Wermelskirchen Verbraucher füllen jetzt günstig ihre Öltanks

Wermelskirchen · Die Heizölpreise sind so niedrig wie seit vier Jahren nicht mehr. Viele Kunden lassen ihre Tanks deswegen jetzt befüllen.

 Rainer Kollenberg fährt einen der sechs Tankzüge des Raiffeisenmarkts Bergisch Land und Mark. Derzeit sind er und seine Kollegen täglich unterwegs.

Rainer Kollenberg fährt einen der sechs Tankzüge des Raiffeisenmarkts Bergisch Land und Mark. Derzeit sind er und seine Kollegen täglich unterwegs.

Foto: Moll

Die Preise für Heizöl kennt Bernd Ernst sehr genau. Täglich behält er sie über den Teletext im Fernsehen im Blick. Der Rentner vergleicht die durchschnittlichen Preise je nach Bundesland und ist auch bei den Angeboten lokaler Heizöl-Anbieter auf dem Laufenden. Vor wenigen Tagen war für ihn der Moment gekommen zuzuschlagen. "Der Preis lag bei 74 Euro und ein paar Zerquetschten pro 100 Liter, da dachte ich, da machen wir's", berichtet der 63-Jährige. Heute erhält Ernst die Lieferung. 5000 Liter Heizöl werden dann in seinen Tank unter der Erde gepumpt. 25 000 Liter könnte der fassen, aber "es ist Jahre her, dass er randvoll war", sagt der Rentner. Dafür sei das Preisniveau insgesamt inzwischen viel zu hoch.

Derzeit aber sind die Heizölpreise so niedrig wie schon seit vier Jahren nicht mehr, berichtet Rainer Wieck vom Energie-Informationsdienst in Hamburg. Jede Woche fragt der EID bundesweit bei Heizölhändlern deren Listenpreise ab und ermittelt einen Durchschnittswert. Der lag gestern bei 75,75 Euro pro 100 Liter Heizöl bei einer Abnahme von 3000 Litern. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr um diese Zeit zahlten die Verbraucher etwa 84 Euro für 100 Liter Heizöl. Heute kann das jedoch bereits wieder ganz anders aussehen. "Die Preise verändern sich permanent", meint Wieck. Das liege an vielen Faktoren. "Es ist gerade sehr viel Rohöl auf dem Markt, während die Nachfrage stagniert", erläutert Wieck. Früher sei davon ausgegangen worden, dass bei internationalen Krisen die Nachfrage und damit der Preis steige. "Heute geht die Nachfrage runter, aber die Produzenten fördern weiter."

Tina Frowein-Braun bestätigt die Preisschwankungen. "Manchmal kriege ich dreimal am Tag neue Preise", sagt die Wermelskirchener Mineralölhändlerin. Einige ihrer Kunden würden Öl ordern, wenn der Tank leer sei, klassischerweise im Sommer etwa. Andere wiederum beobachten die Preise sehr genau. "Manche führen Statistiken und sind fast besser auf dem Laufenden als ich", sagt Frowein-Braun..

Wegen der vergleichsweise niedrigen Preise sei die Nachfrage nach Heizöl derzeit sehr groß, berichtet Friedhelm Scherkenbach von der Raiffeisenerzeugerschaft Bergisch Land und Mark mit Sitz in Wipperfürth. "Unsere sechs Tankzüge sind täglich unterwegs", erklärt der Bereichsleiter. Bei den meisten der Kunden seien die Rücklagen aber noch recht groß. "Der vergangene Winter war unglaublich mild."

Bei 76,20 Euro je 100 Liter lag gestern der Preis im Raiffeisenmarkt. Den zahlten Kunden bei einer Abnahmemenge von 4000 Litern. "Das ist Standard für den Jahresbedarf eines Ein- bis Zwei-Familienhauses", meint Scherkenbach. Obwohl es drei bis fünf Tage nach der Bestellung dauern könne, bis das Öl bei den Kunden zu Hause ankomt, seien sie von den Preisschwankungen nicht betroffen. "Wir garantieren den Preis, der bei der Bestellung aktuell ist", sagt Scherkenbach. Das Öl bezieht der Raiffeisenmarkt bei einer Raffinerie in Köln-Godorf.

Tobias Bott, Sprecher des Bundesverbands mittelständischer Mineralölunternehmen, zeigt sich vom derzeitigen Preistiefstand verwundert. "Aber er ist nun so, wie ihn der Markt vorgibt", sagt er. Immerhin: "Der Handel profitiert davon."

(RP)
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