Kriegsflüchtlinge in Wermelskirchen 300 Flüchtlinge in der Stadt registriert

Wermelskirchen · Die große Hilfs- und Spendenbereitschaft der Bürger hält weiterhin an. Sprachkurse für die Geflüchteten sollen für Integration sorgen.

Tanja Dehnen leitet das Sozialamt der Stadt Wermelskirchen.

Tanja Dehnen leitet das Sozialamt der Stadt Wermelskirchen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

269 Flüchtlinge aus der Ukraine waren am Donnerstagmittag beim Sozialamt registriert, am Freitag kommen weitere 30 hinzu: Viel Arbeit gibt es im Moment für die Mitarbeiter des Fachamtes. Aber auch die Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“ und der Verein „Tafel“ braucht sich über mangelnde Arbeit nicht zu beklagen. Jochen Bilstein: „Es ist einfach grandios wie sich Wermelskirchener engagieren.“

Vor drei Wochen startete die Flüchtlingswelle, fast jede Woche kamen als 100 Menschen – viele Frauen mit Kindern, auch Großeltern im Rentenalter. „Wir haben viele Menschen privat untergebracht, etwa ein Fünftel ist in städtischen Unterkünften“, so Sozialamtsleiterin Tanja Dehnen: Wobei es weniger Gästezimmer als Wohnungen sind. Denn: „Im Regelfall kommen drei und mehr Personen einer Familie. Die passen nicht in ein Gästezimmer.“

Etwa 30 Wohnungen stehen Dehnen noch zur Verfügung. „Wir wissen nicht, wie viele noch kommen“, sagt Tanja Dehnen. Es hat ein paar Zuweisungen gegeben, viele abe seien auf privatem Weg in Wermelskirchen gelandet. Ob nun auch in Sporthallen Notunterkünfte eingerichtet werden, kann Dehnen nicht sagen: „Ich habe keine Glaskugel, um die Zukunft vorherzusagen.“

Großen Zulauf hat auch die Tafel, seit Kriegsflüchtlinge angekommen sind. „Wir haben 40 neue Haushalte. Das sind rund 200 Personen – fast ausschließlich Flüchtlinge aus der Ukraine“, so die Tafel-Vorsitzende Brigitte Krips. Die Verständigung sei schon ein wenig schwierig gewesen, „nun haben wir eine Armenierin, die uns unterstützt. Sie kam selbst vor Jahren als Flüchtling.“

Die Lebensmittellieferung sei nicht mehr ganz so üppig. „Vor zwei Wochen war es spärlich. Da hatten wir kaum Obst.“ Da wurde der Vorrat an Dosenobst aufgebraucht. Brigitte Krips: „Ich glaube auch, dass die Lebensmittelhändler anders disponieren. Da fällt dann für uns weniger ab.“ Grundsätzlich hört sie aber von ihrem Klientel, dass sie mit ihrem Geld nicht mehr auskommen und noch mehr auf die Tafel angewiesen seien.

Die Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“ spricht von einem großen Hilfsangebot. „Sei es finanziell durch Klein- oder Großspenden oder auch durch Zeitspenden – das ist phantastisch.“ Viele Helfer würden sich melden, um zum Beispiel Fahrdienste zu übernehmen, was sehr wichtig sei. Oder, wenn sie der Sprache der Flüchtlinge mächtig seien, auch beim Übersetzen.

Die Initiative intensiviert inzwischen auch ihre Sprachangebote. So sind Sprachhelfer im Gemeindezentrum im Einsatz. „Die Flüchtlinge wollen die Sprache lernen. Das bekommen wir mehr und mehr zu spüren. Es liegen auch schon viele Nachfragen für VHS-Kurse vor“, weiß Bilstein. Dort wird der Integrations-Kursus A1 angeboten. „Wenn genügend Personal vorhanden ist, wollen wir so einen Kursus dann auch in Dabringhausen anbieten, damit sie Teilnehmer nicht pendeln müssen.“

Die Firma Messink hat der Initiative für den Transport auch einen Bus zur Verfügung gestellt, Bürgerbus-Fahrer sorgen für den Transport. Bilstein berichtet auch davon, dass es einige kranke Kinder unter den Flüchtlinge gibt – „mir liegt die Liste vor, und wir haben nächste Woche einen Termin im Sozialpädiatrischen Zentrum im Remscheider Sana-Klinikum.“ Auch die Unterstützung durch zwei Kinderärztinnen klappe gut. „Der Bedarf ändert sich aber wöchentlich. Darauf sind wir eingestellt.“ Damit die Menschen aus der Ukraine auch in ihre Heimat telefonieren können, hat ihnen Vodafone kostenfrei SIM-Karten zur Verfügung gestellt.

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