Schreck in Wermelskirchen Riesen-Ast bricht aus 30-Meter-Naturweihnachtsbaum

Update | Wermelskirchen · Schock in Wermelskirchen: Ein Ast ist unvermittelt aus dem Naturweihnachtsbaum am Fuß der Carl-Leverkus-Straße gebrochen. Die Feuerwehr rückt an und sperrt das Umfeld ab. Erst am Montag können Experten entscheiden, wie es mit dem Wahrzeichen weitergeht.

Der abgebrochene Ast landete krachend auf der „ToscAnna“-Terrasse.

Der abgebrochene Ast landete krachend auf der „ToscAnna“-Terrasse.

Foto: Stephan Singer

Ein Ast von etwa sechs bis sieben Meter Länge und gut 30 Zentimeter Durchmesser ist am Abend des Dreikönigstags, an dem in der Wermelskirchener Innenstadt nahezu Windstille herrschte, unvermittelt aus dem Naturweihnachtsbaum an der Carl-Leverkus-Straße gebrochen.

„Das ist echt schade, denn da ist jetzt schon ein deutliches Loch in dem Baum“, bilanziert der stellvertretende Feuerwehr- und Einsatzleiter Ingo Mueller noch am Einsatzort. Der Mammutbaum ist über 150 Jahre alt, was für diese Art als jung gilt, und rund 30 Meter hoch. Der Baum, der als höchster Naturweihnachtsbaum Deutschlands bezeichnet wird, gilt den Wermelskirchenern als Wahrzeichen.

 Mit der Drehleiter ging es für die Feuerwehr in luftige Höhe, um den Baum zu überprüfen.

Mit der Drehleiter ging es für die Feuerwehr in luftige Höhe, um den Baum zu überprüfen.

Foto: Stephan Singer

Die Dunkelheit war schon hereingebrochen als Anwohner Michael Jansen in seiner Wohnung ein lautes Krachen und Poltern hört: „Ich dachte, es käme aus dem Hausflur, wo ich nachgesehen habe – aber da war nichts. Dann bin ich herunter auf die Straße gegangen.“ Dort hat Anna-Rita Fanelli, Betreiberin des Restaurants „ToscAnna“, das Geschehen bereits beobachtet und die Feuerwehr alarmiert. Auf der unterhalb des Naturweihnachtsbaums platzierten „ToscAnna“-Terrasse war der abgebrochene Ast gelandet. „Glücklicherweise sitzt zu dieser Jahreszeit niemand auf der Terrasse – das wäre sonst schlimm ausgegangen“, zeigen sich sowohl Anna-Rita Fanelli und Michael Jansen froh, dass niemand durch das herabgestürzte Ast-Monstrum an Leib und Leben zu schaden gekommen ist.

Zum Zeitpunkt des Unglücks leuchtete die Lichterketten in dem Naturweihnachtsbaum, der Sturz des Astes hat mindestens eine der Ketten zerrissen. Die Einsatzkräfte schalteten den Baum sofort nach ihrem Eintreffen „stromlos“, wie Ingo Mueller beschreibt. Er vermutet: „Entweder ist der Ast wegen Überlastung oder aufgrund einer natürlichen Ursache abgebrochen.“

 Dort, wo der Ast aus dem Baum herausgebrochen ist, klafft ein kahles Loch.

Dort, wo der Ast aus dem Baum herausgebrochen ist, klafft ein kahles Loch.

Foto: Stephan Singer

“Wir haben mittels unserer Drehleiter den Baum geprüft. Auch einen über der Bruchstelle herabhängend wirkenden weiteren Ast. Aber wir sehen keine weitere Gefahr“, bilanziert Ingo Mueller den Einsatz. Die Absperrung, die verhindert, dass Passanten sich dem Naturweihnachtsbaum zu sehr nähern, werde mindestens bis Montag, 9. Januar, bestehen bleiben. „Wie es dann weiter geht, entscheiden die zuständigen Behörden. Denn der Baum ist schließlich ein Naturdenkmal“, blickt Ingo Mueller aus. Er gehe davon aus, dass Sachverständige den Baum überprüften. Auch die Aufräum-Arbeiten erfolgten ab kommenden Montag bei Tageslicht.

„Unmittelbar nachdem der Ast abgebrochen war, roch es nach Harz. Das deutet eigentlich darauf hin, dass der Ast nicht ausgetrocknet sein kann“, stellte Anna-Rita Fanelli fest.

Raum für Spekulationen bietet das Unglück bereits jetzt. So bemerkt Michael Jansen: „Die Lichterketten in den Baum hängen da seit Jahren drin. Die Spannung, die dadurch auf einzelne Äste erzeugt wird, ist immer noch deutlich zu sehen.“ Der Wermelskirchener Udo Höltgen bemerkt: „Der Hoch-Trieb des Baumes ist gestoppt, deshalb wächst er in die Breite – das darf nicht sein. Ich bin davon überzeugt, dass der Baum kerngesund ist.“

Noch im Frühjahr 2021 hatte es in Wermelskirchen teils harsche Diskussionen gegeben, weil unter anderem der Vorsitzende der Wermelskirchener Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins, Volker Ernst, befürchtete, dass durch den Bau der „ToscAnna“-Terrasse der Naturweihnachtsbaum Schaden nehmen könnte. Ein Baumexperte hatte damals für die Terrasse „grünes Licht“ gegeben.

Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt Bürgermeisterin Marion Lück, dass Tiefbauamtsleiter Harald Drescher unmittelbar nach dem Einsatz der Feuerwehr einen Eil-Auftrag zur Prüfung des Baumes anfertigte. Dafür ist der Rheinisch-Bergische Kreis zuständig, weil es sich bei dem Mammutbaum um ein Naturdenkmal handelt. „Ich habe unmittelbar nach dem Ereignis mit dem Landrat gesprochen, die Kreisverwaltung schickt demnach ihre eigenen Baumprüfer nach Wermelskirchen“, berichtet die Bürgermeisterin im Gespräch mit unserer Redaktion: „Es sprießen bereits die wildesten Spekulationen – zum Beispiel, dass schwere Zapfen den Ast zum Abbrechen gebracht hätten. Daran beteiligen wir uns nicht, sondern warten das Ergebnis der fachlichen Baumprüfung ab.“ Schon im Laufe des Wochenendes hat ein beauftragtes Unternehmen den herausgebrochenen Ast zersägt und zur Seite geräumt, wie Marion Lück berichtet.

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