Wermelskirchen Vorfreude auf Einrad-WM in Neuseeland

Wermelskirchen · Im Interview spricht Moritz Eisbach über Artistik, Leistungssport, vernarbte Schienbeine und ein Erdlochessen bei den Maoris.

Sie fahren jetzt auf die Weltmeisterschaft in Neuseeland. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Eisbach Die Vorbereitung auf die Rennen war etwas schwierig, weil ich mein Einrad dafür ein paar Monate nicht hatte. Es war auf den Deutschen Meisterschaften in Hamburg im Sommer verloren gegangen. Jetzt haben es mir die Veranstalter zurückgeschickt. Aber davor bin ich viel Joggen gegangen, habe Konditionstraining gemacht. Grundsätzlich trainiere ich dreimal die Woche zwei Stunden.

Sind Sie aufgeregt?

Eisbach Ja, das wird ein tolles Erlebnis, so weit weg zu gehen. Der Flug allein dauert 22 Stunden. Bevor die WM beginnt, haben wir noch neun Tage Zeit und reisen mit zwei Autos über die Nordinsel. Wir wollen uns auch Nationalparks ansehen. Von der Schule habe ich mich einige Tage beurlauben lassen.

In wie vielen Disziplinen treten Sie jetzt an?

Eisbach Insgesamt vierzehn Disziplinen, darunter Rennen, Hoch- und Weitsprung, Küren und Downhill. Ich musste sogar Disziplinen wegfallen lassen, um mich auf etwas zu konzentrieren. Ich wäre auch gerne den 42,5 Kilometer langen Marathon gefahren.

Was ist Ihre Lieblingsdisziplin?

Eisbach Das 100-Meter-Rennen. Da schneide ich immer am besten ab. Ich mag Sprintdisziplinen, die Anspannung vor dem Rennen.

Wie reagieren Ihre Freunde auf Ihr Hobby?

Eisbach Am Anfang haben sie sich über mich lustig gemacht. Das Einradfahren hat eben immer noch das Image eines Mädchensports. Und auf der Straße muss man sich manchmal dumme Sprüche anhören, wie: 'Der kann sich kein zweites Rad leisten.' Aber mittlerweile bekomme ich von meinen Freunden viel Anerkennung. Seit sie gesehen haben, was ich da mache, respektieren sie das Einradfahren.

Ist das ein gefährlicher Sport?

Eisbach Ich falle oft hin, habe mir aber noch nie was Schlimmes getan - keine Knochenbrüche oder Platzwunden. Nur die Schienbeine gehen oft kaputt, die sind ziemlich vernarbt. Bei den Rennen sind nur Handschuhe und Knieschoner vorgeschrieben, bei anderen Disziplinen auch ein Helm.

Wann und warum haben Sie mit dem Einradfahren angefangen?

Eisbach Begonnen habe ich in der dritten Klasse, ein Freund von mir und dessen Brüder haben das auch gemacht. Das fand ich interessant, also hab ich auch angefangen. Was mir an dem Sport gefällt, ist, dass er so außergewöhnlich ist. Er ist Artistik, aber auch Leistungssport. Und man kann schnell in der internationalen Spitzenklasse mitfahren.

Ist das ein teurer Sport?

Eisbach Ja, schon. Mein Einrad zum Springen kostet beispielsweise 400 Euro. Insgesamt habe ich drei Räder. Meine Eltern und Großeltern finanzieren das meiste. Vieles lasse ich mir zu Weihnachten oder zum Geburtstag schenken. Der Flug zur WM, die Übernachtungen und das Startgeld, davon muss ich viel selbst übernehmen. Ich habe gerade von der Ria-Fresen-Stiftung in Remscheid ein Sportstipendium bekommen, und vom Bund Deutscher Radfahrer gab es einen Zuschuss.

Haben Sie ihr Einrad immer dabei?

Eisbach Nur wenn es schneller gehen muss, fahre ich mit dem normalen Fahrrad. Sogar auf der Klassenfahrt hatte ich es in meinem Koffer. Ich durfte es offiziell nicht mitnehmen. Dann habe ich es auseinandergebaut und heimlich eingepackt.

Was war Ihr schönstes Erlebnis?

Eisbach Bei der letzten WM kam ein Japaner auf mich zu und fragte, ob ich Lust hätte, Staffel zu fahren. Dann bin ich spontan mit ihm, einem Amerikaner und einem Deutschen gestartet. Das war super.

Was machen Sie an Weihnachten?

Eisbach Ich werde an einem Erdlochessen bei den Maoris, den neuseeländischen Ureinwohnern, teilnehmen. Ich habe aber noch keine Ahnung, was da auf mich zukommt.

Britta Krauß führte das Gespräch.

(RP)
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