Wermelskirchen Swing auf Weltklasse-Niveau

Wermelskirchen · Die Big Band der Bundeswehr war zum Benefizkonzert für die Schwanenschule nach Wermelskirchen gekommen. Rund 400 Zuhörer freuten sich über hochkarätigen Jazz des Ausnahme-Orchesters in Uniform.

Die Solisten (v.l.) Jemma Endersby, Marco Matias und Susan Albers mit der Big Band der Bundeswehr.

Die Solisten (v.l.) Jemma Endersby, Marco Matias und Susan Albers mit der Big Band der Bundeswehr.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

So etwas erlebte die ehrwürdige Schwanenhalle wohl auch nicht alle Tage. Im wirklichen Leben als Turnhalle von Wermelskirchens größter Grundschule eher mit ballspielenden Kindern, Geräteturnern oder anderen sportlich Aktiven belebt, hatte man sie im Hauruck-Verfahren mal eben über Nacht in eine Konzerthalle mit imposanter Bühne samt edler Lichtanlage verwandelt, in der am Dienstagabend rund 400 große und kleine Zuschauer einem der besten Showorchester der Republik, der Big Band der Bundeswehr aus Euskirchen, begeistert lauschten. Im Rahmen eines Benefizkonzerts für die Schwanenschule war es deren Förderverein doch tatsächlich gelungen, dieses Weltklasseorchester nach Wermelskirchen zu holen. Und die in schmucker weißer Uniform gewandeten Musiker zeigten direkt nach dem kurzen Intro mit dem Blues-Klassiker "Sweet Georgia Brown", dass sie ihren guten Ruf völlig zurecht besitzen.

Mit Leidenschaft, Energie und ungebändigter Spielfreude präsentierte sich das bestens aufgelegt knapp 20-köpfige Ensemble unter der Leitung von Oberstleutnant Timor Oliver Chadik in absoluter Hochform.

Auf der einen Seite war da die absolut perfekte Instrumentenbeherrschung, die sich nicht nur in hervorragender Timingsicherheit und im blitzsauberen Zusammenspiel zeigte, sondern auch darin, dass die Band ein komplex arrangiertes Evergreen-Medley mit den schönsten Melodien des großen Komponisten Bert Kaempfert, etwa mit "L.O.V.E." und "Strangers In The Night", absolut lässig aus den Ärmeln schüttelte. Und auf der anderen Seite swingte die Band so im allerbesten Wortsinne amerikanisch, dass es einfach nur eine Freude war, ihr zuzuhören. Dabei kamen auch Eigenkompositionen, wie die wunderschöne Jazz-Ballade "Lulu's Lullaby" zu Gehör, bei dem vor allem das hinreißende Posaunensolo des Komponisten Adi Becker die Zuhörer begeisterte.

Apropos zuhören: Das nämlich bereitete auch bei den drei Gästen am Gesang pure Freude. Das waren zum einen die beiden Damen am Mikro, Jemma Endersby und Susan Albers, die etwa im Duett das unvergessliche "That's Life" aus dem Balladenfundus des großen Frank Sinatra auf so hinreißende Art und Weise darboten, dass der Applaus kaum enden wollte. Der Dritte im Sängerbunde war Marco Matias, der unter anderem den viel zu früh verstorbenen Roger Cicero wieder lebendig werden ließ. Zum einen mit der Hommage an Ciceros Heimatstadt Berlin, "So geil, Berlin", oder dem universell-musikalischen Hinweis der Frauenwelt an die Männer: "Zieh die Schuhe aus!" Und dabei überzeugte der sympathische Glatzkopf auf ganzer Linie. Matias begeisterte mit seiner sonoren und kräftigen Stimme - und passte mit seiner tollen Leistung ganz wunderbar zum Rest dieser musikalischen Hochkaräter in der Schwanenhalle.

Und dennoch, alle tollen Gesangsleistungen zum Trotz: Ihre besten Momente hatte dieses Wahnsinns-Ensemble immer dann, wenn es instrumental nach allen Regeln der Big-Band-Kunst mit schneidenden Bläsersätzen und pulsierendem Walking-Bass losrocken konnte. Und dabei noch den einen oder anderen echten Gassenhauer ins Publikum pfefferte - etwa die Titelmelodie der "Flintstone's" oder das lateinamerikanisch angehauchte "Close To You" von Jazz-Legende Burt Bacharach. Denn da zeigte das Orchester auf ganz besonders großartige Weise, welche phänomenalen Musiker es in den eigenen Reihen hatte. Saxophon und Trompete solierten in diesem großartigen Song um die Wette, mal hintereinander, dann plötzlich auch gleichzeitig, warfen sich gekonnt die Bälle zu, während das Orchester quirlige Latin-Rhythmen als Klangteppich auslegte. Nicht nur beim Hinhören ein Ohrenschmaus, fraglos, aber auch das Zuschauen machte jede Menge Spaß.

Wie auch dieser ganze tolle Abend. Und das zeigte sich auch am immer wieder begeistert aufbrandenden Applaus des Publikums, das immer noch einen Song mehr von der Big Band der Bundeswehr forderte.

(wow)
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