Unfallstatistik für Wermelskirchen und Rhein-Berg Zahl der Verunglückten steigt deutlich

Wermelskirchen / Rhein-Berg · Die Verkehrsunfallstatistik für den Rheinisch-Bergischen Kreis zeigte eine deutliche Erhöhung in Wermelskirchen, was die Zahl der Unfälle mit Personenschaden angeht – nur Senioren waren nicht betroffen.

Einer der schwersten Unfälle in Wermelskirchen ereignete sich im September vorigen Jahres an der Hilgener Straße, als ein Mann mit seinem Fahrzeug eine sechs Meter tiefe Böschung hinunter stürzte.

Einer der schwersten Unfälle in Wermelskirchen ereignete sich im September vorigen Jahres an der Hilgener Straße, als ein Mann mit seinem Fahrzeug eine sechs Meter tiefe Böschung hinunter stürzte.

Foto: Polizei

Corona ist in vielerlei Hinsicht ein Bremser gewesen – manchmal hat eine solche Bremse auch etwas Positives. Beispielsweise haben die Beschränkungen der vergangenen zwei Jahre für deutlich gesunkene Zahlen in der Verkehrsunfallstatistik für den Rheinisch-Bergischen Kreis gesorgt. Dieser Effekt, so das Ergebnis der diesjährigen Pressekonferenz der Kreispolizeibehörde, sei nun weitgehend vorüber.

Dennoch zeichnete Landrat Stephan Santelmann ein Bild, in dem „viele positive Trends“ zu sehen seien. „Die Polizeiarbeit – unermüdliche Schulungen und Präventionsaktionen – zeigt Früchte“, sagte der Landrat am Mittwochmittag. 7610 Verkehrsunfälle wurden im Vorjahr verzeichnet, in den Corona-Jahren 2020 waren es noch 7034, in 2021 krachte es 7298 Mal. Besonders positiv sei hierbei die Tatsache, dass die Zahl der getöteten Menschen im Straßenverkehr weiter gesunken sei – auf vier von sechs im Jahr 2021. „Das sind immer noch vier Getötete zu viel, so dass wir weiter daran arbeiten werden, dass die Zahl langfristig gegen Null geht“, sagte der Landrat.

In Wermelskirchen ereignete sich keiner der Verkehrsunfälle mit Getöteten. Am 8. Mai verstarb ein 26-jähriger Motorradfahrer aus Leverkusen in Odenthal-Höffe. Ein 86-Jähriger fuhr am 27. Oktober mit hoher Geschwindigkeit in Bergisch Gladbach in den Gegenverkehr. Am 18. November missachtete ein 61-Jähriger unter Alkoholeinfluss die Vorfahrt eines Lkw und kollidierte mit ihm. „Der vierte tödliche Verkehrsunfall war am 6. Dezember in Burscheid – und etwas außergewöhnlicher. Denn der 77-Jährige Fahrgast im Bürgerbus stürzte, als der Bus anfuhr, verletzte sich so schwer, dass er an den Folgen verstarb“, sagte Polizeihauptkommissar Thomas Schliwitzki, Leiter Verkehrsdienst.

Die Zahl der Schwerverletzten ist im vergangenen Jahr ebenfalls deutlich zurückgegangen – von 203 auf 188. „Damit geht der schon seit Jahren positive Trend im Rheinisch-Bergischen Kreis weiter“, sagte Schliwitzki.

Auch wenn die absoluten Zahlen gering seien, sei Wermelskirchen bei der diesjährigen Verkehrsstatistik unrühmlicher Spitzenreiter – was die Zunahme an Verunglückten angehe. „Wir haben 991 Verkehrsunfälle in der Stadt verzeichnet, dabei wurden 154 Menschen verletzt. Das sind sechs mehr als beim bisherigen Höchststand im Jahr 2020“, sagte Schliwitzki. Besonders unschön sei dabei die Tatsache, dass sich die Zahl der verunglückten Jugendlichen beinahe verdreifacht hat – von vier 2021 auf elf im vergangenen Jahr. Auch die Zahl der verunglückten Kinder sei von fünf auf acht gestiegen. Gleiches gelte für die Zahl der jungen Erwachsenen, die 2022 verunglückten. „Hier ist die Zahl von 20 auf 36 gestiegen. Nur die Zahl der Erwachsenen ist von 76 auf 79 sehr moderat angestiegen“, sagte Schliwitziki.

Gesunken ist hingegen die Zahl der verunglückten Senioren – von 23 auf 19. „Einen wirklichen Grund für dieses Ergebnis konnten wir nicht ausmachen“, sagte der Leiter Verkehrsdienst. Weder liege es an den Örtlichkeiten noch an Umleitungen wie der Dauerbaustelle an der Autobahnbrücke. „Es gibt neue Unfallstellen, dafür sind andere weggefallen – wir haben keine Erklärung dafür“, sagte Schliwitzki.

Nach wie vor das größte Problem im Straßenverkehr sei die nicht angepasste oder zu hohe Geschwindigkeit, mit der die Verkehrsteilnehmer unterwegs seien. „Hier haben wir eine deutliche Steigerung bei den Kontrollen bemerkt – 2021 waren es noch 22.181 Verstöße wegen Geschwindigkeitsübertretung, im vergangenen Jahr 25.244“, sagte Schliwitzki. Dagegen würden andere Vergehen sehr gering ausfallen. Einzig Verstöße gegen die Vorfahrt und gegen das Nutzungsverbot elektronische Geräte im Auto waren mit jeweils rund 2000 Mal vierstellig. Die Zahlen bezogen sich indes auf Verstöße ohne Unfallfolgen.

Gestoppt sei die bislang stetige Zunahme an Unfällen mit Verletzten im Bereich der Fahrräder und Pedelecs. „Wie schon 2021 ist hier sogar ein leichter Rückgang festzuhalten – 151 Radfahrer, 23 weniger als 2021, und 103 Pedelecfahrer, 14 mehr als 2021, sind verunglückt“, sagte Schliwitzki. Vor allem in Bezug auf die ungebrochene Kauffreude im Bereich der elektromotorisierten Fahrräder sei dieses Fallstagnation bemerkenswert.

Zu geringer Abstand (163) und Fehler beim Abbiegen (175) zählten zu den Hauptursachen bei Unfällen. Daneben gab es eine deutliche Zunahme von Verkehrsunfällen unter Einfluss von Alkohol oder anderen berauschenden Mitteln zu verzeichnen. „Hier haben wir 2022 65 Unfälle gehabt – 2021 waren es 36 und 2020 sogar nur 26“, sagte Schliwitzki. „Auch das falsche Verhalten von Fußgängern hat zu mehr Unfällen geführt. Vor allem Kinder sind hiervon betroffen“, sagte der Leiter Verkehrsdienst. Plötzliches Überqueren der Fahrbahn, ohne auf den Verkehr zu achten, war hier die Hauptursache.

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