Kultur in Wermelskirchen Musik und Stand-up ergeben eine feine Einheit
Wermelskirchen · Axel Pätz war am Freitag mit seinem neuen Programm „Mehr!“ zu Gast in der Kattwinkelschen Fabrik. Es war ein Plädoyer für ein „Weniger!“.
Das Musikkabarett ist irgendwie eine ganz eigene Gattung. Entweder geradezu absurd, man denke hier etwa an Helge Schneider. Oder aber von einer fein ziselierten Wortschönheit, kombiniert mit enormer Fingerfertigkeit am Instrument. Genau wie Axel Pätz, der am Freitagabend in der gut besuchten Katt zu Gast war. Er betrat direkt mit einem Akkordeon und dem Titellied seines aktuellen Programms „Mehr!“ die Bühne. Wobei der preisgekrönte Hamburger eine sehr ausgewogene Mischung aus Stand-up und Musik präsentierte. Eine ausgeprägte und sehr erfrischende gesellschaftskritische Note war ebenfalls Teil des Auftritts.
„Mehr!“ - das war ein gut gewählter Titel. „Wir kommen in die entferntesten Ecken der Welt, wir kommen auf den Mars und auf den Mond. Nur auf eines kommen wir nicht - auf die Idee, einfach mal innezuhalten.“ Wie wahr. Genau wie der Song über die „Tracking-App, die ich durch die Gegend schlepp“, um so „jeden Scheiß“ über den eigenen Körper zu wissen. Sogar, wie die Blutfettwerte während des Verkehrs waren, und ob die Performance „gut war, oder doch eher … - befriedigend?“ Das desillusionierte Fazit: „Das ist doch das beste Beispiel dafür, dass wir wirklich, wirklich alles haben.“
Axel Pätz war perfekt in der Rolle des Erzählers, verließ sie nur ganz selten. Wenn er etwa am Anfang sagte, dass die „braunen Flecken in unserer Unterwäsche nur sehr schwer wegzubekommen sind“, woraufhin er spontanen Applaus bekam. „Oh, jetzt machen Sie mir es aber etwas zu leicht. Nur ein bisschen gegen Nazis schimpfen, und schon gibt es Applaus.“ Nur, um dann, beinahe ein wenig nachdenklich hinzuzufügen: „Aber es ist ja gut, dass es so ist.“ Es war kein bierernstes Programm, auch wenn es bisweilen um vermeintlich trockene Themen wie die Steuererklärung oder über EU-Mittel ging. Das war aber immer mit Augenzwinkern – und fetzigen Melodien – verknüpft.
Dieses „Mehr!“ war ein Plädoyer für ein „Weniger!“. Schließlich könne man nicht dauerhaft nach dem Motto verfahren: „Entschleunigung? Gerne – aber Zack-Zack!“ Und dieses „Weniger!“ könnte man sich ein wenig wie die „Heimat“ von früher vorstellen, die ihn immer ein wenig an Bullerbü erinnerte.
Allerdings – irgendwann kam dann doch ein wenig Ernüchterung durch – „das Hirn, das Hirn, das ist im Arsch…“ Denn dass eine Verbindung zwischen Gehirn und Arsch bestehe, sei ja klar, wenn man sich Donald Trump und Wladimir Putin ansehe: „Sobald sie den Mund zum Reden aufmachen, kommt nur Scheiße raus.“
Alex Pätz schaffte es, für anerkennendes Staunen und ausgelassene Unterhaltung zu sorgen. Und vermochte es auch, einen zum Nachdenken zu bringen. Über die eigene Geschwindigkeit, mit der man durchs Leben ging. Und dass es das Verkehrteste nicht sein könnte, einfach mal innezuhalten.