Bergischer Rassegeflügelzuchtverein Als Ida und Fritzi Freunde wurden

Wermelskirchen · Der Trend geht zum eigenen Huhn, sagt Marit Metzner vom Bergischen Rassegeflügelzuchtverein. Ein Besuch in Unterwinkelhausen.

 Hochbetrieb im Hühnerpark: Ida und Marit Metzner genießen die Begegnung mit den Tieren – und die Eier von ihren glücklichen Hühnern.

Hochbetrieb im Hühnerpark: Ida und Marit Metzner genießen die Begegnung mit den Tieren – und die Eier von ihren glücklichen Hühnern.

Foto: Theresa Demski

Ida legt eine Pause vom Spielen ein. Die Siebenjährige sitzt am Küchentisch und isst ihren Apfel, als sie plötzlich in ihrer Bewegung innehält und die Ohren spitzt. Im nächsten Moment guckt ein Hahn um die Ecke. „Fritzi“, sagt Ida und lacht. Und dann nimmt sie das Tier auf den Arm, streicht vorsichtig über den Kamm und stellt stolz ihren Hahn vor. „Der besucht uns manchmal in der Küche“, sagt Ida, und als Fritzi zu krähen und meckern beginnt, setzt sie ihn wieder auf den Boden. Der Hahn sieht sich noch einmal um, macht noch kurz Station am Hundenapf und hüpft dann wieder die Stufen hinunter auf den Hof. Marit Metzner zuckt mit den Schultern: Den Hennen und Hähnen steht die Tür immer offen, sagt sie dann. „Sie gehören zur Familie.“

Und so behandelt Familie Metzner ihre Tiere auch – die altgedienten, die seit Jahren im Hühnerpark leben und die frisch geschlüpften, die gerade erst dazugekommen sind. Alle bekommen hier einen Namen, und alle dürfen hier so leben, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Das gilt für die Wachteln und die Seidenhühner, für die Perlhühner, Zwerghühner und die gemeinen Haushühner. „Bei uns sind sie ein bisschen Nutztier und ein bisschen Haustier“, sagt Marit Metzner.

 Ein Seidenhuhn von Marit Metzner vom Bergischen Nutz- und Rassegeflügelzuchtverein Wermelskirchen.

Ein Seidenhuhn von Marit Metzner vom Bergischen Nutz- und Rassegeflügelzuchtverein Wermelskirchen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Und genauso hatte sie sich das vorgestellt, als sie als Kind von einem eigenen Hühnerpark geträumt hat. „Ich fand es schon als junges Mädchen komisch, Eier zu essen, ohne die Hühner zu kennen“, sagt sie. Und als sie dann ihre Großmutter von der naturnahen Haltung der Tiere in früheren Zeiten berichten hörte, da schmiedete sie einen Plan. Irgendwann würde sie selber ein paar Hühner halten. Doch erst mit Ehemann Lars, dessen Familie selbst schon Hühner gehalten hatte, zogen die ersten sieben Tiere auf ihrem Hof in Unterwinkelhausen ein – sechs Hennen und ein Hahn. „Ab dem Tag haben wir nur noch Eier von glücklichen Hühnern gegessen“, sagt sie.

Als die erste Henne zu glucken begann, da nahm Marit Metzner ihr die Eier nicht weg, sondern ließ sie brüten. „Wenn eine Henne Mutter werden will, darf sie das bei uns“, sagt sie. Die ersten Küken schlüpften, die Familie vergrößerte sich. Von den Besuchen bei Geflügelmärkten brachten sich die Metzners neue Hühner mit, auch mal ausgefallene Rassen, die sie erhalten wollten. Irgendwann spezialisierten sie sich auf die Zucht von chinesischen Seidenhühnern. „Die sehen aus wie weiße Hasen“, sagt Marit Metzner, die einem Tier durch das weiche Fell streicht. Inzwischen leben auf dem Hof der Metzners etwa 50 Hühner ganz verschiedener Rassen. „Wir haben das Gehege vergrößert“, sagt sie. Und bestimmte Tiere dürfen sich auch ganz frei auf dem Gelände bewegen – wenn die Familie Zuhause ist. Die Metzners versorgen ihre Hühner mit frischem Wasser, Körnern und Legemehl. Den Rest erledigen die Tiere selbst: Sie zeigen ihren Küken, was sie lernen müssen, sie handeln ihre Rang- und Hackordnung unter sich aus und klären auf diese Weise auch, wer nachts auf der Stange neben dem Hahn schlafen darf.

Inzwischen verkaufen die Metzners die ganz verschiedenen Eier ihrer Tiere, und Marit Metzner hat den Posten der zweiten Vorsitzenden im Rassegeflügelzuchtverein übernommen. Und dort beobachtet sie einen Trend: „Uns erreichen immer mehr Anrufe von Menschen, die Hühner halten wollen“, sagt sie. Von jungen Familien, denen Tierschutz wichtig ist und die wissen wollen, was auf ihrem Teller landet. Immer mehr junge Menschen würden versuchen, sich so weit wie möglich selbst zu versorgen. Dann richten sie Nutzgärten ein und schaffen sich Hühner an. Dazu kommen Rentner, die plötzlich Zeit haben, um eigene Tiere zu halten. Der Verein wächst, die Gruppentreffen werden immer größer. „Wir freuen uns über diese Entwicklung“, sagt Marit Metzner, die auch als Tierheilpraktikerin arbeitet, „und wir beraten gerne.“

Geschlachtet wird bei Metzners übrigens nicht. Jedes einzelne Huhn hat hier einen Namen. „Sie gehören doch zur Familie“, sagt Marit Metzner. Seit 25 Jahren lebt sie als Vegetarierin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort