Wermelskirchen Wahlkampf mit Waffeln und Facebook
Wermelskirchen · Um Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit zu begegnen, wollen Wermelskirchener Parteien teilweise neue Wege beschreiten. Bundestags-, Kommunal-, Europa- und Bürgermeisterwahlen 2013 bis 2015 sind die Herausforderung.
Freie Wahlen sind die Grundaussage einer Demokratie. Aber auch in Wermelskirchen machen immer weniger Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Die Politikverdrossenheit nimmt zu. Dabei steht in diesem Jahr die Bundestagswahl bevor, dicht gefolgt von Kommunalwahl, Europawahl und Bürgermeisterwahl in 2014 und 2015. Die Ortsparteien überlegen jetzt fieberhaft, wie sie die Bürger an die Urnen bringen können.
"Wahlkampf bei Facebook" – für Jochen Bilstein, den Fraktionsvorsitzenden der SPD, wäre dies ein denkbarer, neuer Weg. Er halte aber Kontinuität in der politischen Arbeit für weitaus glaubwürdiger, als nur im Wahlkampf auf die Menschen zuzugehen, um ihre Stimmen zu bekommen. "Es ist zwar anstrengend, aber sicherlich auch überzeugender, wenn man auf Kontinuität setzt", meint Bilstein.
"Wählen ist gelebte Demokratie", sagt Hans-Jürgen Klein (Bündnis 90/Die Grünen). Von daher sei es umso bedauerlicher, dass sich in Deutschland Wahlmüdigkeit und Politikverdrossenheit immer weiter verbreiten. Deshalb wollen die Grünen im Ortsverband Wermelskirchen und im Kreisverband jetzt auch überlegen, wie sie "ausgetretene Pfade verlassen" und den Bundestagswahlkampf 2013 mal ganz neu gestalten können. "Wie das gehen soll, wissen wir zwar noch nicht. Uns ist bisher nur klar, dass wir den Wahlkampf anders und interessanter gestalten müssen", sagt Klein, der auch Kreisvorsitzender der Grünen ist. Ein Brainstorming im Kreisverband soll möglichst viele ungewöhnliche Ideen für den Wahlkampf erbringen. Klein hofft, dass sich an der Bundestagswahl in Wermelskirchen deutlich mehr Menschen beteiligen als es bei der Landratswahl der Fall war: "Die war eine absolute Katastrophe. Da waren wir in Wermelskirchen sogar das Schlusslicht bei der Wahlbeteiligung", erinnert sich Klein.
Auch die FDP Wermelskirchen stelle sich die Frage, wie sie Politik- und Wahl verdrossene Menschen ansprechen und aufrütteln könne, gibt FDP-Chef Horst Walter Schenk zu. Solange allerdings wirkliche Alternativen zu den herkömmlichen Wahlkampfveranstaltungen fehlten, könne er die Frage nicht wirklich beantworten, räumt er ein. Schenk bezweifelt allerdings auch, ob man zum Beispiel mit Internetseiten und einer Facebook-Präsenz, wie sie die FDP Wermelskirchen ausdrücklich pflege, ausschließlich einen modernen Wahlkampf bestreiten könne. "Dann würden sich ältere Menschen ja wieder ausgesperrt fühlen", gibt er zu bedenken.
Schenk sieht aber die dringende Notwendigkeit, die Demokratie und die Möglichkeit freier Wahlen wieder mehr als ein teures und hart erkämpftes Gut ins Bewusstsein zu rücken: "Demokratie nehmen wir inzwischen als etwas Selbstverständliches hin. Aber es gibt immer noch viele Menschen anderswo auf der Welt, die sich Demokratie erst mal hart erkämpfen müssen", mahnt Schenk.
Den Bundestagswahlkampf für die CDU organisiert Werner Allendorf vor Ort. Auch die CDU ist bei Facebook "unterwegs". Den Wahlkampf bestreitet sie traditionell mit prominenten Rednern: Bernhard Vogel, Rita Süssmuth und Wolfgang Bosbach. Und es gibt, wie immer, Waffeln auf dem Wochenmarkt.
Die Junge Union beschreitet aber neue Wege mit einem Familientag und einer Erstwählerparty voraussichtlich am 13. April. Auf diesem Weg soll wahlmüden jungen Menschen verdeutlicht werden, wie wichtig es ist, "ihre Zukunft" mitzugestalten, betont JU-Vorsitzender Christian Klicki.
"Demokratie in der Kriegsgefangenschaft...