Wahlen in den Partnerstädten Forst und Loches AfD dominiert in der Partnerstadt Forst

Forst/Loches · In Loches wurde eher konservativ gewählt. Die Partei von Emmanuel Macron liegt vor. Die Grünen legen in der Touraine deutlich zu.

 Das Rathaus in der Partnerstadt Forst.

Das Rathaus in der Partnerstadt Forst.

Foto: Hartmut Landes

Die AfD ist in der Partnerstadt Forst, aber auch im Kreishaus in Forst nach den Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag als stärkste Kraft eingezogen. Sie errang im Schnitt 30 Prozent der Wählerstimmen; in beiden Parlamenten (Stadtrat und Kreistag) ist die AfD nun erstmals vertreten. Auch bei den Europawahlen ging die AfD als stärkste Gruppierung in Forst hervor und erhielte 33,6 Prozent der Wählerstimmen. Die Wahlbeteiligung bei der Europawahl lag bei 40,2 Prozent. Zum Vergleich: In Wermelskirchen gaben 65,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.

Deutlich verloren haben CDU und SPD bei den Kommunal- und Kreistagswahlen in Forst. Bei den Kommunalwahlen am Wochenende erhielt die CDU 16,8 Prozent, die SPD 12,5 Prozent, die AfD 30. Auf Anhieb wird sie im Stadtrat stärkste Kraft; acht Politiker der AfD ziehen ins 28 Personen große Parlament ein. Die Linke sind drittstärkste Kraft in Forst: 14,4 Prozent der Wähler machten dort ihr Kreuz. Das Ergebnis der Grünen mit 2,8 Prozent zeigt, dass die Themen Klima- und Umweltschutz sowie Mobilitätswende im Osten nicht ankommen.Die FDP errang sieben Prozent.

Bisher war die CDU in Forst die dominierende politische Kraft: Sie holte vor fünf Jahren bei der Kommunalwahl 34,3 Prozent der Stimmen, die Linke errang 24,5 Prozent, die SPD 19,1 Prozent, die FDP 9,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag 2014 bei 38,8 Prozent.

Bei der Kreistagswahl (Spree-Neiße-Kreis) am Sonntag gab es ähnlich Ergebnisse wie bei der Kommunalwahl. Auch dort dominiert die AfD (29,7 Prozent) vor den „Alt-Parteien“ wie SPD (17,1 Prozent), Linke (16,5 Prozent) und CDU (14,5). Ähnlich haben die Forster auch bei der Europawahl gewählt: 33,6 Prozent (2016 Wähler) machten ihr Kreuz bei der AfD, fast doppelt so viel wie bei der SPD (16,5 Prozent). 15,5 Prozent gaben der CDU ihre (Europa-)Stimme. Die Grünen errangen hier 5,8 Prozent, die FDP 4,1 Prozent.

Verunsicherung herrscht in beiden Parlamenten über den Umgang mit der AfD-Fraktion. Darüber berichtet die Lokalausgabe der Lausitzer Rundschau. „Die AfD muss jetzt zeigen, dass sie in der Lage ist, eine realistische Arbeit für den Spree-Neiße-Kreis zu leisten“, zitiert die Lausitzer Rundschau den Linken-Fraktionschef Dietmar Pagel.

Wenn am Donnerstag eine Delegation der französischen Partnerstadt Loches anreist, um für drei Tage in Wermelskirchen zu bleiben, wird es viel Gesprächsstoff geben. Nicht nur über das 45-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft, sondern auch über das Ergebnis der Europawahl. Die Parteienlandschaft ist in Frankreich allerdings eine andere als in Deutschland.

„Die Wählerschaft ist in Loches eher konservativ, aber nicht extrem rechts“, sagt Jean-Pierre Grangeret, Beisitzer im Verein Städtepartnerschaft. Die Wahlbeteiligung lag mit 51 Prozent zwar etwas über derjenigen im Europawahljahr 2014 (48 Prozent), aber in Wermelskirchen waren die Bürger wahlfreudiger. Unterm Strich wählten die Bürger in Loches ähnlich wie der Durchschnitt in Frankreich.

Grangeret übermittelt dieser Redaktion die Wahlergebnisse. Die Demokraten „La République En marche“, die Partei von Emmanuel Macron, wählten in Loches 22 Prozent (Frankreich gesamt: 22,5%), kurz dahinter liegt die Nationale Sammlungsbewegung (Rassemblement National, Partei von Marine Le Pens) (Frankreich: 24%). Die Republikaner, „Les Républicains“, die traditionellen Rechten, erzielten in Loches mit 13 Prozent deutlich mehr als im Durchschnitt Frankreich: 8,5 Prozent.

Nicht so deutlich wie hierzulande ist der Gewinn für die Grünen, 12 Prozent (Frankreich: 12,5). „Das ist doppelt so viel wie bei den Vorwahlen“, ordnete Grangeret das Ergebnis ein. Der Europäischen Linken, vergleichbar mit den Linken in Deutschland, gaben sechs Prozent der Wähler ihre Stimme (Frankreich: 6,5%). Unbeugsames Frankreich (La France insoumise), eine Linkspartei, heimste sechs Prozent in Loches ein (Frankreich: 6,5 Prozent). Alle anderen Splitterparteien konnten zusammen 20 Prozent der Stimmen gewinnen.

Am Feiertag Christi Himmelfahrt reist mit dem Bürgermeister von Loches, Marc Angenault, eine 54-köpfige Reisegruppe an, Bürger aus dem Département Indre-et-Loire in der Region Centre Val de Loire, die den Austausch mit Wermelskirchen pflegen und sicherlich nicht nur über die große Europapolitik sprechen werden.

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