Weihnachtskrippen in Wermelskirchen Auf dem Weg in den Stall

Wermelskirchen · Zu Weihnachten wird es voll im Stall: Das Kind im Stroh, Maria und Josef. Hirten, Schafe, Ochs und Esel, dann die Könige. Wer einen Blick in die heimischen Krippen wirft, der erlebt Weihnachten zuweilen aus einer neuen Perspektive.

 2000 Jahre Distanz überwinden: Die Krippe im GZD stellt die Frage, wie die Geburt Jesu wohl heute aussehen würde.

2000 Jahre Distanz überwinden: Die Krippe im GZD stellt die Frage, wie die Geburt Jesu wohl heute aussehen würde.

Foto: Theresa Demski

Sie erzählen eine Geschichte – die größte Geschichte des Christentums. Manchmal sind sie aus Holz geschnitzt, manchmal aus Pappmaché gefertigt. Immer geht es den Krippenfiguren um eine Botschaft: „Fürchtet euch nicht. Denn euch ist heute der Heiland geboren.“ In einem Stall. Auf Augenhöhe.

Dabringhausen Josef macht gerade ein Selfie, die Weisen aus dem Morgenland haben ihre Geschenke in Amazon-Paketen verpackt und reisen mit dem Segway an, der Hirte postet das Ereignis auf Instagram, der Stall hat Solar-Module auf dem Dach. „Diese Krippe ist provokant“, weiß Pastor Ulrich Abels, „aber vor allem ermöglicht sie uns, allzu Vertrautes durch eine neue Brille zu betrachten.“ Und deswegen hat er die Krippe nach einem Besuch bei seiner Tochter aus den USA mitgebracht und ihr einen Platz im Gemeindezentrum der Evangelische Freikirchlichen Gemeinde in Dabringhausen geschaffen. „Was da passiert ist, das hat auch mit Menschen in unserer modernen Zeit zu tun“, sagt Abels, „diese Krippe holt das Geschehen aus einer 2000-Jahre-Distanz direkt zu uns.“

Tente Im Evangelischen Gemeindehaus in Tente sind die Krippenfiguren schon seit der ersten Adventswoche unterwegs: Die großen Figuren wandern durch den Raum, begegnen der Gemeinde und treffen dann am Altar ein. „Wir gehen den Weg Richtung Weihnachten gemeinsam“, sagt Pfarrerin Sabrina Frackenpohl-Koberski, „und wir kommen gemeinsam an. Im Gottesdienst, bei Gott, am Heiligen Abend.“ Seit zehn Jahren erleben die Tenter so den Advent – seit Heidi Brandt und Manuela Wickesberger die Figuren entdeckten, sich in sie verliebten und für das Gemeindehaus anschafften.

Dhünn Eine große Holzhütte erwartet die Gottesdienstbesucher in der Kirche in Dhünn. Viele Gemeindeglieder haben die Hütte, die Ernst Köser gebaut hat, bereits mit ihren Ideen gestaltet. Vorhänge und Stroh, Weihnachtsstern und Wagenrad: Die Hütte trägt die Handschrift der Gemeinde. Und am Heiligen Abend zieht genau dort die Futterkrippe mit dem Kind in das Häuschen ein. „Das ist fürs Gemüt“, sagt Rüsing. Erst recht, wenn dann die Schriftlesung dazu erklinge: „Fürchtet euch nicht.“

St. Michael Keine Weihnachtskrippe in Wermelskirchen erreicht die Dimensionen wie in Sankt Michael: In der katholischen Kirche blicken die Besucher in die Gesichter von Ochs und Esel in einem bergischen Stall und können die fast menschengroßen Figuren von Maria und Josef, zwei Hirten und dem Kind entdecken. Anfang der 1960er Jahre bildete sich ein kleiner Krippenverein, der die Figuren herstellte. Heinz Vogt sorgt nun jedes Jahr dafür, dass die Krippe ihren Platz findet. „Mir ist es wichtig, dass die Menschen einen Blick auf die Heilige Familie bekommen“, sagt er. Dann kehre eine eigentümliche Ruhe ein und es werde wirklich Weihnachten.

Stadtkirche Die Krippenfiguren unter dem großen Weihnachtsbaum in der Stadtkirche laden zum Anfassen ein: Die robusten Holzfiguren eröffnen den Blick in den Stall und wollen nahbar sein. Jedes Jahr werden sie aus ihrer Unterkunft auf der Kanzel der Stadtkirche hervorgeholt und sorgfältig platziert – um die Geschichte der Geburt Jesus zu erzählen. Und so nehmen sich vor allem in den ruhigeren Tagen nach Weihnachten viele Besucher die Zeit genau hinzusehen und ihre Finger über das weiche Holz gleiten zu lassen.

Neuenhaus Im Stephanus-Gemeindezentrum startet die Krippendarstellung lange vor der Geburt im Stall: Kaum hat der Advent begonnen, steht plötzlich ein Engel auf der Brüstung und verkündet Maria die Geburt des Kindes. „Unsere Wandelkrippe verändert sich dann bis zum Heiligen Abend immer wieder“, sagt Jürgen Dicke. Der Hobby-Schreiner hat jede einzelne der fast 30 Figuren und Landschaften mit viel Liebe zum Detail und speziell für die Brüstung hinter dem Altar erschaffen. Und wer mag, darf eine zweite Anfertigung der Hauptfiguren zwischenzeitlich mit nachhause nehmen und seine Eindrücke in ein Reisebuch eintragen. Warum der Aufwand? „Na darum geht’s doch“, sagt Dicke, „Weihnachten. Das ist die Geburt unseres Herrn.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort