Wermelskirchen Weniger Strom verbraucht

Wermelskirchen · Das Bergische spart Strom. Sinkt der Stromverbrauch seit 2010 zwar bundesweit, können für Wermelskirchen und Hückeswagen besonders große Energieeinsparungen verzeichnet werden.

Die BEW warf auf Nachfrage dieser Redaktion einen analysierenden Blick in die Zahlen der letzten Jahre und entdeckte dabei so manche lokale Besonderheit. So lag der hiesige Verbrauch der drei "BEW-Städte" Wermelskirchen, Hückeswagen und Wipperfürth im Vorjahr satte 13,3 Prozent unter dem Wert von 2010, wobei die Schlossstadt sogar mit einer rund 15-prozentigen Stromreduzierung aufwarten kann. Bundesweit lag der Rückgang in den letzten sieben Jahren hingegen bei nur 1,9 Prozent.

"Hauptgründe sind Bevölkerungsrückgang, sparsamere Geräte und bewussteres Verhalten", resümiert BEW-Pressereferentin Sonja Gerrath. Für den ersten Faktor sei der nicht unerhebliche Rückgang der Einwohnerzahl im BEW-Gebiet um 3000 Personen zu nennen. "Zum anderen gehen sowohl Geschäfts- als auch Privatkunden immer bewusster mit Energie um", weiß Gerrath, dass sich auch das Verbrauchsverhalten geändert hat. Doch auch der technische Fortschritt würde sich stark bemerkbar machen, indem Haushaltsgeräte immer sparsamer würden. Ihre Wirkung würden insbesondere die Umstellung von Leuchtmitteln auf LEDs sowie der fortschreitende Verzicht auf Nachtspeicherheizungen haben. "Der Heizstrom nahm bei der BEW seit 2010 um 20 Prozent ab", entlarvt BEW-Geschäftsführer Jens Langner immer ökonomischere Heizsysteme als "Stromhelden".

Zur Entwicklung trage indes auch die voranschreitende Energiewende bei. So gibt es gerade im Bergischen immer mehr Hausbesitzer und Geschäftsleute, die ihren Strom selbst erzeugen. So seien 2017 insgesamt 11,2 Mio. Kilowattstunde (kWh) aus Photovoltaik-, Wind- und Blockheizkraft-Energie ins BEW-Netz eingespeist worden. Dass die Zahl an "Stromrevoluzzern" jedoch immer noch ausbaufähig ist, zeigt das Verhältnis zum Gesamtstromverbrauch, der im Vorjahr rund 380 Mio. kWh betrug. Wenn man indes die Verbrauchsentwicklung von Privat- und Geschäftskunden des BEW-Gebiets miteinander vergleicht, beansprucht die Arbeitswelt mit rund 56 Prozent den Großteil der elektrischen Energie. "Dieses Verhältnis ist jedoch seit Jahren konstant", verrät Gerrath.

Mit Blick auf die Verteilung des Jahresverbrauchs wird im Zuge der Heizungsnutzung zwischen November und Februar der meiste Strom verbraucht. So schlagen die Stromzähler grade in diesen Tagen besonders hoch aus. Die höchste Last im BEW-Netz war für 2016 am 14. Januar um 13.45 Uhr verzeichnet worden - ein Tag, an dem es besonders kalt war. Der stromsparendste Tag war ferienbedingt der 7. August um 14.30 Uhr. "Einfluss auf die Last haben neben dem Wochentag und den Schulferien auch die Temperatur, Helligkeit, Anzahl der Sonnenstunden, Windstärke und Industrieauslastung", erklärt Gerrath. Auch besondere Feiertage wie Weihnachten oder Silvester fließen in die Planung des Netzbetriebs ein, so dass am ersten Weihnachtsfeiertag über die Mittagszeit beispielsweise die sogenannte "Festbratenspitze" sichtbar sei.

Besondere städtespezifische Merkmale zu Stadtfesten wie der Wermelskirchener Kirmes zeigten sich indes nicht. "Der Strombedarf von Fahrgeschäften bei einer Kirmes ist lokal zwar beachtlich, bezogen auf unser Netzgebiet ist er jedoch eher marginal", begründet Langner. Auch der Tagesverbrauch lässt sich analysieren und macht Pflichten und Gewohnheiten der Bevölkerung deutlich, so dass das "beruflich unter Strom stehen" zugleich zu häuslichen Energieeinsparungen führt. Ein Privathaushalt verzeichnet werktags zwischen 18 und 22 Uhr den größten Stromverbrauch. In diesem Zeitraum sind die meisten Menschen zu Hause und beanspruchen vor allem Licht, Herd, PC und Fernsehgerät.

Ausnahmen, so Gerrath, seien besondere Ereignisse wie Silvester oder WM-Finale. So stieg der Verbrauch 2014 ab Anpfiff um 21 Uhr merklich an, wobei der Stromverbrauch am höchsten lag, als auch die Spannung am größten war.

(RP)
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