Hundeschule „Nasenwelten“ Königsdisziplin für Hund und Mensch

Wermelskirchen · Nicht nur „Cooper“ freut sich auf die wöchentliche „Schnüffelstunde“. Hundetrainer Arndt Weber bietet mit seiner Hundeschule Kurse in Mantrailing an.

 Bei Mensch und Tier ist die Vorfreude vor dem Start sichtbar: Petra Belzer mit Hund „Cooper“ und Hundetrainer Arndt Weber freuen sich auf die Mantrailing-Einheit.  Fotos (2): Stephan Singer

Bei Mensch und Tier ist die Vorfreude vor dem Start sichtbar: Petra Belzer mit Hund „Cooper“ und Hundetrainer Arndt Weber freuen sich auf die Mantrailing-Einheit. Fotos (2): Stephan Singer

Foto: Stephan Singer

Aufregung und Vorfreude sind spürbar. Dennoch lässt sich „Cooper“ in aller Ruhe ein Geschirr um den Brustkorb legen. Der Labradoodel – eine Kreuzung aus Labrador und Pudel – scheint genau zu wissen: Gleich geht’s los.

„Cooper“ist einer von fünf Hunden, die mit ihren Herrchen und Frauchen beim Mantrailing mit Hundetrainer Arndt Weber teilnehmen. Der Inhaber der Hundeschule „Nasenwelten“, die seit zwei Jahren besteht, ist überzeugt: „Mantrailing ist die Königsdisziplin in der Kombination aus Hundesport und Mensch-Tier-Bindung.“

 MIt einer Pinzette nimmt Petra Belzer den Geruch von Sandra Schibisch auf, die anschließend von „Cooper“ gesucht werden soll.

MIt einer Pinzette nimmt Petra Belzer den Geruch von Sandra Schibisch auf, die anschließend von „Cooper“ gesucht werden soll.

Foto: Stephan Singer

Mit den Mantrailing-Aktiven trifft sich Weber wöchentlich – stets an einem anderen Ort. Dieses Mal geht es Am Eickerberg mitten durch das Wohngebiet. Geräusche und vor allem Gerüche, wie sie für einen späten Nachmittag typisch sind, verlangen den Hunden einen hohen Grad an Konzentration auf ihre Aufgabe ab: Da wird in einem Garten der Rasen gemäht, vor einem Haus die Einfahrt gefegt oder in einer offenen Garage gewerkelt. In Richtung dieser Bewegungen und Geräusche richtet „Cooper“ seine Nase nur kurz, schnell erkennt er: „Mein Ziel riecht anders“.

An einer speziellen Leine, die den Hunden beim Mantrailing viel Bewegungsspielraum lässt, läuft „Cooper“ weiter. Den Kopf aufmerksam erhoben, den Schwanz aufgestellt. „Das ist bei ‚Cooper‘ ein sicheres Zeichen dafür, dass er die Spur aufgenommen hat“, beschreiben Arndt Weber und Hundebesitzerin Petra Belzer. ‚Cooper‘ gehöre zu den fortgeschrittenen Hunden. Seine noch größte Schwäche: Sich zu Beginn zu konzentrieren und die gesuchte Fährte aus der Vielzahl der Gerüche in der Umgebung „herauszufiltern“.

Das Prozedere zu Beginn des Mantrailings ist stets gleich: Um einen Startpunkt, beispielsweise an der Hecke, zeigt Arndt Weber einen imaginären Halbkreis vor. Am Startpunkt halten die Hundebesitzer ihrem Tier ein mit Deckel verschließbares Gläschen unter die Nase. Darin befindet sich ein Stück Stoff, dass zuvor auf der Haut des „Runners“, des zu Suchenden, gerieben wurde und so dessen Geruch überträgt. Wichtig dabei, so erläutert Arndt Weber: „Sobald der Hund den Geruch aufgenommen hat, muss der Befehl zum Start erfolgen.“ Bei „Cooper“ heißt dieser Befehl von Petra Belzer schlicht „Trail“. Der kann jedoch von Hund zu Hund und Herrchen oder Frauchen variieren. „Jeder muss sich für einen Befehl entscheiden und den dann logischerweise beibehalten“, sagt Arndt Weber.

