Wermelskirchen Tenter Gemeindefest mit Judith van Hel

Wermelskirchen · Heimspiel für die Drittplatzierte von "The Voice of Germany": 300 Besucher wollen die junge Frau, die von Tente auszog, um musikalisch die Welt zu erobern, live erleben. Und Judith van Hel genießt diesen Auftritt im Gemeindesaal.

 Judith van Hel während ihres Konzertes im Tenter Gemeindesaal. Sie hat viele Fans in der Gemeinde - schließlich ist sie dort groß geworden.

Judith van Hel während ihres Konzertes im Tenter Gemeindesaal. Sie hat viele Fans in der Gemeinde - schließlich ist sie dort groß geworden.

Foto: Nico Hertgen

Der Gemeindesaal ist voll. Und ganz entgegen der Gewohnheit beherrscht Finsternis den Raum. Vorne taucht ein schüchterner Scheinwerfer die kleine Bühne in schummrig-blaues Licht. Und dann erscheint - zunächst nur schemenhaft erkennbar - eine Gestalt im Kapuzenmantel vor dem Mikrofon. Dahinter nehmen weitere Wesen - die Musiker - ihre Plätze ein. Judith van Hel (bürgerlich: Judith Dubowy) beginnt zu singen: Ihre zurückhaltende, angeraute Stimme schwebt über ein paar minimale Gitarren-Akkorde. Dann setzt der Rest der Band ein - Keyboards, Bass und Schlagzeug- und eine Ballade macht sich auf die Reise durch den Saal, mit verhaltenem Tempo, gefühlsschwanger wie ein Lied über eine verlorene Liebe.

Ein ungewöhnlicher Einstieg in ein Konzert. Judith braucht die Leute nicht mit rasanten Rhythmen einzustimmen - die Besucher lauschen fast hingebungsvoll. Kaum, dass einer das Wort an seinen Nächsten richtet. Und wenn, dann flüsternd. Fast ganz Tente scheint auf den Beinen zu sein - "ihre" Judith gibt ein Konzert. Hier, in dem Ort, an dem sie aufgewachsen ist.

Im Nu war der Gemeindesaal mit 300 Personen ausverkauft. Jetzt stehen davor Getränkestand und Würstchenbude - das Konzert wird zum Gemeindefest. Die Gemeinde hatte zum Benefizkonzert der Sängerin Judith van Hel geladen. Ganze Familien von Enkel bis Großeltern wollen sie sehen und hören. Wie jeder in Tente weiß, nahm die Gesangskünstlerin an der Castingshow "The Voice of Germany" teil. Vorher hatte ihr Gemeindepfarrer Heiko Poersch das Versprechen abgenommen: "Wenn du ins Finale kommst, gibt du bei uns ein Benefizkonzert."

Judith versprach's, erklomm den dritten Platz im Finale und löste am Samstag ihr Versprechen ein. Sie lebt derzeit in Berlin. "Es ist schön, hier zu sein!", rief sie zwischen den Songs in den Gemeindesaal. "Danke, dass ihr gekommen seid. Ich habe meine Familie hier, viele Freunde - es ist ein Stück Heimat."

Vor etwas über einem Jahrzehnt hatte sie hier in Tente ihre ersten musikalischen Schritte vor Publikum gemach - nämlich im Gemeindehaus in Tente. Jetzt singt sie für den Förderverein für Evangelische Gemeindearbeit im Bereich Tente. Die lokale Band "Casa d'Locos" sorgt für die musikalische Begleitung. Judiths Bruder Jonas Dubowy drückt die Tasten, an der Gitarre bringt Gustavo Felipe die unterstützenden Riffs. Bassist Micky Ventura kümmert sich um die tiefen Töne und Schlagzeuger Juan Ales um den dezenten Groove. Der Beifall nach dem Einstiegslied klingt bewundernd, doch passend zum Lied und fast so feierlich, wie er in einen Gemeindesaal bei anderen Gelegenheiten zu erwarten ist.

"Wie viele sind nicht aus Wermelskirchen?", fragt Judith. Drei Arme gehen hoch. Vermutlich darunter ist Andrea Switala aus Lennep. Sie arbeitet in Wermelskirchen und bekennt sich als Judiths Fan. Andrea ist mit ihrer gesamten fünfköpfigen Familie angereist. "Wie viele sind nicht aus Tente?", will Judith noch wissen. Jetzt melden sich vier Besucher. So etwas nennt man Heimspiel. Judith scheint es zu schätzen. Sie erkenne fast jedes zweite Gesicht im Saal, sagt sie ins Mikrofon. Natürlich auch Lisa (26). "Ich bin von Judith begeistert; wir beide kennen uns", sagt die Tenterin. Allerdings: Wäre Judith nicht aus Tente, hätte sie das Konzert nicht besucht. Nach der Pause legt Judith los mit "Fucking Beautiful" (vorsichtig übersetzt: Verdammt schön). Doch bevor der Song richtig in Fahrt kommt, ruft sie noch in den Saal: "Da ist ja Papa!" Wenn so etwas kein Heimspiel ist.

(wos)
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