Netzwerkarbeit im Rheinisch-Bergischen Kreis Unterstützung für pflegende Angehörige

Rhein-Berg · Das Projekt „Wir kommen in Bewegung“ soll die Angehörigen mit Angeboten wie Informationsveranstaltungen, Kursen, Netzwerken, Sport oder Resilienz-Trainings unterstützen, um körperlich gesund zu bleiben.

 Annika Möller ist Projektkoordinatorin im Amt für Soziales und Inklusion des Rheinisch-Bergischen Kreises.  Foto: Lisa Möller

Annika Möller ist Projektkoordinatorin im Amt für Soziales und Inklusion des Rheinisch-Bergischen Kreises. Foto: Lisa Möller

Foto: Lisa Möller

Die häusliche Pflege nimmt einen immer höheren Stellenwert in der Gesellschaft ein. Laut Angaben des Statistischem Bundesamtes werden insgesamt 76 Prozent aller pflegebedürftigen Menschen zu Hause in ihren gewohnten Räumlichkeiten von nahestehenden Familienmitgliedern versorgt. Dabei werden etwa 52 Prozent sogar ausschließlich von ihren Angehörigen gepflegt. Nur 24 Prozent der Angehörigen werden zusätzlich noch von einem ambulanten Pflegedienst betreut, der regelmäßig bei der zu betreuenden Person vorbeischaut und aushilft. Nur sehr wenige Menschen mit Pflegebedarf leben heute in stationären Einrichtungen.

Die Pflege ist aber nicht immer leicht für die Angehörigen, die oftmals neben der Versorgung auch noch einem Beruf nachgehen. Das kann belastend sein. Vor allem die Pflege von Menschen mit sogenannten gerontopsychiatrischen Erkrankungen wie Demenz birgt für pflegende Angehörige große Herausforderungen und Anstrengungen. Die Versorgung von psychiatrisch erkrankten Seniorinnen und Senioren kann für die pflegenden Familienmitglieder sowohl körperlich als auch emotional und psychisch sehr belastend sein, wie Annika Möller, Projektkoordinatorin im Amt für Soziales und Inklusion des Rheinisch-Bergischen Kreises, weiß. „Pflegende Angehörige sind der größte Pflegedienst. Ohne sie würde das Pflegesystem zusammenbrechen. Deshalb ist es wichtig, sie gesundheitlich zu stärken und mit Präventionsangeboten dafür zu sorgen, dass sie körperlich und psychisch gesund bleiben.“ Deshalb sei das Projekt „Wir kommen in Bewegung“ entwickelt worden. Denn die Gesundheitsförderung für sorgende und pflegende Angehörige von Menschen mit gerontopsychiatrischem Krankheitsbild setze genau dort an. Ziel des Projekts ist es, pflegende Angehörige mit präventiven und gesundheitsfördernden Angeboten wie Aufklärung, Informationsveranstaltungen, Kursen, Netzwerken, Sport oder Resilienz-Trainings zu unterstützen. „In der Pflegeberatung werden wir immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen pflegende und sorgende Angehörige an ihre Belastungsgrenzen kommen und der persönliche Ausgleich neben dem fordernden Pflegealltag fehlt“, erläutert Claudia Herzog, Koordinatorin der Pflegeberatung beim Kreis. Die Förderung des Projekts erfolgt durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen des GKV-Bündnisses für Gesundheit.

Diese gemeinsame Initiative der gesetzlichen Krankenkassen entwickelt zusammen mit den kreisangehörigen Kommunen gezielt Angebote zur Gesundheitsförderung für pflegende Angehörige von Menschen mit altersbedingten psychiatrischen Krankheiten. Der Rheinisch-Bergische Kreis fungiert dabei als Projektkoordinator unter Beteiligung eines Steuerungsgremiums, der örtlichen Netzwerke und diverser Kooperationspartner. Das Projekt „Wir kommen in Bewegung“ läuft noch bis zum 29. Februar 2024 und wird mit 30.000 Euro je Projektjahr gefördert.

Die Mittel fließen unmittelbar in Maßnahmen wie Informationsveranstaltungen, Kurse und Strukturaufbau. In der neuen Projektgruppe wirken das Gesundheitsamt des Rheinisch-Bergischen Kreises, das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Bergisches Land, der Gerontopsychiatrische Sozialdienst, Die Kette e. V., der Kreissportbund Rheinisch-Bergischer Kreis e. V., die Kommunale Pflegeberatung des Rheinisch-Bergischen Kreises, das Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Rheinisch-Bergischer Kreis sowie die kreisangehörigen Kommunen mit.

Zusätzlich dient der Arbeitskreis Gerontopsychiatrie als Multiplikator und wird in die Projektumsetzung einbezogen. Bei einer digitalen Auftaktveranstaltung tauschten sich die beteiligten Akteure aus den kreisangehörigen Kommunen aus. Dr. Tanja Segmüller von der Hochschule für Gesundheit Bochum und Veronique Wolter vom Institut für Sportwissenschaft an der TU Dortmund gaben eine Einführung in die Gesundheitsförderung für die spezielle Zielgruppe.

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