Konzert im Haus Eifgen Anti-Jecken mit Kontrastprogramm an Altweiber

Wermelskirchen · Während in den Karnevalshochburgen landauf, landab der Frohsinn fröhliche Urständ feierte, sorgten Baum‘s Bluesbenders im mit rund 100 Besuchern recht gut gefüllten Haus Eifgen mit knackigem Bluesrock für ein Kontrastprogramm der extrafeinen Art. Das hatte bereits im Vorjahr prima funktioniert – und das klappte auch in diesem Jahr ganz hervorragend.

Die Band Baum‘s Bluesbenders präsentierte im Haus Eifgen knackigen Bluesrock.

Die Band Baum‘s Bluesbenders präsentierte im Haus Eifgen knackigen Bluesrock.

Foto: RP/Solveig Pudelski

Denn schließlich konnte nichts gegen eine Überdosis Karneval-Hits so gut helfen, wie eine um Gnade winselnde Blues-Harp und ein leidender Sänger, der zudem seine Gitarre wie weiland Stevie Ray Vaughan zu wundervoll warm klingenden Solo-Abfahrten brachte.

Bandkopf Norfried Baum an eben jener Gitarre und seine dreiköpfige Band waren die Anti-Jecken, die sich das Eifgen-Publikum offensichtlich sehnlichst wünschte. Dabei ging es im Konzert am Donnerstagabend alles andere als traurig zu. Denn die Bluesbenders packten mehrfach auch die Rock‘n‘Roll-Keule aus. Und es dauerte nur kurze drei Songs, ehe die erste Dame im mittleren Alter tanzte – passend zum Motto-Song des Abends „I‘ve Had My Fun“.

Das wiederum passte zur Herkunft der Musiker. Denn die kamen aus dem Raum Köln/Bonn, was einerseits eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber den Widrigkeiten des Lebens quasi voraussetzte, andererseits aber auch eine Nähe zum Karneval nicht ausschloss. Jedenfalls solange, bis Baum in einer der ersten Ansagen mit diesem „Vorurteil“ aufräumte: „Ich kann es nicht mehr hören“, sagte er in breitestem Kölsch und schickte ein grandioses Shuffle-Riff gleich hinterher.

Diese anti-jecke Bluesparty brauchte wahrlich nicht lange, um ordentlich Fahrt aufzunehmen. Die Stimmung war mit dem Sound der Blues Brothers – auf das Nötigste reduziert und abgesehen von der Mundharmonika ohne Bläsersatz – sofort auf einem sehr hohen Level. Immer wieder wurden die solistischen Exkursionen Baums an der Gitarre oder Uwe Plackes an der Harp bejubelt und beklatscht, die oft simplen und eingängigen, aber auch herrlich rockigen Songs bekamen völlig zurecht kräftigen Applaus. Aber auch die eher ruhigen Stücke, die Baum mit einer deutlichen Ansage verortete, kamen gut an. „In der oft verrückten Welt mit schlechten Nachrichten, Knallköpfen und Nazis hilft nur eins: Liebe“, sagte er mit Blick auf den rassistischen Terroranschlag von Hanau. Und erntete dafür besonders lauten Applaus. Den Anschlag mit elf Toten hatte auch Eifgen-Kultur-Chef Michael Dierks in seiner Begrüßung zu Beginn kurz thematisiert. „Ich bin froh und glücklich, dass in unserem Verein lauter Leute sind, die sich ganz explizit gegen solche Auswüchse positionieren“, sagte er.

Und da war man doch positiv überrascht, dass eine Veranstaltung, in der es vielleicht zu Beginn nur um ein Entfliehen vor dem Karnevals gegangen war, plötzlich eine leichte politische Note bekam. Aber letztlich sprach auch nichts dagegen, Haltung zu zeigen. Ganz im Gegenteil. Übrigens: Das Publikum sah das genauso.

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