Vom Startpunkt ausgehend muss der Hund nun die Richtung finden, in der der „Runner“ den Halbkreis verlassen hat, und dann der Fährte folgen. Dass der Hund dabei häufig auf der Straße oder dem Weg die gesamte Breite ausnutzt, also von Seite zu Seite pendelt, ist völlig normal, weiß der 53-jährige Hundetrainer: „Der Hund versucht immer die Stelle zu finden, wo er den Geruch der Fährte am intensivsten wahrnimmt – das ist wie eine Bestätigung für ihn, dass er auf dem richtigen Weg ist.“

Dort, wo sich Wege gabeln oder kreuzen, gilt es für Herrchen oder Frauchen einen neutralen Punkt zu finden. „Am besten mitten auf der Kreuzung, damit der Hund in alle Richtungen suchen und sich dann entscheiden kann“, erläutert Arndt Weber und lobt Petra Belzer, die alles richtig macht. „Als recht weit fortgeschritten, weiß ‚Cooper‘, was zu tun ist. Die Besitzer sollen den Hund nicht durch Rucken an der Leine oder Ansteuern einer bestimmten Richtung beeinflussen oder verunsichern“, betont Arndt Weber. Nach einer Viertelstunde Fußmarsch hat ‚Cooper‘ sein Ziel, „Runner“ Sandra Schibisch, die auf einem großen Stein Platz genommen hat, gefunden. Vor Freude springt ihr der Hund fast auf den Schoß. Schwanzwedelnd macht „Cooper“ vor dem gefundenen Ziel Platz. „Das reicht mir als Anzeigen aus“, urteilt Arndt Weber, denn: „Das deutliche Anzeigen des Ziels durch den Hund gehört zum Mantrailing dazu.“ In Form von Hühnerherzen bekommt „Cooper“ von Petra Belzer seine Belohnung.

Beim Lernprozess sei sehr entscheidend, dass die Hunde und ihre Besitzer Erfolgserlebnisse hätten. Letztlich wäre aber schon das Mantrailing-Training selbst ein positives Erlebnis für alle Beteiligten, ist Arndt Weber überzeugt: „Du lernst, was der Hund zu leisten imstande ist. Die haben Sinnesorgane, davon können wir Menschen nur träumen.“ Der Hundetrainer weiß aus Erfahrung: „Beim Erlernen des Mantrailings ist der Hund anfangs stets besser, ich muss vor allem die Besitzer korrigieren. Der Hund braucht die Hilfe des Menschen, braucht unsere Neutralität, unser Vertrauen und die Sicherheit, die wir ihm vermitteln.“

Die Teilnehmerinnen von Webers Kurs bestätigen das. So meint Petra Belzer: „Die meisten Menschen machen zu wenig mit ihren Hunden, dabei können die so viel. Bei unserem ‚Cooper‘ ist das so, dass er schon zuhause sofort vorfreudig am Start ist, wenn er nur das Wort ‚Schnüffelschule‘ hört.“ Der vier Jahre alte „Cooper“ und sein Frauchen haben erst die Begleithundeprüfung absolviert, dann Fährtensuche und sind nun beim Mantrailing. „Cooper“ sei von Anfang an ein sehr aktiver, agiler und auch unruhiger Hund gewesen. „Mit den Kursen und dem Training bekommt er den nötigen Ausgleich“, sagt Petra Belzer. Und Arndt Weber ergänzt: „Das Training ersetzt einen dreistündigen Spaziergang.“ Julia Scholz mit „Arre“ beschreibt: „Maintrailing schweißt Menschen und Hund zusammen. Man lernt den Hund zu lesen.“ Mit der dreieinhalbjährigen Hündin „Jenny“ nimmt Heike Keil teil: „Der Hund freut sich und wir uns auch – das ist positive Energie.“

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