Wermelskirchen Urnenbestattungen verändern Friedhöfe

Wermelskirchen · Die Bestattungskultur erlebt auch in Wermelskirchen einen Wandel. Die Nachfrage nach den klassischen Einzelgrabstellen geht zurück. Dadurch nimmt der Platzbedarf ab. Aber die Umstrukturierung dauert Jahrzehnte.

 Auch wenn sich die Bestattungskultur verändert, die liebevoll ausgewählten Dekorationen, Kerzen und Blumenschmuck bleiben für die trauernden Angehörigen wichtige Elemente.

Auch wenn sich die Bestattungskultur verändert, die liebevoll ausgewählten Dekorationen, Kerzen und Blumenschmuck bleiben für die trauernden Angehörigen wichtige Elemente.

Foto: Theresa Demski

Die Zeiten, in denen es auf dem Wermelskirchener Stadtfriedhof keinen freien Platz mehr gab, sind vorbei. Heute ist rund ein Viertel der Fläche frei. "Dabei nimmt die Zahl der Bestattungen noch weiter zu", sagt Thomas Pleil, Verwalter der städtischen Friedhöfe in Wermelskirchen. Aber die Bestattungskultur habe sich verändert. Und das bedeutet: Zwischen 60 und 70 Prozent der Menschen wählen auf dem Stadtfriedhof, in Hünger, Dabringhausen und Hilgen-Neuenhaus inzwischen die Urnenbestattung. Weil auf dem Waldfriedhof auch die Bestattung in Baumgräbern oder auf einem anonymen Urnenfeld möglich ist, sind es dort mehr als 80 Prozent.

 Friedhofsverwalter Thomas Pleil.

Friedhofsverwalter Thomas Pleil.

Foto: Theresa demski

"Urnengräber sind deutlich kleiner als Grabstellen für Erdbestattungen", sagt Pleil. Dazu kommt: Auf einer Einzelgrabstelle können zusätzlich bis zu vier Urnen bestattet werden. So entstehen auf schmalen Gräbern inzwischen Familiengrabstätten. "Der Platzbedarf hat sich also völlig verändert", sagt Pleil. Und das wirkt sich auf den Friedhof aus. "Die Umstrukturierung braucht aber nicht fünf, sondern 50 Jahre", sagt der Experte. Und die Wermelskirchener befinden sich mittendrin. Immer mehr Grabstätten, die zurückgegeben werden, werden nicht neu belegt. Es entstehen Grünflächen. Und die hat Thomas Pleil im Blick und steuert so die Veränderung. "Weil es für die Menschen oft einfacher ist, am Rand des Friedhofs Gräber zu pflegen, werden wir langfristig, in 20 oder 30 Jahren, in der Mitte des Friedhofs eine Grünfläche bekommen", erklärt er. Dieser Platz könne ein Ort zum Innehalten werden, Spaziergänger könnten hier eine Pause machen. Gerade ältere Menschen, die häufig auf dem Friedhof unterwegs sind, sollen dort eine Bank finden. "Vielleicht können wir irgendwann sogar über ein kleines Gewässer nachdenken", sagt Pleil. Noch ähnlicher einer Parkanlage könnte der beliebte Friedhof dann werden. Auch die Wege würden dann breiter - um den alten Bäumen nicht zu schaden. Einem Spielplatz allerdings, der immer mal wieder ins Gespräch gebracht wird, erteilt Pleil eine klare Absage. "Der Friedhof soll ein Ort der Besinnung bleiben, an dem Menschen auch Raum zur Trauer haben", sagt er. Auch von Urnenwänden hält der Friedhofsverwalter nicht viel. Schließlich bestehe keine Platznot wie noch in den 60ern. Einen pietätsvollen Ort zum Trauern wolle die Stadt den Menschen auf den Friedhöfen bieten.

Allerdings weiß er um die Sorge vieler alter Menschen, wenn sie an die Grabpflege denken. "Senioren kommen zu mir und erzählen, dass sie ihren Kindern die Grabpflege nicht zumuten wollen", sagt Pleil. Auch deswegen würden sich viele Menschen vor ihrem Tod für ein Urnengrab entscheiden. Der Friedhofsverwalter berät gerne: "Ich bin der Meinung, dass sich Menschen so bestatten lassen sollten, wie sie es wollen", sagt er. Egal, ob Urnengrab oder Erdbestattung. Die Grabpflege allerdings dürfe nicht den Ausschlag geben, findet Pleil. Schließlich gebe es viele Lösungen, um Nachkommen kostengünstig zu entlasten. Dazu gehöre die Rheinische Treuhandstelle für Dauergrabpflege: Wer hier zu Lebzeiten einzahlt, regle seine Grabpflege selbst.

(resa)
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