Wermelskirchen Auf ein Wiedersehen nach der Krise

Wermelskirchen · Achim Stollberg von der „Katt“ und Michael Dierks vom Haus Eifgen beschreiben, wie die Arbeit in Zeiten der Corona-Krise weitergeht.

  Michael Dierks ist Vorsitzender der Kulturinitiative Wermelskirchen.

Michael Dierks ist Vorsitzender der Kulturinitiative Wermelskirchen.

Foto: Stephan Singer/Singer, Stephan (sng)

Seit Mitte März gibt es in der Stadt keinerlei kulturelle Veranstaltungen mehr. Das Coronavirus hat dafür gesorgt, dass das kulturelle Leben zum Stillstand gekommen ist. Das betrifft natürlich jeden Verein genauso wie die großen Kulturveranstalter – die Kattwinkelsche Fabrik und das Haus Eifgen.

„Wir mussten seit Beginn der Corona-Krise 21 Konzerte und zwölf geschlossene Gesellschaften absagen“, sagt Michael Dierks von der Kulturinitiative Wermelskirchen, Achim Stollberg von der Katt ergänzt: „Bei uns waren es bislang 16 Veranstaltungen – darunter einige ausverkaufte Termine.“ In beiden Häusern fand die letzte Veranstaltung am 11. März statt. In der Katt war es ein Dia-Vortrag von Carsten Grüttner zum Thema „Abenteuer – Weltreise per Rad“, im Haus Eifgen das Konzert mit der Peter Nonn Blues Band. „Wir hatten da schon auf entsprechend großzügige Bestuhlung umgestellt“, beschreibt Stollberg die sich anbahnende Krise.

  Achim Stollberg ist der künstlerische Leiter der Kattwinkelschen Fabrik.

Achim Stollberg ist der künstlerische Leiter der Kattwinkelschen Fabrik.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Im Moment seien sowohl er als auch Dierks vollauf damit beschäftigt, Termine zu verschieben. „Ich spiele im Moment Kalender-Tetris“, übt sich der Katt-Chef in Galgenhumor. Das sei nicht einfach, bestätigt Dierks. „Wir können kaum Ersatztermine anbieten, da wir das restliche Jahr über praktisch komplett ausgebucht sind.“ Stollberg ergänzt: „Wir sind ja nicht die einzigen Veranstalter. So ziehen sich konkrete Absprachen oft einige Tage hin. Ansonsten nutzen wir die Zeit, um die Haustechnik zu warten, die Räume zu entrümpeln und in aller Ruhe neues Künstlermaterial zu sichten.“

Die Vorstände der Kulturinitiative und der Eifgen-Genossenschaft seien im Wochenrhythmus im Gespräch, um die weitere Lage, auch in Bezug auf aktuelle politische Entscheidungen, zu beurteilen. „Wir sind auch über die sozialen Medien und unsere Website im engen Kontakt zu Publikum und Mitgliedern“, betont Dierks.

Die Dauer eines solchen kulturellen Lockdowns ist schwer abzuschätzen. Auch mit seinen Folgen. „Wir könnten bis Ende des Jahres einen kompletten Ausfall überstehen. Da zeigt sich die Vorteile eines gemeinnützigen Vereins mit ehrenamtlicher Arbeit“, sagt Dierks. Stollberg hingegen gibt sich kämpferisch und betont: „Es wäre fatal, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken und nur abzuwarten. Bei aller gebotenen Vorsicht und den entsprechenden Maßnahmen, die im Moment Bestand haben müssen, sollten wir positiv in die Zukunft blicken.“ Insgesamt stelle er sich indes schon auf einen längeren Zeitraum ein. „Zumindest dann, wenn man die getroffenen Maßnahmen für Sport, Theater, Kabarett und Konzerte ernst nimmt.“

Kreative Menschen, ob nun professionell oder im Hobby, suchen sich derzeit andere Methoden, um mit ihrem Publikum in Kontakt zu bleiben – Stichwort: Online-Konzerte. Eine echte Kompensation für ausgefallene Auftritte könne er da nicht sehen, sagt hingegen Dierks. „Ich empfinde das als ein wenig inflationär und in vielen Teilen auch qualitativ fragwürdig.“ Er könne sich hingegen schon eine Livestreaming-Situation gegen Bezahlung in Zusammenarbeit mit den lokalen Anbietern vorstellen. „Es gibt verschiedene gute Plattformen, mit denen das möglich wäre“, sagt Dierks. Stollberg sieht darin eine Möglichkeit, etwas Kultur zu den Menschen zu bringen. „Ein Ersatz für das Erleben von Kultur im Konzertsaal oder dem Theater kann das aber in keiner Weise sein.“

Das Prinzip des Lockdowns geht mit Isolation und Kontaktarmut einher. Das ist es auch, was sowohl Dierks als auch Stollberg derzeit am meisten fehlt. „Der aktive Austausch und die Begegnung mit Mitgliedern, Publikum und Künstlern fehlt mir sehr“, sagt er. Stollberg sieht das genauso. „Die Gespräche in der Pause oder nach der Veranstaltung sind großartig. Und es hätte in diesem Frühjahr auch wundervolle Veranstaltungen gegeben – etwa die neuen Programme von Jürgen Becker oder Gerd Dudenhöffer.“ Aber auch hier blickt der Katt-Chef nach vorne: „Das wird eine große Wiedersehensfreude geben, wenn wir diese Krise überstanden haben“, sagt Stollberg.

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