Tag der Heimat in Wermelskirchen gefeiert Vertriebene erinnern an ihre Wurzeln
Wermelskirchen · Kranzniederlegung zum „Tag der Heimat“ am Mahnmal im Eifgen.
(resa) Wer Günter Kehler nach seiner Heimat fragt, der erfährt von einer großen, lebendigen Stadt direkt am Meer. Von windigen Tagen, großen Schiffen, von einem grünen Kachelofen und Schulfreun-en. „Königsberg“, sagt er dann, „das ist Zuhause.“ Heute heißt Königsberg Kaliningrad. Was einst Ostpreußen war, ist heute Russland. Aber seine Heimat ist es geblieben. „Obwohl ich erst sieben Jahre alt war, als wir fliehen mussten, fühlt sich dieser Ort noch heute wie Zuhause an, wenn ich dort bin“, sagt der 80-Jährige. Und deswegen ist es ihm so wichtig, daran zu erinnern. Weil dort seine Wurzeln liegen, weil dort seine Geschichte begann und weil ihn irgendetwas hinzieht in diesen Hafen ans Meer.
Wie Günter Kehler ging es vielen Menschen, die am Ende des Zweiten Weltkriegs flüchten mussten. „Heute bin ich der Letzte aus meiner Familie, der die Heimat verlassen musste“, sagt Kehler, „und wenn wir nicht mehr sind, dann kümmert sich keiner mehr um die Erinnerung.“ Und auch deswegen ist es ihm so wichtig, eben diese Erinnerung heute wachzuhalten.
Zum „Tag der Heimat“ im Bürgerzentrum wird nicht mehr eingeladen, weil die Resonanz immer weiter zurückging. Aber jedes Jahr legen die Vorsitzenden der Landmannschaften an der Dhünner Straße am Mahnmal einen Kranz nieder. Dann sprechen sie davon, dass sie sich um „historische Gerechtigkeit“ bemühen und „ihrer Heimat treu bleiben“. Dann wollen sie aber auch den Toten von Flucht und Vertreibung gedenken. In diesem Jahr hatten die Gastgeber die Veranstaltung unter das Motto „Menschenrechte und Verständigung – Für Frieden in Europa“ gestellt. Bürgermeister Rainer Bleek erinnerte dann in seiner Rede: „Die Solidarität bröckelt, die Egoismen der Nationalstaaten haben deutlich zugenommen. Auch in unserem Land erleben wir ein Auseinanderdriften der Gesellschaft.“ Deswegen sei das Motto der Veranstaltung so aktuell und so wichtig.
Und: „Der Bund der Vertriebenen fordert nach wie vor die rechtliche Verankerung eines weltweiten Ver-treibungsverbots“, erinnerte Bleek Das sei ein hehres und zutiefst humanistisches Ziel. „Und doch so weit weg in einer Zeit, in der die Flüchtlingsströme neue Rekordhöhen erreichen“. Besonders wichtig sei ihm die Forderung des Verbandes nach einem steten verständigungspolitischen Dialog mit den Nachbarn im Osten. „Denn das ist der Schlüssel zum Frieden und zum Zusammenleben in Europa“, befand Bleek.