Situation in Kenkhausen Klagen über Obdachlosen-Unterkunft

Wermelskirchen · Eine Anfrage der SPD im Sozialausschuss greift Beschwerden zur Situation an der Obdachlosen-Unterkunft in Kenkhausen auf. Die Einrichtung sei laut Ordnungsamt „rappelvoll“. Anwohner beklagen eine mangelnde Betreuung.

 Elf Menschen leben derzeit in diesem Gebäude in Kenkhausen.

Elf Menschen leben derzeit in diesem Gebäude in Kenkhausen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

In Sachen Obdachlosen-Unterkunft in Kenkhausen steht die Stadtverwaltung erneut unter Druck. Nachdem bereits 2014 nach einem Brand massive Beschwerde von Nachbarn laut geworden waren, hat nun eine Anfrage der Wermelskirchener SPD im Sozialausschuss erneut Unmut zutage gefördert. Darin sprechen die Sozialdemokraten in der vom Fraktionsvorsitzenden Jochen Bilstein und Ratsmitglied Petra Weber unterzeichneten Schreiben von „Beschwerden über die Situation“, die „von verschiedenen Seiten vorgetragen“ worden seien.

Unter Federführung des Ordnungsamtes besichtigten Vertreter der Stadtratsfraktionen vor der Ausschusssitzung die Unterkunft. Davon blieb die Öffentlichkeit zum Schutz der Privatsphäre der dort lebenden Menschen ausgeschlossen. Im Gespräch mit unserer Redaktion zeigten sich die Anwohnerinnen Beate vom Stein und Ursula Strobel verbittert: „Wir können nicht mehr. Täglich sind Krankenwagen oder Polizei hier. Wenn die Rettung drei Mal anrückt, ist an Nachtruhe nicht mehr zu denken.“

Einst hätten in der Kenkhauser Unterkunft vier oder fünf Menschen gelebt, jetzt seien es elf. „Das sind psychisch kranke Menschen. Man hat mich und Nachbarn schon bedroht“; berichtet Beate vom Stein, die seit 1996 in Kenkhausen wohnt. Ursula Strobel ist Eigenheimbesitzerin in Kenkhausen seit 1991: „Eigentlich sind die Bewohner dauerhaft da. Meiner Ansicht nach werden sie nicht ordnungsgemäß betreut.“

Die beiden Frauen sehen für die Entwicklung einen Grund: „Alle anderen Unterkünfte wurden geschlossen, es gibt nur noch die in Kenkhausen. Deshalb haben wir jetzt nur noch Randale.“ Die Nachbarschaft sei 24 Stunden am Tag mit den Bewohnern der Unterkunft alleine. „Mit 90 Prozent der Leute gibt es keine Probleme – aber gegen die, die Ärger machen, haben wir keine Chance.“ Diverse Gespräche in Bürgermeister-Sprechstunden hätten nichts geändert. „Heute Vormittag ist pünktlich zur Besichtigung durch die Fraktionsvertreter der Sperrmüll, der sich schon an Weihnachten vor der Unterkunft stapelte, abgeholt worden“, erzählt Beate vom Stein.

Im Sozialausschuss fasste Klaus Klophaus das Ergebnis der Besichtigung aus Sicht der SPD zusammen: „Es besteht offensichtlich der Bedarf für eine weitere Einrichtung. Ein Sozialarbeiter muss sich darum kümmern. Die Beseitigung des Schimmels ist sofort durchzuführen.“ Mahnend appellierte Klophaus in Richtung Verwaltung: „Die Bedingungen waren früher auch nicht besser, aber Probleme wurden gelöst.“

Ohne in der öffentlichen Sitzung konkreter zu werden, unterstrich der Technische Beigeordnete Thomas Marner, dass der Schimmel sehr wohl bekämpft werde: „Bei falscher Nutzung, wie nicht sachgemäßer Lagerung von Dingen, kommt der Schimmel immer wieder“. Marner versprach dem Ausschuss, dass sich Sozial-, Ordnungs- und Amt für Gebäudemanagement des Themas gemeinsam annehmen werden.

Ordnungsamtsleiter Arne Feldmann räumte ein, dass die Unterkunft „voll bis zum Rand“ sei, die Stadt aber keine Ausweichmöglichkeit habe: „Als Ordnungsamt haben wir die Aufgabe, den Obdachlosen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen.“ Gerade erst habe das Ordnungsamt mit dem Sozialamt zwei alleinerziehende, von Obdachlosigkeit bedrohte Mütter mit ihren Kindern anderweitig unterbringen können: „Wir lassen niemanden im Regen stehen.“ Aber, so konstatierte Feldmann: „Die Menschen in der Unterkunft haben alle einen gesetzlichen Betreuer, aber sie wehren sich auch gegen Hilfsangebote. Deshalb weiß ich nicht, ob ein Sozialarbeiter helfen kann.“

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