Stadtverwaltung Wermelskirchen 16 Bewerber wollen Archivar werden

Wermelskirchen · Seit Ende März ist die Stelle offiziell ausgeschrieben. Die Stadtverwaltung hat die Hoffnung, dass im Herbst die Stelle besetzt sein könnte – wenn das Auswahlverfahren durch die Corona-Krise nicht hinausgeschoben werden muss.

 Ein Blick ins Verwaltungsarchiv der Stadt Wermelskirchen: Das Auswahlverfahren für einen Archivar ruht wegen der Corona-Pandemie.

Ein Blick ins Verwaltungsarchiv der Stadt Wermelskirchen: Das Auswahlverfahren für einen Archivar ruht wegen der Corona-Pandemie.

Foto: Stefan Rabe

Die Diskussion um die Besetzung einer Archivarstelle im Rathaus ist auf der Zielgeraden. Die Stelle ist inzwischen ausgeschrieben; seit Ende März ist sie in Fachpublikationen veröffentlicht. Und jetzt liegen schon 16 Bewerbungen vor. „Das ist mehr als gedacht“, sagt Michael Weidner, im Hauptamt der Stadtverwaltung Sachgebietsleiter Personal und Organisation. Darunter gehören auch die Poststelle und das Archiv.

Der Landschaftsverband Rheinland als Berater der Stadt in Sachen Archiv hatte der Stadt keine große Hoffnung gemacht, schnell die Stelle besetzen zu können. Es gebe einen Fachkräftemangel, hieß es in den Gesprächen, und deshalb sollte die Stadt mit keinem großen Ansturm rechnen. „Wir sind jetzt zufrieden“, sagte Weidner, obwohl die Frist Ende April endet. Warum aber braucht die Stadt einen Archivar? Seit Jahrzehnten wurde der Arbeitsbereich von Mitarbeitern der Poststelle betreut. Deshalb hatte die Verwaltung überlegt, statt in einen Archivar lieber in einen Streetworker zu investieren. Doch da gibt es inzwischen rechtlichen Probleme, und der Landschaftsverband legte der Stadtverwaltung dringend nahe, eine hauptamtliche, qualifizierte Kraft einzustellen, die das Archiv organisiert.

Die Verwaltung hätte das Archiv gerne an den Bergischen Geschichtsverein (BGV) abgegeben. Doch da gibt es Personenstandsdaten, so dass der Plan nicht zulässig ist. Weidner: „Wir sind aber mit dem Verein eine enge Kooperation eingegangen.“ Dabei geht es hauptsächlich um den historischen Teil des Archivs und um Bürgeranfragen.

Das Archiv besteht eigentlich aus einem großen Raum im Kellergeschoss des Rathauses. In dem ist das Verwaltungsarchiv und das historische Archiv gelagert. „Die einzelnen Ämter haben aber auch noch ihre eigenen Archive. Besonders das Bauamt“, berichtet Weidner. „Dort lagern die Bauakten bis unter die sechs Meter hohe Decke.“ Das allgemeine Verwaltungsarchiv ist eigentlich eine erweiterte Registratur: Dort befinden sich Aktenvorgänge mit Aufbewahrungsfristen. „Ein Archivar muss diese Registratur verwalten, die letztlich ins historische Archiv kommen soll, wenn die gesetzlichen Fristen zur Aufbewahrung abgelaufen sind.

Weidner nennt ein Beispiel: die persönlichen Daten der hauptamtlichen Bürgermeister. Können die einmal historisch bedeutend sein, dass sie aufbewahrt werden müssen? Das habe dann ein Archivar mit seiner Fachkenntnis zu entscheiden, sagt Weidner.

Der Archivraum hat etwa eine Größe von 50 bis 60 Quadratmeter, zählt man die Räumlichkeiten der anderen Ämter hinzu, sind es etwa 150 bis 200 Quadratmeter. „In unserem Archiv haben wir eigentlich nur offene Regale, so dass der Zugang für die Öffentlichkeit beschränkt ist.

Das historische Archiv ist Teil des Verwaltungsarchivs. Dort wird alles dauerhaft aufbewahrt – von Ratsprotokollen, Urkunden, alte Vereinsbroschüren, Fotos, Schulchroniken sowie ein Zeitungsarchiv, das bis ins 19. Jahrhundert reicht. Dort lagern auch die gebundenen Bände der Bergischen Morgenpost. „Bürger“, sagt Weidner, könnten da nicht reingelassen werden. Lediglich im Rahmen von Forschungsarbeiten von Studenten oder Familienforschung dürften Fremde das Archiv in Begleitung betreten. Bürgeranfragen müssten so konkret sein, dass das Material rausgesucht werden könne. In einem separaten Raum könne man es dann sichten.

Vieles, sagte Weidner, könne man digitalisieren. Dafür sei ein Archivar zuständig. „Dokumentenmanagement steht auf unserer Agenda. Es wäre gut, wenn sich da ein Archivar mit einbinden würde.“ Aber: Papier muss weiter erhalten bleiben. „Es ist eigentlich ein Irrglaube, dass man alles digitalisiere kann.“ Zum Beispiel historische Dokumente. Die müssten in ihrer Originalform erhalten bleiben. „Aber eine Digitalisierung hat den Vorteil, dass man bei einer Recherche die Dokumenten schneller findet und rausgeben kann“, sagt Weidner.

Auch der BGV könnte durch einen städtischen Archivar unterstützt werden, aber das historische Archiv werde nach Einschätzung von Weidner im Rathaus bleiben. Ob die aktuellen Räumlichkeiten von BGV und Stadtarchiv weiterhin so blieben, sei nicht geklärt. „Beide haben das Problem, dass die Räume nicht gut sind.“ Optional wäre sicher ein Heimatmuseum ideal, wo vielleicht das BGV- und das historische städtische Archiv zusammen untergebracht werden könnten.

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