Wermelskirchen Stadtkirche: 304 Jahre Orgelgeschichte

Wermelskirchen · Volker Ernst, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Wermelskirchen, konnte sich keinen besseren Start in das neue Jahr wünschen. "Es ist ein ungewöhnlicher, aber höchst interessanter Ort für einen Vortrag", stellte er bei seiner Eröffnungsrede direkt vor der Peter-Orgel der evangelischen Stadtkirche Wermelskirchen fest.

 Ein Bild der Orgel in der Stadtkirche aus dem Jahr 1875.

Ein Bild der Orgel in der Stadtkirche aus dem Jahr 1875.

Foto: BGV

Ernst hatte die Vereinsmitglieder zu einem Vortrag des Kantors Andreas Pumpa eingeladen. Schwerpunkt der Veranstaltung am Montagabend waren die 304 Geschichtsjahre der Barockorgel. Zwar seien keine Orgelakten mehr vorhanden, anhand von Bildern und vereinzelten Dokumenten sei es aber trotzdem möglich, die Geschichte des Instrumentes auszumachen, erklärte Pumpa, Kantor und erfahrener Orgelberater, den rund 40 Zuhörern. Laut Angaben einer nicht gesicherten Quelle wurde die erste Orgel im Jahr 1713 von Peter Weidtman oder dessen Sohn Thomas konzipiert. Es handelte sich damals um eine kleine frontspielige Dorfkirchenorgel mit einer Tastatur und ohne Pedalregister. "Bis auf den Rahmen der Fassade und dem Schmuckwerk ist heute von der ursprünglichen Weidtmann-Orgel nichts mehr vorhanden" erklärte Pumpa.

Mit dem Neubau und der Erweiterung des Kirchenschiffes 1838/39 musste auch die Orgel erweitert werden, da die alte Konstruktion für das Spielen in größeren Räumen nicht geeignet war. Es war Christian Roetzel, der den Vergrößerungsumbau durchführte. "Zu diesem Zeitpunkt war die Orgel seitenspielig, verfügte über 20 bis 25 Register und diente als Haupt- sowie als Chororgel" erzählte der Kantor. Ein weiter Umbau unter der Weiterverwendung des vorhandenen Gehäuses fand im Jahr 1942 durch die Firma E.F. Walcker aus Ludwigsburg statt, die das Instrument auf 31 Register erweiterte. Bilder aus den 1960er Jahren zeigen einen freistehenden Spieltisch mit drei Manualen und einem Pedal. Ende der 1960er Jahre trennte sich die Kirchengemeinde aus einem ungeklärten Grund von der Orgel. "Damals war es nicht unüblich, ein so teures Instrument durch ein neues zu ersetzen", bedauerte Pumpa.

Die jetzige Peter-Orgel, die mit 28 Registern ausgestattet ist, entstand 1969 unter der Verwendung einiger historischer Prospektteile. Den technischen Neubau übernahm die Firma Willi Peter. "Leider kann ich zurzeit viele Register nicht mehr benutzen, weil die alten Pfeifen nur schwache Töne hervorbringen" erläuterte Pumpa. Deshalb freut er sich auf die anstehende Sanierung des Instrumentes. "Wir werden die Orgel mit Pfeifen einer historischen englischen Orgel ergänzen. Beide Instrumente werden aber erkennbar bleiben", versicherte der Kantor.

(doho)
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