Bundestagswahl in Wermelskirchen Wahlsieger Tebroke verliert 2335 Stimmen in der Stadt

Analyse | Wermelskirchen · Der schlechte Auftritt der Bundespartei zieht auch die CDU in Wermelskirchen runter: Kastriot Krasniqi (SPD) nahm Hermann-Josef Tebroke (CDU) vier Wahlbezirke ab, Christian Lindner (FDP) holte erstmals zwei. Der Gewinner ist Maik Außendorf (Grüne).

 CDU-Kreischef Uwe Pakendorf gratuliert dem Kandidaten Dr. Hermann-Josef Tebroke zur Wahl, als 50 Prozent der Wahllokale im Kreis ausgezählt waren.

CDU-Kreischef Uwe Pakendorf gratuliert dem Kandidaten Dr. Hermann-Josef Tebroke zur Wahl, als 50 Prozent der Wahllokale im Kreis ausgezählt waren.

Foto: Kathrin Kellermann

Die Stadt Wermelskirchen ist zwar noch CDU-Stammland, aber die Dominanz wie bei der Bundestagswahl 2017 ist verloren gegangen. Dr. Hermann-Josef Tebroke holte das Direktmandat und darf zwar weitere vier Jahre in Berlin den Rheinisch-Bergischen Kreis vertreten, aber er hat in Wermelskirchen kräftig an Unterstützung eingebüßt. Das mag eine Folge der bundesweiten Stimmung gegen die Christdemokraten sein; er wird nun aber schon arbeiten müssen, um diesen Vertrauensverlust wieder aufzuholen. Wieder im Bundestag ist Christian Lindner. Der Liberale stand als Bundesvorsitzender auf Platz 1; das Ergebnis in seiner Heimatstadt ist da eigentlich zweitrangig. Aber er legte in Wermelskirchen zu.

Die großen Gewinner sind Kastriot Krasniqi (SPD) und Maik Außendorf (Grüne). Während der Sozialdemokrat leicht zulegte in Wermelskirchen, holte der Leichlinger Grüne mehr als doppelt so viele Stimmen wie 2017. Verlierer ist der Dr. Harald Weyel (AFD). Er verlor Stimmen, rückt aber genauso wie Außendorf über die gute Platzierung auf der Landesliste in Parlament ein.

 Kann zufrieden sein, auch wenn es nicht für Berlin reichte: Kastriot Krasniqi (SPD).

Kann zufrieden sein, auch wenn es nicht für Berlin reichte: Kastriot Krasniqi (SPD).

Foto: Marei Vittinghoff

Holte Dr. Hermann-Josef Tebroke bei seiner ersten Wahl ins Bundesparlament vor vier Jahren noch alle Wahlbezirke in Wermelskirchen mit deutlichem Vorsprung vor SPD, FDP und Grünen, errang er in diesem Jahr von den 24 Wahlbezirken nur noch 17. Dafür dann aber auch alle acht Briefwahlbezirke. 6324 Wermelskirchener wählten den Christdemokraten, gegenüber 2017 verlor er 2335 Wählerstimmen und kam damit nur auf 29,39 Prozent in Wermelskirchen. Sein bestes Wahlergebnis erzielte Tebroke im Vereinshaus Hülsen mit 40,07 Prozent; 2017 erreichte er in Dhünn mit 53,54 Prozent noch ein Spitzenergebnis. Davon kann er heute nur träumen.

Leicht legte der Sozialdemokrat Kastrio Krasniqi zu. Er holte mit 4800 Wählerstimmen 267 Stimmen mehr als sein Kollege Kleine bei der Wahl 2017. Vier Wahlbezirke gewann er direkt. Damit erreichte Kastriot in Wermelskirchen bei den Erststimmen ein Ergebnis von 22,31 Prozent.

Nicht alltäglich war das Wahlergebnis in der Waldschule: Tebroke und Krasniqi bekamen jeweils 131 Stimmen – also Patt mit 27,93 Prozent. Dort lag übrigens auch die niedrigste Wahlbeteiligung im Stadtgebiet mit 32,76 Prozent.

Erstmals gewann auch Christian Lindner zwei Wahlbezirke: Evangelisches Gemeindehaus Heisterbusch (3.0) und Grundschule Tente. Er holte 632 Stimmen mehr als vor vier Jahren und kam in Wermelskirchen auf 4526 Stimmen (21,03 Prozent).

Der große Gewinner in Wermelskirchen ist Maik Außendorf. Der Grüne vereinte 2017 mit 1229 Stimmen gerademal 5,84 Prozent der Wähler auf sich – jetzt kam er auf 2971 Stimmen und 13,81 Prozent. Einen Wahlbezirk konnte er aber nicht holen. Uwe Wirges verbesserte das Wahlergebnis der Freien Wähler in Wermelskirchen um 317 Stimmen auf 493 (2,29 Prozent).

Isabell Casel (Linke) zählte mit nur 593 Stimmen (minus 410) ebenso zu den Verlierern in Wermelskirchen wie die Dr. Harald Weyel (AfD). Er kam bei den Erststimmen auf 1390 (minus 170). Die Bewerber von „dieBasis“ (286 Stimmen) und Volt (134) hatten keinen Einfluss auf den Ausgang der Wahl. Die Wahlbeteiligung lag bei 80,39 Prozent, 99,17 Prozent der Stimmen waren gültig.

 Allein auf weiter Flur im Kreishaus: Dr. Harald Weyel (AfD). Er hat seinen Platz sicher.

Allein auf weiter Flur im Kreishaus: Dr. Harald Weyel (AfD). Er hat seinen Platz sicher.

Foto: Marei Vittinghoff

Bei den Zweitstimmen (dabei ging’s um die Sitzverteilung der Parteien im Parlament) straften die Wermelskirchener schon die CDU-Bundespartei ab. Mit 6081 Stimmen (28,22 Prozent) ging die CDU zwar als stärkste Partei aus der Wahl hervor, doch die SPD errang 5343 Stimmen (24,80 Prozent). Die Christdemokraten gewannen nur 15 Wahlbezirke und sieben Briefwahlbezirke, das beste Ergebnis gab’s in Hülsen mit 36,07 Prozent. Vor vier Jahren gab es im „Jägerhof“ 49,46 Prozent. Damals gewann die CDU alle Wahlbezirke.

Die SPD holte in Wermelskirchen neun Wahlbezirke und einen Briefwahlbezirk. Mit 31,72 Prozent gewann die SPD den Wahlbezirk „Rathaus“. Dort kam die CDU gerademal auf 19,93 Prozent – das schlechteste Ergebnis überhaupt für die CDU in Wermelskirchen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort