Wermelskirchen Temperamentvoller Jazz für alle Stimmungen

Wermelskirchen · Eine bessere Einstimmung für die Jazz-Night am Freitag im Haus Eifgen konnte es nicht geben: Julian und Roman Wasserfuhr, die bergischen Jazz-Größen, gaben am späten Sonntagnachmittag wie gewohnt ein eindrucksvolles, begeisterndes Konzert. Das Haus Eifgen war brechend voll, die Leute hatten gute Laune und die Musiker sowieso: Julian Wasserfuhr (Trompete, Flügelhorn), sein Bruder Roman (Hammondorgel), Markus Schieferdecker (Kontra- und E-Bass) und Oliver Rehmann (Schlagzeug).

Ihr Jazz nahm Rücksicht auf die Hörgewohnheiten eines gemischten Publikums. Neben schmusigen Intros, wunderschönen Themen und eingängigen Melodien kamen auch die Jazz-Puristen auf ihre Kosten. Roman forderte die Orgel bis zum Äußersten mit rasanten Akkordwechsel und dazwischen geschobenen, atemberaubenden Improvisationen. Julian blies zarte Melodien zu wuchtigen, aufbrausenden Gebilden auf. Bass und Schlagzeug gingen stets locker mit und sorgten für einen Gesamtsound, der nicht nur glänzend in die Ohren ging, sondern auch mühelos Kopf und Beine in Bewegung brachte.

Das erste Stück, der Jazz-Standard "St. James Infirmary", zeigte bereits, in welche Richtung auch die Eigenkompositionen gehen würden: temperamentvoller Jazz fürs Gemüt und für alle anderen Stimmungen. Was aus Stings Stück "Englishman In New York" alles herauszuholen ist, zeigte die Band mit unbekümmerter Lässigkeit.

Und dann hatten die Wasserfuhrs noch ein Schmankerl parat: Der Kölner Gitarrist Bruno Müller erschien auf der Bühne. Er ist ein gefragter Musiker und spielt aktuell auch in der Band des deutschen Star-Trompeters Til Brönner. "Ich freue mich sehr, dass wir endlich mal mit Til zusammenspielen können", sagte einleitend Roman. Mit dem Gitarristen zog der Funk ins Eifgen ein.

Die langjährige Zusammenarbeit Müllers mit der isländischen Funk-Fusion-Band "Mezzoforte" schimmerte angenehm durch. Der ansteigende Beifall nach den Stücken zeigte, dass die stark akzentuierte Betonung des Rhythmus die Begeisterung der Besucher für die Musik der Band steigerte. Das ging Gott sei Dank nicht zu Kosten des Jazz. Müller ließ sich auch solomäßig nicht lumpen. Seine schnellen Stakkato-Läufe bildeten einen interessanten Gegensatz zu Julians Legatospiel.

Alles in allem katapultierte die Wasserfuhr-Maschine sich jetzt wie ein selbst lernendes Uhrwerk von einem Höhepunkt zum anderen. Dieser Jazz machte allen Spaß. Bleibt zu hoffen, dass sich hoch motiviert viele Besucher zu Les Searle's 15. Wermelskirchener Jazz-Night mit der Brasshoppers Big Band, dem Duo Lühning & Nendza und dem Philipp Sauer Quartett ab 20 Uhr wiedersehen werden.

(bege)
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