Gute Zahlen vorgelegt Volkshochschule Bergisch Land hat das Blatt gewendet
Wermelskirchen · Die Kassenlage der VHS fällt deutlich besser aus als erwartet. Um auch langfristig auf stabilen Beinen zu stehen, beschloss die Verbandsversammlung aber auch Tariferhöhungen. Und Leiter Eric Hausherr hat noch große Ziele.
VHS-Leiter Eric Hausherr machte sich am Donnerstagabend gut gelaunt auf den Weg nach Burscheid: Für die Verbandsversammlung hatte der Leiter der Volkshochschule (VHS) viele gute Nachrichten im Gepäck. „Wir konnten das Blatt wenden“, verkündete er dann auch gleich zu Beginn seines Blicks auf die wirtschaftliche Entwicklung der VHS. Mit einem einkalkulierten Minus von 148.000 Euro hatte der Haushaltsplan für 2022 im vergangenen Jahr für ein ungutes Gefühl bei vielen Verbandsmitgliedern gesorgt. Eine Investitionszulage der drei beteiligten Städte – Wermelskirchen, Burscheid und Leichlingen – war diskutiert worden.
Aber es kam ganz anders: „Wir gehen im Moment von einem Plus von 71.618 Euro in diesem Jahr aus“, erklärte Hausherr der Versammlung. Das hat vor allem mit gestiegenen Erträgen zu tun: Statt 1.538.000 Euro wird die VHS am Ende dieses Jahres wohl 1.770.659 Euro eingenommen haben – also 232.689 Euro mehr als ursprünglich geplant. „Das hat vor allem mit der deutlichen Aufstockung der Integrationskurse zu tun, die mit der Ankunft der Menschen aus der Ukraine notwendig wurden“, erklärte Hausherr. Vor allem im zweiten Halbjahr habe aber auch die Neuausrichtung und Aufholjagd in den anderen Fachbereichen für ein Plus gesorgt. „Anders als andere Bildungseinrichtungen, auch andere Volkshochschulen, plagen wir uns also nicht mit Nach-Corona-Sorgen“, befand der VHS-Leiter mit Blick auf die aktuelle Haushaltslage, „ganz im Gegenteil: Wir liegen über dem Plan.“
Er erinnerte an den Kurs, den er mit seinem Start an der Volkshochschule Bergisch Land ausgerufen hatte – mit drei wesentlichen Maßnahmenpaketen zur Konsolidierung. „Die Sofortmaßnahmen haben wir nach sieben Monaten bereits erfolgreich umgesetzt“, erklärte Hausherr. Schon im zweiten Halbjahr seien viele zusätzliche Kurse angeboten worden, es habe einen Website-Relaunch gegeben, die Digitalisierung und das Angebot von Webinaren sei umgesetzt worden und die Marketingaktionen hätten Früchte getragen. Die zweite Phase, die Restrukturierung, sei im vollen Gange – auch dank des neuen Programms. Langfristig stehe die „Konsolidierung durch Wachstum“ an, kündigte Hausherr an. Die Volkshochschule hat also noch viel vor. „Wir wollen ein kostendeckend aufgestelltes, modernes Bildungsinstitut werden“, so der VHS-Leiter.
Und deswegen wolle man auch nicht weiter über eine Investitionszulage der Städte diskutieren. „Stattdessen nutzen wir das Ergebnis von 2022“, erklärte Hausherr und stellte den Haushaltsplan für das nächste Jahr vor. Erträge von 1.855.700 Euro sieht der Plan für 2023 vor, Aufwendungen in gleicher Höhe. „Es ist die höchste Umsatzplanung der VHS Bergisch-Land“, berichtete Hausherr. Bis 2025 gehe man weiter von Ertragssteigerungen aus – auch wegen der stark nachgefragten Deutsch- und Integrationskurse. „In diesem Windschatten wollen wir die anderen Fachbereiche aufbauen und den zukünftigen Rückgang kompensieren“, so der VHS-Leiter.
In diesem Zuge beschloss die Verbandsversammlung am Donnerstag einstimmig auch eine Erhöhung der Tarife: Der Normal-Tarif wurde von 2,65 pro 45 Minuten bei zehn Teilnehmern auf 3,40 Euro erhöht. Wer also etwa einen voll gebuchten Sprachkurs bei der VHS besucht, bezahlt künftig 6,80 Euro pro Doppelstunde, statt 5,30 Euro. Bei 16 Terminen im Semester schlägt das mit zusätzlichen 24 Euro zu Buche. „Es geht um eine moderate Anpassung“, erklärte Hausherr und verwies auf einen Vergleich etwa mit der Volkshochschule Bergisch Gladbach, die bereits 3,40 pro 45 Minuten veranschlagt. Die anderen Tarife, etwa für besondere Zielgruppen, den EDV-Bereich oder zur beruflichen Qualifizierung, bleiben unverändert.
Sorgen bereitet der Volkshochschule unterdessen die Personallage. „Wegen langer krankheitsbedingter Ausfälle haben wir eine sehr angespannte Personalsituation“, befand der VHS-Leiter. Im Deutsch- und Integrationsbereich hätten zwischen Januar und Juli 2022 genau 4050 Soll-Stunden im Plan gestanden, 3447 konnten geleistet werden. In der Verwaltung und in den Fachbereichen läge zwischen Soll- und Ist-Stunden noch eine höhere Differenz: Nur etwa mehr als die Hälfte der Soll-Stunden werde erfüllt. „Wir haben also mit einer halben Mannschaft ein riesiges Programm auf die Beine gestellt“, berichtete Hausherr – mit Blick auf das neue Programm, das Anfang des Jahres startet.