Wermelskirchen Vereine verlieren ihre Hallensportler

Wermelskirchen · Ein Gutachterbüro hat jetzt eine Sporthallenkonzeption für die Stadt Wermelskirchen vorgelegt. Schulsport und Vereine sorgen für eine hohe Nachfrage. Halleninfrastruktur muss gesichert werden, heißt es im Gutachten.

 Im Oktober 2016 war die Mehrzweckhalle Dhünn wieder frei. Ein Jahr lang waren Flüchtlinge dort in einer Erstaufnahme untergebracht worden. Die Sporthallenkonzeption wird im Sportausschuss am Mittwoch, 22. November, 17 Uhr, Ratssaal öffentlich diskutiert.

Im Oktober 2016 war die Mehrzweckhalle Dhünn wieder frei. Ein Jahr lang waren Flüchtlinge dort in einer Erstaufnahme untergebracht worden. Die Sporthallenkonzeption wird im Sportausschuss am Mittwoch, 22. November, 17 Uhr, Ratssaal öffentlich diskutiert.

Foto: Moll

Die Stadt Wermelskirchen wendet im Jahr rund 400.000 Euro für den Betrieb und die Reinigung ihrer 14 Turn- und Sporthallen auf. Sollte die Turnhalle Jörgensgasse abgerissen werden, um dort eine Quartier-Bebauung entstehen zu lassen, wird's eng. Dann müsste ein entsprechender Neubau einer Einfach-Sporthalle für Ersatz schaffen. Denn die Hallennachfrage des Schulsports und der Sportvereine bewegt sich auf hohem Niveau. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens, das die Stadt 2016 in Auftrag gegeben hat. Der Bericht der Forschungsstelle Kommunale Sportentwicklungsplanung liegt jetzt in der Endfassung vor.

2010 hatte die Stadt bereits ein Gutachten zum Sportplatzbedarf in Auftrag gegeben; Ergebnis: Ein Kunstrasenplatz (Höferhof) ist bereits gebaut, ein zweiter (Eifgen) soll entstehen. In Pohlhausen, eventuell auch in Dhünn gibt's "Grüne Asche". Nun sollte festgestellt werden, ob der jetzige Bestand an Sporthallen stadtweit bedarfsgerecht ist. Auch der Sanierungsbedarf sollte ermittelt werden. Schließlich waren zwei Sporthallen - Realschule und Grundschule Ost - wegen der PCB-Belastung abgerissen worden. Dafür gab es nur einen Ersatz an der Waldschule.

Der Großteil der Wermelskirchener Hallen ist in den 1960er- und 1970er- sowie Anfang der 1980er-Jahre entstanden. Das Durchschnittsalter liegt damit bei 38 Jahren und erfordert laut Gutachten eine dauerhafte Bereitstellung von finanziellen Mitteln zur baulichen Unterhaltung.

Die aktuelle Auslastung bezeichnet das Gutachten als "gut" - im frühen Vormittag- und Nachmittagbereich sind nur in der Mehrzweckhalle Dabringhausen deutliche Freikapazitäten erkennbar. Im späten Nachmittag- und Abendbereich sind laut Belegungsplan nur die Turnhalle Dabringhausen (Höferhof), die Waldschule und der Sportraum Hünger unterdurchschnittlich ausgelastet. Der Zustand der Hallen wird nach einer Umfrage als eher durchschnittlich bezeichnet - die schlechtesten Noten bekamen die Halle Höferhof und die WTV-Halle.

Im Schulsport, so das Ergebnis, ist der Bedarf durch die vorhandene Halleninfrastruktur vollständig abgedeckt. Schwierig ist es nur fürs Berufskolleg. Zurzeit wird aber die Nutzung der WTV-Halle als ausreichend angesehen. Rechnerische Überkapazitäten gibt es nur für die Mehrzweckhalle Dabringhausen.

Die Bedarfsabfrage aus dem Jahr 2016 bei zehn für den Hallensport planungsrelevanten Vereinen ergab laut Gutachten eine hohe Übereinstimmung zwischen den offiziellen Belegungsplänen und den Zeit- und Angebotsangaben der Sportvereine. Fünf der zehn Vereine sind aber der Ansicht, dass sie nicht genügend Hallenzeiten zur Verfügung haben. Bei diesen Vereinen handelt es sich insbesondere um größere Mehrspartenvereine.

Die Zahl der Vereinsmitglieder in den Hallensportarten ist seit 2007 deutlich gesunken - minus 589 Mitglieder führt das Gutachten auf. Das sind minus 16,3 Prozent. Deutliche Rückgänge gibt es im Handball (-25,9 Prozent), Budo (-29,8 Prozent), und Volleyball (-44,1 Prozent); Zuwächse gibt es beim Badminton- (+10,5 Prozent) und Behindertensport (+20,2 Prozent).

Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass unter Bezugnahme der aktuellen Einwohnerprognose bis zum Jahr 2025 ein Rückgang von Hallensportlern zu erwarten ist - hier besonders in der Altersgruppe zehn bis 19 Jahre (etwa 500 Hallensportler). Zuwachspotenzial gibt es in der Altersgruppe der über 60-Jährigen in "gesundheitsorientieren Hallensportarten".

Da sich die Hallennachfrage, so die Handlungsempfehlung der Gutachter, bei Schulsport und der Sportvereine weiterhin auf einem hohen Niveau bewege, sollte die bestehende Halleninfrastruktur mittelfristig gesichert werden. Ein weiterer Wegfall von Turn- und Sporthallen könnte nur punktuell aufgefangen werden. Würde die Mehrzweckhalle Dabringhausen für Schulsport eingebunden, führt dies zu erhöhten Bustransferkosten.

(RP)
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