Kirchengemeinde mit erstem Jazz-Konzert Stadtkirche wird zum „vierten Musiker“

Erstmals veranstaltete die Evangelische Kirchengemeinde ein Jazz-Konzert in der Kirche. Dieser Auftritt war auch für Les Searle eine Premiere.

 Die Akkustik der Stadtkirche verlieh dem Jazz-Konzert eine ganz eigene Note.

Die Akkustik der Stadtkirche verlieh dem Jazz-Konzert eine ganz eigene Note.

Foto: Stephan Singer

Für den Gründer der monatlichen Jazz-Session und Wermelskirchener „Tausendsassa“ in Sachen Jazz war es auch eine Premiere, wie Pianist Les Searle sagte: „Ich dachte, ich hätte schon überall in Wermelskirchen gespielt, aber in der Stadtkirche ist es das erste Mal.“ Beim „Five o‘clock Jazz Konzert“ führte Les Searle gemeinsam mit seinen Mitstreitern Paul-G. Ulrich (Kontrabass) und Marcel Wasserfuhr (Schlagzeug) knapp 100 Zuhörer unter dem Motto „Meilensteine“ durch eine konzertante Zeitreise, die prägende Titel des Genres aus über 100 Jahren Jazz-Historie aufleben ließ. Als einmaliger „Klangkörper“ für die ohne Verstärker rein akkustisch gespielten Instrumente wurde die Stadtkirche zum „vierten Musiker“ im Bunde – ohne zu sehr zu hallen, fungierte die Akkustik der Kirche als Träger der Klänge, der den Anschlägen der Hämmerchen auf den Saiten des Flügels eine wirkungsvolle Note verlieh.

Das Programm mit den musikalischen Meilensteinen stellten die drei Musiker chronologisch zusammen, starteten mit dem weltbekannten Lied „Swing low sweet chariot“, das unter anderem von keinem Geringeren als Weltstar Eric Clapton interpretiert wurde. Passend zum Ambiente der Kirche begann das Trio das Konzert mit drei Spirituals. „Die wurde schon vor 1900 gesungen. Nicht mehr feststellen konnte ich die Jahre ihrer Komposition“; kommentierte Les Searle, der mit einem Lachen feststellte: „Ich habe mehr Spickzettel als Noten.“ Denn der Pianist berichtete in seinen Moderationen zwischen den Stücken von den Entstehungsjahren der Lieder, ihren Komponisten und Interpreten.

Die berühmte Ballade „My funny Valentine“ spielte das Trio in einer sanft-swingenden Version und das Stück „If I only had a brain“ erinnerte an den Film „Der Zauberer von Oz“ aus dem Jahr 1939, in dem sich eine Vogelscheuche wünscht, denken zu können. „Wir haben aus diesem Film nicht das Lied ‚Over the rainbow‘ ausgewählt, weil es schon so oft gespielt wurde – das ist sehr wahrscheinlich die am häufigsten interpretierte Filmmelodie der Geschichte“, sagte Les Searle.

Während Les Searle am Piano für die Melodien und Harmonien sorgte, bearbeitete Schlagzeuger Marcel Wasserfuhr seine Becken mal mit Drumsticks, mal „streichelte“ er sie mit Besen. Bassist Paul-G. Ulrich zupfte seine vier Saiten hochkonzentiert, griff dann und wann zur Abwechslung zum Streichbogen. Gekonnt nutzten die Akteure die Akkustik der Kirche – Lautstärke und Intensität steuerten nicht die Regler von Elektronik, sondern das gelungen abgestimmte Zusammenspiel und das handwerkliche Können. Entsprechend geizte das Publikum nicht mit begeistertem Applaus.

„Das schreit nach einer Wiederholung“, zeigte sich der Kantor der Kirchengemeinde, Andreas Pumpa, von der Resonanz auf das Konzert begeistert. Ein Detail am Rande des Geschehens freute Pumpa: „Unsere neuen Holzsitzbänke, die wir auf der Wiese vor dem Gemeindehaus aufgestellt haben, werden sehr gut angenommen – sie laden zur einer kleinen Pause im Alltagstrubel ein.“ Auch die Konzertbesucher nutzten in der Pause diese Bänke.

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