusammenarbeit und zum Kennenlernen der Akteure untereinander geführt.

Beispiele führte Ricarda Riedesel genauso an. Unter anderem: „Bad Berleburg und Schmallenberg haben viele kleine Museen, die ehrenamtlich betrieben werden. Dafür haben wir eine Museums-Führer-Qualifikation geschaffen, um mehr Führungen anbieten zu können. Die wurde von Aktiven aus beiden Städten genutzt – von jeder Seite haben zehn mitgemacht. Für die war die Teilnahme kostenlos, aber natürlich zeitaufwendig. Gefördert wurde das mit regionalen Kulturpolitik-Mitteln.“

Jasmin Dorner, Kulturmanagerin der zwei Nachbarstädte neben dem Konferenzmoderator Armin Himmelrath.

Jasmin Dorner, Kulturmanagerin der zwei Nachbarstädte neben dem Konferenzmoderator Armin Himmelrath.

Foto: Stephan Singer

Als entscheidend betonte Ricarda Riedesel: „Kulturentwicklungsplanung ist nie zu Ende. Das zeigt die Erfahrung.“ Es gebe viele Möglichkeiten, um Fördertöpfe zu öffnen und auch externe Berater, die „sehr gut helfen und unterstützen“ könnten: „Es braucht Kümmerer, sozusagen Motoren, die dafür sorgen, dass die Kommunikation auf Dauer aufrecht erhalten wird – es ist sicherlich nicht einfach, den Austausch zu verstetigen.“

Die gemeinsame Kulturmanagerin der Städte Burscheid und Wermelskirchen, Jasmin Dorner, die mit der Erstellung des Kulturentwicklungsplans betraut ist, nannte „Knackpunkte“, die sich bereits aus den vorangegangenen Konferenzen ergeben hätten: „Kulturschaffende in Burscheid und Wermelskirchen arbeiten häufig ehrenamtlich. Herausforderungen sind dabei der mangelnde Nachwuchs, der demografische Wandel, die fehlende strukturelle Organisation, fehlendes Sponsoring und auch fehlende Wertschätzung für das Ehrenamt.“ Allen Beteiligten sei klar: „Kommunikation braucht Strukturen.“

Aber, so stellte Jasmin Dorner, bei den Gesprächen an drei verschiedenen Tischen, an die sich die Konferenzteilnehmer verteilt hatten (sogenanntes „World-Café“-Format), fest: „Das Bilden von Netzwerken und das Durchführen von gemeinsamen Projekten muss nicht nacheinander entstehen. Das Kennenlernen kann bereits bei gemeinsamen Projekten passieren, wodurch sich Netzwerke bilden.“

Wie die Moderatorinnen der drei Tische, Kathrin Kellermann (Stadt Wermelskirchen), Renate Bergfelder-Weiß und Ann-Kathrin Gusowski (beide Stadt Burscheid) bei der zusammenfassenden Vorstellung von den Ideen aus den Gesprächsrunden bilanzierten, war an jedem Tisch die Balkantrasse als verbindendes Element zwischen Burscheid und Wermelskirchen ein Thema. Dort könnte ein Stehlenpfad mit Informationstafeln entstehen, Kunstausstellungen mit beispielsweise Skulpturen installiert oder auch ein „Zwei-Städte-Festival“ stattfinden.

Weitere Ideen für eine eine interkommunale Zusammenarbeit sind Kulturstammtische inklusive Künstlerbörsen, die Ausweitung der Wermelskirchener Musik-Tour nach Burscheid oder ein „Kultur-Bus“ bestehend aus organisierten Fahrgemeinschaften, mit denen Besucher zu Veranstaltungen in den jeweils andere Stadt gelangen.

Dass nicht an allen Stellen Kooperationen Sinn machen, zeigte Kai Langenkamp von der Kulturinitiative Wermelskirchen auf: „Burscheid und Wermelskirchen liegen so eng beieinander, dass es keinen Sinn macht, beispielsweise einen Musiker gemeinsam zu buchen, denn der wird innerhalb einer Jahres nur in einer der beiden Städte spielen, damit sich die Termine nicht das Wasser abgraben. Eine Absprache hingegen ist natürlich sinnvoll.“

Wermelskirchens Streetworker Torben Faubel skizzierte: „Ich brauche kein Netzwerk-Treffen von beispielsweise 17 Fotografen, sondern einen Fotografen, der mit Leuten aus Burscheid und Wermelskirchen etwas wie Fotospaziergänge, Workshops oder Ausstellungen macht, denn gemeinsames Kreieren verbindet.“

Konferenz-Moderator Armin Himmelrath zeigte sich mit Blick auf die vierte und abschließende Konferenz überzeugt: „Etliches ist auf den Weg gebracht. Es gilt Ideen zu entwickeln, mit denen sich Zielmarken setzen lassen.“

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