Wermelskirchen U-Haft wegen Diebstahl – 30 weitere Taten
Wermelskirchen · Einen etwas kuriosen Verlauf nahm gestern eine Verhandlung vor dem Amtsgericht: Ein 18-Jähriger aus Remscheid musste sich wegen eines Diebstahls im September 2008 in die Kattwinkelsche Fabrik verantworten – Beute: ein PC samt Rechner und ein Ghettoblaster. Für sich genommen ein kleineres Delikt, erschwerend kommt aber hinzu, dass der junge Mann in 20 bis 30 (!) weitere Diebstähle in Wermelskirchen verwickelt sein soll. Die Beute reicht von 20 Euro aus einer Geldkassette über 800 Euro an Spielwaren bis zu 1600 Euro an Wein.
Die Staatsanwaltschaft Köln kommt gar nicht so schnell nach, die Fälle zu bearbeiten. Mittlerweile sitzt der 18-Jährige in Untersuchungshaft in Wuppertal. Richter Uwe Intorf verurteilte ihn wegen gemeinschaftlichen Diebstahls zu einem dreiwöchigen Dauerarrest, der durch die U-Haft bereits abgegolten ist. Der Haftbefehl wurde aufgehoben – und wegen der neuen Straftaten sofort durch einen neuen ersetzt.
Nicht wie sein Vater enden
Der Angeklagte gab den Einbruch in die Katt mit zwei Komplizen zu. Die kenne er aus dem Kinderheim, sagte er. Warum er in die Katt eingebrochen ist, wisse er nicht. "Wir haben viel abgehangen, wussten nicht, was wir tun sollten", sagte er. Zwölf Jahre seines Lebens verbrachte der junge Mann in einem Heim. Seit 1992 gab es in der Familie erhebliche Probleme, deshalb war das Jugendamt dort im Einsatz. Im November 2008 zog der 18-Jährige in eine eigene Wohnung. Die Eltern sind geschieden. Kontakt zu Mutter und Vater, der im Gefängnis sitzt, hat der junge Mann nicht.
Trotzdem begann er eine Ausbildung zum Kfz-Service-Mechaniker, die er aufgrund seiner Straftaten drei Monate vor dem Ende abbrechen musste. Der Absturz ins kriminelle Milieu ist für Richter Intorf unerklärlich.
Der 18-Jährige beteuerte, dass er sich bessern wolle und Perspektiven in seinem Leben sehe. Er wolle nicht so enden wie sein Vater, meinte er mit tränenerstickter Stimme.
Der Jugendgerichtshilfe fehlt der feste Halt. Der 18-Jährige habe gute Vorstellungen, aber die seien auch schon vor der Tat vorhanden gewesen. Staatsanwalt Bernd Hogrebe betonte, dass es der falsche Moment sei, über die Zukunft zu reden, schließlich stünden mehr als 20 weitere Verfahren an. Schädliche Neigungen ließen sich aber nur durch den Einbruch in die Katt sicher noch nicht erkennen.
Der Verteidiger gab zu, dass das eigentliche Problem auf seinen Mandanten noch zukomme. Intorf bezeichnete es als "Dilemma", dass die Verfahren aus Köln nicht rechtzeitig eingegangen seien. Er forderte vom 18-Jährigen, in der U-Haft ein festeres Netzwerk an Zukunftsmöglichkeiten zu knüpfen.