Wermelskirchen Standort-Diskussion erst nicht öffentlich

Wermelskirchen · Der Bürgermeister braucht den Schulterschluss mit Politikern, um Wohnungsstandorte für Flüchtlinge durchzusetzen. Unklar ist, wie viele benötigt werden. Deshalb soll's sozialen Wohnungsbau geben. 100 weitere Flüchtlinge erwartet.

 Zwölf Flüchtlinge werden im Ausländerzentrum untergebracht. Vorher werden Anwohner zu einer Bürgerversammlung eingeladen.

Zwölf Flüchtlinge werden im Ausländerzentrum untergebracht. Vorher werden Anwohner zu einer Bürgerversammlung eingeladen.

Foto: JM

Die Diskussion über mögliche Standorte für Flüchtlingsunterkünfte oder sozialen Wohnungsbau für Deutsche und Flüchtlinge wird auch künftig nicht öffentlich diskutiert. Jedenfalls nicht im zuständigen Ausschuss für Umwelt und Bau. Das beschlossen die Mitglieder mehrheitlich in der jüngsten Sitzung. Der Antrag von Karl Springer (AfD) auf Öffentlichkeit wurde abgelehnt.

Dabei fasste letztlich die Stadtverwaltung in der Sitzung nur zusammen, was bislang alles getan wurde. Und man zu tun gedenkt. Wobei über allem der Satz von Rainer Bleek schwebt: "Wir wissen nicht, womit wir rechnen müssen." Im Klartext: Niemand weiß, ob noch Flüchtlinge kommen. Und wenn ja, wie viele untergebracht werden müssen.

 Die Stadt hält an ihren Plänen fest, am Eichholzer Weg vier Doppelhaushälften zu errichten. Auf diesem städtischen Grund gibt es Baurecht. In die neuen Häuser könnten bis zu 40 Flüchtlinge einziehen. Im ehemaligen Gemeindehaus ist Platz für weitere zehn Flüchtlinge.

Die Stadt hält an ihren Plänen fest, am Eichholzer Weg vier Doppelhaushälften zu errichten. Auf diesem städtischen Grund gibt es Baurecht. In die neuen Häuser könnten bis zu 40 Flüchtlinge einziehen. Im ehemaligen Gemeindehaus ist Platz für weitere zehn Flüchtlinge.

Foto: Hertgen Nico

Mit der Schließung der Erstaufnahmeeinrichtungen Dhünn und Dabringhausen Ende Juli bekommt Wermelskirchen wieder Flüchtlinge zugewiesen, die dauerhaft untergebracht werden müssen. Bisher waren es 271, für weitere 100 muss die Stadt Wohnraum bis Ende des Jahres schaffen. Öffentlich Standortfragen zu diskutieren, das hat Bürgermeister Rainer Bleek bisher erfahren müssen, sind heikel. "Es kann erst eine öffentliche Diskussion geben, wenn die Politik mit im Boot ist. Sonst bekommen wir keinen Standort durchgesetzt. Ohne diesen Schulterschluss geht es nicht."

Heiß diskutiert wird derzeit der Bau von vier Doppelhaushälften auf dem städtischen Grundstück Eichholzer Weg 4. Fertigstellungstermin ist August 2017 - die Baukosten pro Haus werden auf 215.000 Euro geschätzt. Die Politiker gaben aber keine Empfehlung für die Ratssitzung am 29. September ab - sie wollten in ihren Fraktionen darüber diskutieren. Nach Informationen der Bergischen Morgenpost haben sich die Anwohner mit dem Plan der Stadt abgefunden, dass 40 Personen in den vier Doppelhaushälften und zehn in dem ehemaligen Gemeindehaus untergebracht werden. Das aber reicht bei weitem nicht aus. Die Stadt versucht, Wohnungen anzumieten - drei geeignete wurden in den vergangenen sechs Monaten gefunden.

Nach wie vor Thema sind Wohncontainer auf dem Parkplatz des Freibades Dhünn - für diese zeitliche Unterbringung von 48 Flüchtlingen liegt an Angebot vor. Gleichzeitig kann die Verwaltung aber auch ein Gebäude anmieten. Derzeit prüft die Stadt die Wirtschaftlichkeit dieser beiden Angebote.

Bezahlbarer sozialer Wohnungsbau ist das Ziel der Verwaltung. Hierfür wird das Grundstück an der Jörgensgasse favorisiert - Sozialwohnungen, auch für die Unterbringung von Flüchtlingen, Halle, Kita und Gemeinschaftseinrichtung. Darüber wird mit Investoren gesprochen. Auch das bereits bekannte Grundstück an der Hilfringhauser Straße ist weiter im Gespräch - für eine Bebauung mit zehn Doppelhaushälften.

Um überhaupt Grundstücke entwickeln zu können, haben jetzt 13 Investoren an einem Teilnahmeverfahren teilgenommen. Drei sind abgesprungen, drei haben ein konkretes Interesse bestätigt, so der Bürgermeister. Nun sollen sie sich bis zum Wochenende zu Konzept, Baukostenanalyse und Vermietung an die Stadt erklären. Der Bauverein Wermelskirchen will ein Grundstück, das in seinem Besitz ist, mit sechs Häusern errichten, die ausschließlich mit Flüchtlingen belegt werden sollen.

Inzwischen hat die Stadtverwaltung das zweite Obergeschoss des Ausländerzentrums an der Thomas-Mann-Straße ausgebaut. Dort werden zwölf Flüchtlinge zeitnah untergebracht. Zwei abgeschlossene Wohnungen in einer Große von rund 80 Quadratmetern sollen als Erweiterung ans Ausländerzentrum noch gebaut werden.

(RP)
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