Wermelskirchen Übersetzer für Amtsdeutsch

Wermelskirchen · Der pensionierte Verwaltungsrichter Peter Jörgens ist jetzt ehrenamtlicher Helfer beim SuBS. Er hat eine eigene Sprechstunde und möchte Senioren aus dem "Papier-Dschungel" der Behördenbescheide helfen.

"Die Verwaltungsbescheide und Behördenschreiben werden immer umfangreicher und unverständlicher. Vor allem Senioren haben Schwierigkeiten damit", weiß Verwaltungsrichter a.D. Peter Jörgens. Seit August vergangenen Jahres ist der 65-Jährige nun Pensionär, stellt seine reiche Berufserfahrung aus 35 Jahren "Juristerei" nun aber in den Dienst des Senioren- und Behinderten-Service (SuBS).

Gestern die erste Sprechstunde

Gestern hatte Peter Jörgens seine erste Sprechstunde im Rathaus. Zwei Ratsuchende kamen: "Aber es werden sicherlich bald mehr", meint SuBS-Sprecher Klaus Förster optimistisch. Denn Peter Jörgens möchte den Senioren helfen, sich besser im "Dschungel" ihres "Schriftkrams" mit Behörden, Ämtern, Versicherungen und vielen Stellen mehr zurechtzufinden. Doch gleich zu Beginn macht er unmissverständlich klar: "Ich gebe keine Rechtsberatung, und ich weiß auch nicht alles", betont Peter Jörgens. Seine Aufgabe sehe er darin, als Übersetzer für Amtsdeutsch tätig zu werden, die oft unverständlichen Schreiben zu erklären und, wenn nötig, den Inhalt zu interpretieren: "Im Zeitalter der Computer sind solche Schreiben auch immer länger geworden. Sie enthalten oft einen Wust von Informationen, die nur verwirren", weiß der Jurist.

Peter Jörgens kennt aber auch sowohl aus seiner Berufspraxis, als auch aus seinem privaten Umfeld in der Familie die Hemmschwelle, die vor allem Senioren haben, beispielsweise Widersprüche "gegen die Obrigkeit" einzulegen oder sich überhaupt in einen solchen "Papierwust" einzuarbeiten. Viele steckten den Kopf in den Sand, legten die Briefe einfach weg: "Und dann sind plötzlich Fristen abgelaufen, Widersprüche nicht mehr möglich", hat er als Verwaltungsrichter oftmals erlebt.

Seinen Berufsleitsatz möchte Pensionär Peter Jörgens jetzt auch über sein Ehrenamt stellen: "Wir müssen die Bürger vor dem Staat schützen!", sagt er und dreht den Satz aber auch gleich wieder um: Andererseits müsse der Staat auch vor Querulanten geschützt werden. Die überbordende Bürokratie könne er zwar ebenso wenig beseitigen, wie er es auch nicht ändern könne, dass das Zusammenspiel der Behörden oft schlecht funktioniere. Er wolle den Senioren aber dabei helfen, mit den Schreiben und Bescheiden besser zurechtzukommen und angemessen darauf zu reagieren.

Keine Konkurrenz für Juristen

"Wir sind als SuBS dankbar für diesen neuen Service, den wir bieten können", betont Klaus Förster. Doch der Sprecher des SuBS hebt auch hervor, dass Peter Jörgens ebenso wenig Rechtsanwälten, Notaren oder gar Steuerberatern vor Ort Konkurrenz machen werde, wie die übrigen SuBS-Helfer den Handwerkern oder Pflegediensten vor Ort. "Im Gegenteil", fügt Jörgens hinzu: "Ich werde sicherlich auch oft an die Rechtsanwälte und sonstige Ansprechpartner weiterverweisen."

(RP)
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