Wermelskirchen Traditionsgeschäft schließt

Wermelskirchen · Nach 141 Jahren Firmengeschichte gibt Rainer Peitz das Fachgeschäft "Von den Eichen" auf. Der Umsatz war zwar gestiegen, aber die Rendite stimmte nicht. Der Onlinehandel machte ihm das Leben schwer.

 Die Schließung des Geschäftes "Von den Eichen" haben sich Inhaber Rainer Peitz und Lebensgefährtin Carmen Pusch wohl überlegt. Die Umsätze stiegen, die Rendite aber schrumpfte.

Die Schließung des Geschäftes "Von den Eichen" haben sich Inhaber Rainer Peitz und Lebensgefährtin Carmen Pusch wohl überlegt. Die Umsätze stiegen, die Rendite aber schrumpfte.

Foto: Lena Hogekamp

Zwischen Wehmut auf der einen und Zuversicht, dass etwas Neues entstehen kann, auf der anderen Seite pendelt die Gefühlslage von Rainer Peitz derzeit. Der Geschäftsmann und seine Lebensgefährtin Carmen Pusch geben das Geschäft "Von den Eichen" an der Oberen Remscheider Straße auf - nach reiflicher Überlegung. "Aber nicht, weil wir pleite sind. Es kursieren ja schnell Gerüchte", betont der Nachfahre des Firmengründers Hermann von den Eichen, der 1877 als Schreiner den Grundstein legte.

In der fünften Generation hat Rainer Peitz das Geschäft 30 Jahre lang betrieben - wie bei vielen Wermelskirchener Unternehmerfamilien wurde bis vor kurzem nie infrage gestellt, das Geschäft weiterzuführen, der Familientradition treu zu bleiben. "Wir hatten sogar in der Vergangenheit steigende Umsätze, aber die Rendite stimmt nicht mehr, die Gewinnspannen für die Händler werden kleiner. Der Onlinehandel ist die große Konkurrenz", erläutert Peitz.

Was wie ein Widerspruch wirkt, ist beispielhaft für die spürbaren Veränderungen im Einzelhandel. Menschen unter 35 Jahren kommen gar nicht mehr ins Geschäft, sie klicken sich durchs Internet und bestellen. Aber auch das Einkaufsverhalten der "älteren" Kunden wandele sich. "Sie wollen handeln, verlangen Rabatte, zeigen auf ihrem Smartphone den Preis im Onlinehandel und wollen diesen auch bei uns haben", skizziert der Inhaber eine typische Verkaufssituation. Um Kunden nicht zu verlieren, werden die Preise gewährt. Folglich schrumpfen die Gewinnmargen.

Auch Outlet-Center drücken mit ihrem Angebot auf die Preise. Im Segment Haushaltswaren war die Firma "Le Creuset", Hersteller gusseisener Töpfe, Pfannen und Auflaufformen, sein Hauptlieferant. Im Lenneper Designer Outlet-Center von McArthur Glen solle es einen Le Creuset-Store geben, so Peitz.

Leicht haben sich Rainer Peitz und Carmen Pusch den Schritt, das Traditionsgeschäft aufzugeben, nicht gemacht. "Hier steckt viel Herzblut drin", sagt Peitz und lässt den Blick durch die großen Räume schweifen. Zunächst erwogen sie, umzubauen und den Boutiquebereich von 400 auf rund 200 Quadratmeter zu verkleinern. Sie wollten weiterhin hochwertige Markenwaren anbieten. Rund 200.000 Euro hätten sie dafür investieren müssen. "Das Problem ,Internet' hätten wir damit nicht gelöst", meint Peitz. Und parallel einen eigenen Onlinehandel etablieren? "Die Lagerkapazitäten fehlen. So schnell wie die Großen könnten wir nicht liefern", betont der Geschäftsmann, der Eigentümer des Gebäudes ist. "Wir standen an der Schwelle." Nach Gesprächen mit dem Steuerberater fiel die Entscheidung: Schließung. Bis Oktober, so schätzt Carmen Pusch, wird der Verkauf noch laufen. Die Regale sind schon gelichtet, aber es gibt noch viele Schnäppchen. Seitdem auf den Schaufenstern der 50 Prozent-Rabatt angekündigt wird, strömen die Kunden, viele neue waren darunter.

Das Fachgeschäft hat bereits einige Entwicklungen durchlaufen. Der Bereich Möbel wurde vor vier Jahren aus dem Programm genommen, nur Kleinmöbel wurden angeboten. Von den ursprünglich 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche reduzierten die Inhaber das Angebot -Peitz: "Alles, was Frauen lieben." - auf 400. Neben den Inhabern arbeiten zwei Teilzeitkräfte im Geschäft.

Nach der Schließung bleiben die Geschäftsräume zunächst leer stehen. "Es ist schwer, diese zu vermieten", räumt Peitz ein. Zu der Immobilie zählen nur drei Stellplätze, Mieter verlangen aber mehr, weil die Kunden möglichst vor der Tür parken wollen. Und nun? Rainer Peitz arbeitet zunächst in der Immobilienverwaltung weiter. "Aber es gibt noch andere Optionen für die Geschäftsräume", sagt er. Mehr wolle er jedoch nicht verraten.

(pd)
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