Wermelskirchen Tanzoffiziere sind die tragenden Säulen

Wermelskirchen · Bei der Grunewalder Karnevalsgesellschaft fühlen sich die Jungs nicht als "Hähne im Korb", sondern als Teil des Ganzen.

 Die Tanzoffiziere Florian Büngen, Denis Köppen, Maik Wahl und Marcell Winsler (v. l.) sind umgarnt von holder Weiblichkeit.

Die Tanzoffiziere Florian Büngen, Denis Köppen, Maik Wahl und Marcell Winsler (v. l.) sind umgarnt von holder Weiblichkeit.

Foto: Schütz

In allen Tanzcorps kommt den Tanzoffizieren eine besondere Bedeutung zu: Sie bilden im wahrsten Sinne des Wortes die tragenden Säulen. Sie sorgen dafür, dass die Mariechen bei spektakulären Würfen und Sprüngen durch die Lüfte fliegen oder auf den Schultern der Offiziere stehend mit dem Corps ein grandioses Gesamtbild abgeben. Mit gleich drei Formationen verfügt die Grunewalder Karnevalsgesellschaft über die größte, närrische Tanzabteilung in Wermelskirchen - zur Kinder- und Jugendlichen-Tanzgruppe gesellen sich die "großen" Grunewalder, die aus jungen und junggebliebenen Erwachsenen besteht. Unsere Redaktion hat die "Großen" bei ihrem Training besucht, um mit den Tanzoffizieren über ihre besondere Rolle zu sprechen.

Mit fünf von derzeit insgesamt 27 aktiven Mitgliedern bilden die Tanzoffiziere nicht einmal ein Fünftel der Garde. Dabei fühlen sich die Tänzer angesichts der Überzahl der Mariechen keineswegs als "Hähne im Korb", wie Maik Wahl (30 Jahre), Denis Köppen (29), Florian Büngen (30,) und Marcell Winsler (24) unisono betonen: "Wir sind ein Teil des Ganzen - hier hat jeder seine Aufgabe, die erfüllt wird und zum Gesamterfolg beiträgt." Wenn es vor oder nach Auftritten im Karnevalstrubel hektisch wird, ziehen sich Mariechen und Offiziere sogar gemeinsam um: "Dabei zieht sich ja niemand von uns komplett aus. Die Mädels folgen da gerne dem Pragmatismus von uns Jungs, weil wir Offiziere sogar in der ärgsten Enge immer eine ruhige Ecke finden", lacht Maik Wahl.

Wahl und Denis Köppen sind seit 2005 bei den Grunewaldern, Florian Büngen schon seit 1990: "Meine Eltern gehörten zu den Gründern der Grunewalder, so bin ich da hineingeboren." Seine beste Freundin habe ihn zum Mitmachen überredet, erinnert sich Marcell Winsler: "Wir haben im Urlaub aus Spaß einige Hebefiguren gemacht. Danach wollte ich eigentlich nur ein Training mitmachen - das fand ich dann doch so toll, dass ich geblieben bin."

Die vier Tanzoffiziere (beim Termin fehlte Nils Ingendahl krankheitsbedingt) sind sich über die Voraussetzungen für ihren "Job", der in der aktuellen Session zehn Auftritte umfasst, einig: "Ganz wichtig ist die Freude am Karneval. Dann braucht es Taktgefühl, körperliche Fitness sowie Ehrgeiz und Geduld."

Florian Büngen beschreibt die Abläufe über das Jahr: "Wir haben Standards im Repertoire. Ideen probieren und entwickeln wir zwischen den Sessionen im Sommer weiter. In dieser ruhigen Zeit ohne die Auftrittstermine können wir sehen, welche Möglichkeiten es gibt. Obwohl wir keine Profis sind und die Tanzgarde als Hobby betreiben, versuchen wir uns von Jahr zu Jahr zu steigern." Traditionell präsentieren die Grunewalder ihren neuen Tänze bei "Wir unter uns". Dazu kommt beim Training das ständige Auffrischen der bestehenden Choreographien. "Wir haben aktuell einen sehr guten Trainingsstand", blicken die Tanzoffiziere auf die bevorstehende Hochphase der Session aus. Erfahrung und einsatzfreudiges Training machen es bei den "großen" Grunewaldern inzwischen sogar möglich, dass die Tanzoffiziere ihre Hebefiguren mit verschiedenen Mariechen darbieten können - die Offiziere sind nicht zwingend an eine Partnerin gebunden. "Dadurch können wir auf der Bühne an einer Position bleiben, während sich die Mariechen hin und her bewegen. Außerdem können wir so Ausfälle besser kompensieren", beschreiben die Tanzoffiziere die Feinheiten.

"Es ist ein Unterschied, ob man unsere Auftritte sieht oder ob man es selber macht", betont Marcel Winsler. Die Tanzgarde leiste "schon Hochleistungssport" (Büngen), der "einschüchtern könne" (Wahl). "Die Leute reagieren stets voller Respekt vor dem, was wir leisten", erzählt Denis Köppen. Dennoch solle sich niemand abschrecken lassen und könne bei Interesse gerne mitmachen. "Letztlich entwickeln sich innerhalb des Tanzcorps auch Freundschaften, die zu einem tollen Zusammenhalt führen und das Vertrauen bringen, das auf der Bühne untereinander nötig ist", unterstreichen die Tanzoffiziere.

(sng)
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