Lehrstellen im Kreis Weniger Auszubildende wegen Corona-Krise

Rhein-Berg · Im Rheinisch-Bergischen Kreis gibt es weniger Auszubildende als vor der Pandemie. Viele Betriebe bieten weiter Lehrstellen an.

 Im zweiten Jahr der Pandemie gibt es weniger Betriebe, die noch ausbilden. Gleichzeitig geht auch die Zahl der Bewerber zurück.

Im zweiten Jahr der Pandemie gibt es weniger Betriebe, die noch ausbilden. Gleichzeitig geht auch die Zahl der Bewerber zurück.

Foto: dpa-tmn/Carsten Rehder

Auch vor dem Ausbildungsmarkt macht die Corona-Pandemie nicht halt. Fast 500 Personen im Rheinisch-Bergischen Kreis wollen eine Ausbildung, haben aber bisher noch keinen passenden Platz gefunden. Das geht aus Zahlen der auch für Wermelskirchen zuständigen Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach hervor. 974 Personen haben demnach der Agentur mitgeteilt, dass sie einen Ausbildungsplatz suchen. Das sind 152 Menschen weniger als noch im Vorjahr. Gleichzeitig geht allerdings auch die Zahl der Betriebe zurück, die ausbilden. Mit 687 gab es in diesem Jahr knapp 100 weniger als vor einem Jahr. 399 Betriebe haben laut Agentur noch keinen Auszubildenden gefunden.

Nicole Jordy, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, sieht die Lage auf dem Ausbildungsmarkt wegen der Corona-Krise kritisch: „Die Folgen der Pandemie wirken sich weiterhin dramatisch aus, was sich im Rückgang der Bewerberzahlen und einem reduzierten Angebot an Ausbildungsstellen ausdrückt“, sagt sie. Im gesamten Agenturbezirk Bergisch Gladbach kommt zwar theoretisch auf jede freie Ausbildungsstelle ein Bewerber oder eine Bewerberin, je nach Branche geht diese Rechnung aber nicht auf.

Teilweise gibt es zu viele Bewerbungen, teilweise haben Unternehmen allerdings auch noch gar keine Zuschriften erhalten. Vom Rückgang sind kaufmännische Berufe offenbar stärker betroffen als industriell-technische Jobs. In den von Corona gezeichneten Branchen, wie der Gastronomie, dem Einzelhandel oder der Veranstaltungsbranche, gibt es deutlich weniger Ausbildungsplätze.

Besonders kleinere und mittelgroße Unternehmen werden laut Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln oft kaum wahrgenommen und gehen bei Bewerbungen leer aus. „Unser Rat an die Betriebe: Prüfen Sie, wie und ob Sie Praktika anbieten können“, teilt die IHK mit. So könne man Kontakte zu potenziellen Azubis knüpfen. In einer Umfrage hat die IHK Köln herausgefunden, dass mehr als die Hälfte der Betriebe in ihrem Bezirk genauso viele Stellen angeboten hat, wie vor der Pandemie. Fünf Prozent bildeten sogar mehr Azubis aus, zehn Prozent mussten ihr Angebot verringern. Acht Prozent bilden mittlerweile allerdings überhaupt nicht mehr aus. Konkret wurden bei der IHK im Rheinisch-Bergischen Kreis von Oktober bis Ende März 76 neue Ausbildungsverträge für die Jahre 2021/2022 unterzeichnet – 20 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr. Einen Rückgang der neuen Ausbildungsverhältnisse beobachtet die IHK Köln in ihrem gesamten Bezirk. Zwar wurden 1134 neue Verträge in fast 200 Berufen aufgesetzt, allerdings sind das auch 282 weniger als im Vorjahr. Christopher Meier, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK Köln, vermutet, dass die sinkenden Zahlen Auswirkungen auf die Zeit nach Corona haben: „Damit wächst das Risiko, dass uns nach dem Ende der Lockdown-Maßnahmen, wenn der Betrieb wieder hochgefahren werden kann, die Fachkräfte fehlen“, sagt er. Das bedeutete aber auch, dass es durch Corona mehr Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt geben könnte. „Dort, wo Lockerungen ein Wirtschaften wieder möglich machen werden, ist mit einem Anstieg an Ausbildungsangeboten zu rechnen“. teilt die IHK mit. Das heißt konkret: Interessierte sollten sich laufend informieren, ob es kurzfristig nicht doch noch Ausbildungsangebote für den Traumjob gibt. Bis weit in den Sommer hinein könne es dort immer wieder neue Angebote geben.

Infos dazu finden sich auf den Internetseiten der Agentur für Arbeit, der IHK und der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land. Im Sommer soll es eine „Last-Minute-Hotline“ der IHK geben, um Betriebe und Bewerber zusammenzubringen.

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