Anteilnahme von Bürgern Trauer um die Queen auch in Wermelskirchen

Wermelskirchen · Ob Les Searle oder Oliver Platt: Der Tod der Monarchin beschäftigt auch zwei Bürger mit britischen Wurzeln. Sorgen um Großbritannien machen sie sich nicht.

 Oliver Platt 
  Foto (Archiv): Jürgen Moll

Oliver Platt Foto (Archiv): Jürgen Moll

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Als ihn am Donnerstagabend die Nachricht vom Tod der Queen erreichte, da lief ihm eine Gänsehaut über die Arme. „Ich habe erst später verstanden, was das mit mir macht“, sagt Oliver Platt am Tag danach. Sein Vater war Brite und irgendwie habe das auch immer in seine Erziehung hineingewirkt, sagt Platt. Aber die Gänsehaut hatte dann noch einen ganz anderen Grund: „Ich vermisse in diesen Zeiten Verlässlichkeit“, sagt er. „Nicht mal mehr auf den Frieden in Europa können wir uns verlassen. Und dann stirbt eine Frau, die schon mit Churchill und 15 anderen Premierministern an einem Tisch gesessen hat.“

Während die Menschen in Großbritannien zum Buckingham Palace oder Windsor Castle pilgern, um gemeinsam zu trauern und Blumen abzulegen, erinnert sich Oliver Platt an seine eigene Geschichte mit der Königin: „Wenn früher im Fernsehen die englische Nationalhymne gespielt wurde, dann sind mein Vater und ich aufgestanden. Das war selbstverständlich. God Save The Queen.“ Royale Feste und Ereignisse, die im Fernsehen übertragen wurden, habe seine Familie genauso selbstverständlich angesehen wie große Fußballspiele. Und auch als er sich selbst viel mehr als Europäer und Weltbürger zu empfinden begann, blieb der respektvolle Blick zur englischen Königin. „Das hat etwas mit Haltung zu tun“, sagt er, „sie war jeden Tag Königin und jeden Tag für die Menschen im Einsatz.“ Sie habe Stabilität geboten und Verlässlichkeit – und das habe den Menschen in Großbritannien vor allem in schweren Zeiten sehr geholfen. Dann erinnert er sich, wie sein Vater von der Königin in Kriegs- und Nachkriegsjahren erzählte, von der Ermutigung die für ihr Volk in ihrem Handeln und ihrer Haltung steckte. „Das sind miteinander verknüpfte Lebensgeschichten“, sagt Oliver Platt in Erinnerung an seinen Vater, der im vergangenen Jahr gestorben ist.

Les und Ivy Searle

Les und Ivy Searle

Foto: Stephan Singer

Es bleiben nun Bilder wie die von jenem Moment, als Queen Elisabeth fast unmerklich zusammenzuckte, als Donald Trump ihr die Hand auf die Schulter legte. Oder an die kleinen Heiterkeiten am Rand, die Platt zu schätzen wusste. „Das war so eine edle Verschmitztheit“, sagt er, „sie hat mich oft zum Schmunzeln gebracht.“ Allerdings ist der Vorsitzende des Bürgerforums auch sicher, dass die Königin hinter den Kulissen stärker wirkte, als die meisten ahnen: „Sie war mehr als die winkende Hand im Rolls-Royce“, sagt er, „sie hatte politischen Einfluss.“ Und den habe sie auch genutzt – im Gespräch mit Staatenlenkern.

„Und trotzdem hatten wir nicht die leiseste Ahnung, was sie politisch dachte“, sagt Les Searle am Freitag. Der britische Jazzmusiker und Komponist aus Polesworth lebt seit mehr als 50 Jahren nicht mehr in seinem Heimatland. Als Saxophonist der Royal Air Force kam er in den 1960er Jahren nach Deutschland. „Meine Frau und ich, wir sind keine Monarchisten“, sagt er, „aber heute sind wir doch ein bisschen traurig – so wie viele Menschen auf der ganzen Welt.“ Die Königin habe einen „tollen Job“ gemacht – bis zuletzt. Womöglich sei die Queen die prominenteste Frau der ganzen Welt gewesen. „Dass die Menschen in Großbritannien nun zum Buckingham Palace, nach Balmoral und Windsor aufbrechen, das hatte ich nicht anders erwartet“, sagt Les Searle. Für viele sei ihr Tod ein Schlag gewesen, auch wenn er mit 96 Jahren zu erwarten gewesen sei. Sorgen um Großbritannien mache er sich nicht: „Es geht weiter“, ist Les Searle der Meinung.

Die Queen war am Donnerstagabend auf ihrem Landsitz Schloss Balmoral in Schottland gestorben. Zuvor hatten sich ihre Ärzte schon Sorgen um ihren Gesundheitszustand gemacht.

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