Interview Lothar Weber Versicherungscheck ist für Senioren Geld wert

Wermelskirchen · Auch im Rentenalter gilt es, sich Gedanken über seine Versicherungspolicen zu machen.

 Lothar Weber ist Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute.

Lothar Weber ist Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute.

Foto: tei

Herr Weber, warum sprechen Sie gerade Senioren an?

Weber Jede Lebensphase hat ihre besonderen Chancen und Risiken. Braucht man beispielsweise am Anfang seiner Erwerbsphase dringend eine Berufsunfähigkeitsversicherung, um die eigene Existenz abzusichern, so ist diese im Rentenalter unnötig. Daher sollten auch Senioren ihren Versicherungsbestand einer Überprüfung unterziehen und sich fragen: Welche Versicherung ist noch nötig? Welche Risiken des Alters sollten durch eine neue Versicherung abgedeckt werden?

Wo ist denn der Unterschied zu Berufstätigen oder jungen Leuten?

Weber Im Regelfall kommen im Alter immer mehr Zipperlein dazu. Die Beweglichkeit nimmt ab. Da ist eine Unfallversicherung mit Assistance-Leistungen sinnvoll.

Warum?

Weber Ist man zum Beispiel nach einem Unfall für eine Zeit gehbehindert, organisiert diese Versicherung eine Haushaltshilfe, die für den Versicherten putzen, waschen und kochen kann. Wer einmal mit einem gebrochenen Mittelfuß wochenlang humpelnd allein in seiner Wohnung verbracht hat, weiß die Hilfe durch einen derartigen Versicherungsschutz zu schätzen.

Und wenn der Senior schon eine Unfallversicherung hat?

Weber Besteht schon eine Unfallversicherung, sollte man prüfen, ob durch die Einstufung in eine andere Tarifgruppe der Beitrag bei unveränderten Leistungen reduziert werden kann.

Wer zahlt die Differenz?

Weber Die Differenz kann eine Pflege- oder Pflegezusatzversicherung übernehmen.

Und was ist beim Todesfall?

Weber Leider fallen auch beim eigenen Ableben Kosten an. Hier sollten sich Senioren fragen, wie viel sie für ihren letzten Weg ausgeben wollen. Eine Bestattungsversicherung übernimmt die Kosten, die nicht selten 6000 Euro und mehr ausmachen können.

Das wäre dann eine Entlastung der Erben...

Weber Ja. Mit dieser Versicherung kann man auch die eigenen Kinder finanziell entlasten, wenn man nicht viel zu vererben hat. Zu überschaubaren Beiträgen oder auch gegen einen Einmalbeitrag ist eine Absicherung von 3000 bis 15.000 Euro selbst bei schweren Vorerkrankungen ohne Risikozuschlag heute möglich.

Muss der Senior denn nun nur zusätzlich altersgerechte Versicherungen abschließen?

Weber Nicht nur. Einige können auch tariflich optimiert werden, um Prämienzahlungen einzusparen: So können Senioren ihre private Haftpflichtversicherung in eine günstigere Tarifklasse für Senioren umwandeln und damit Bares sparen. Das gilt auch bei Hausrat- und Rechtsschutzversicherungen.

Wie lautet Ihr persönlicher Versicherungstipp?

Weber Bei streitigen Auseinander-setzungen mit den Sozialversicherungsträgern hilft nur die eigene Rechtsschutzversicherung. Das gilt selbst dann, wenn ein gerichtlich bestellter Betreuer eingesetzt wurde oder die Angehörigen den Ruheständler vertreten. Der Eintritt ins Rentenalter ist außerdem der richtige Zeitpunkt, um eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung zu erstellen. Das ist schon wichtig. Man sieht: Selbst im Alter gibt es einiges zu planen.

UDO TEIFEL STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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