Wermelskirchen Trotz Klage: Uhle stellt den Bauantrag

Wermelskirchen · Einkaufszentrum-Investor Gerhard Uhle wollte eigentlich das Verfahren gegen die Stadt abwarten, um sie nicht in die Bredouille zu bringen. Er ist zuversichtlich, dass die Klage gegen die Stadt ohne Erfolg ist. Jetzt will er durchstarten.

 Verklebte, teilsweise eingeschlagene Scheiben, Schmuddelecken – und das in der Toplage an der Telegrafenstraße. Nicht gerade einladend für eine Stadt, die auch über (Rad-)Touristen neue Kaufkraft nach Wermelskirchen ziehen möchte.

Verklebte, teilsweise eingeschlagene Scheiben, Schmuddelecken – und das in der Toplage an der Telegrafenstraße. Nicht gerade einladend für eine Stadt, die auch über (Rad-)Touristen neue Kaufkraft nach Wermelskirchen ziehen möchte.

Foto: Hans Dörner

Noch in diesem Jahr will Gerhard Uhle, Investor des Einkaufszentrums Telegrafenstraße, den Bauantrag stellen. Das erklärte er im Gespräch mit der Bergischen Morgenpost. Die Redaktion hatte ihm die Nachricht des Technischen Beigeordneten überbracht, dass aus Sicht der Verwaltung dem nichts entgegen stehe. Uhle will jetzt auf der Basis des genehmigten Bebauungsplans planen: Drei Parketagen, zwei Verkaufsetagen. Der im September den Anwohnern bei Klageverzicht angebotene Kompromissvorschlag gilt für ihn nicht mehr.

Seit September verhielt sich Uhle bedeckt. Für ihn war mit Bekanntwerden einer anhängigen Klage beim Verwaltungsgericht klar, dass er sein Wort — kein Lebensmittelmarkt und damit kein Lieferverkehr über den Brückenweg, ein Parkdeck weniger, zusätzlicher Sicht- und Schallschutz und Bäume — nicht mehr halten muss. Das war den Anliegern vorher auch klargemacht worden.

Die Anwohnerin richtet aber die Klage nicht gegen ihn (oder sein Unternehmen euco Ring KG), sondern gegen die Stadt Wermelskirchen. Denn: Der Stadtrat hatte im Juli 2012 den B-Plan beschlossen. Die Klägerin geht gegen den Bebauungsplan "Einkaufszentrum Telegrafenstraße" vor.

Der Investor hält seit Bekanntwerden der Klage im September still. "Ich will die Stadtverwaltung nicht mit einem Bauantrag in die Bredouille bringen", sagte er im ersten BM-Gespräch Anfang der Woche. Er suche immer noch nach einer vernünftigen Lösung, glaubte im Gespräch aber auch nicht, dass die Stadt einen Bauantrag genehmigen würde. "Wir haben ja auch keinen Zeitdruck." Eine Einstweilige Verfügung der Klägerin könnte zu einem Baustopp führen. "Das wäre doch für die Stadt eine Katastrophe."

Für ihn gibt es jedoch keinen Zweifel: Die Klage wird keinen Erfolg beim Verwaltungsgericht haben. Sein beratender Anwalt sei früher Verwaltungsrichter gewesen — "und der ist ganz sicher, dass die Klage gegen die Stadt abgelehnt wird". Und wenn das Urteil komme, "gibt's die volle Planung. Ohne Wenn und Aber."

Für nächste Woche habe er einen Termin mit seinem Rechtsanwalt, um die Zukunft zu besprechen — immer vor dem Hintergrund, dass wohl die Stadtverwaltung einen Bauantrag angesichts der Klage nicht genehmigen würde. Einen (bösen) Gedankengang, falls die Stadt nicht obsiegt ("Aber daran glaube ich selbst nicht") teilt er dann aber auch mit: "Dann könnte die Stadt ja das Gelände zurückkaufen und dort eine Schule errichten. Ob den Nachbarn das gefallen würfe?", fragte er provokant.

Der Technische Beigeordnete Dr. André Prusa sieht die Situation aber ganz pragmatisch. Schon Anfang September meinte er, dass die Klage wenig Substanz habe. Jetzt erklärte er sehr deutlich auf BM-Anfrage: "Wenn Gerhard Uhle auf der Basis des beschlossenen Bebauungsplans einen Bauantrag einreicht, wird er sofort eine Baugenehmigung erhalten."

Uhle, mit dieser Aussage von der BM konfrontiert, war baff — und reagierte spontan, wie es so seine Art ist: "Dann stellen wir sofort den Bauantrag. Der Ingenieur kriegt umgehend den Auftrag. Dann erzeuge ich zwar Kosten für die Stadt Wermelskirchen. Aber für die Belebung der Innenstadt ist das der richtige Schritt."

(RP/rl)
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