"wie Sall Ech Dann Nu Kallen?" Mundartfreunde beschäftigen sich mit den Dialekten

Wermelskirchen · Ursula Preyer ist erfreut über den guten Besuch beim Treffen der Mundartfreunde. "Ne, wat is dat hüt schön", sagt die Wermelskirchenerin, die sich seit mehr als 30 Jahren mit den bergischen Dialekten beschäftigt. Fast 20 Gäste sind gekommen, darunter auch fünf neue Gesichter, wie Christel und Kurt Heider aus Burscheid. Der jüngste ist immer noch Alexander Löhmer (22) aus Ketzberg, der Anfang 2012 zum ersten Mal zu Besuch kam und nun regelmäßig mitmacht.

Bereits vor Beginn der Veranstaltung ist im Gastraum viel Bergisches zu hören. "Dä küt ut Bechensen." Der kommt aus Bechen. Oder der schöne Ausspruch "Ne, wat ben ich en Dusseldier". Was bin ich bescheuert, blöd oder ungeschickt. Erzählt wird auch von Tante "Bunnen-Hedwig", einer Dame, die Bohnen anbaute.

Rainer Tillmanns (67) kam Anfang dieses Jahres zu den Mundartfreunden. Er hat viel Spaß daran gefunden, ist jetzt aktiv dabei und hat eine ganz wunderbare Geschichte mitgebracht. Eine bergische Familie macht sich auf, um einen zoologischen Garten zu besuchen. Endlich angekommen, stehen sie vor dem Eingang. Der Vater entscheidet die sofortige Heimfahrt, denn schließlich verkündet das großes Schild "Zoo", dass geschlossen sei.

In allen Städten, Dörfern und Hofschaften hat sich eine eigene Sprache entwickelt. Wahrscheinlich, weil die Bewohner nur selten ihren begrenzten Lebensraum verlassen haben. Selbst in einer kleinen Familie konnte es zu Diskussionen kommen, wie denn nun richtig zu "kallen" sei.

Überliefert ist folgende Anekdote: Eine Familie besteht aus dem Vater (en fanatischen Dhönnschen, also aus Dhünn), der Mutter (aus Wipperfürth), der Oma (aus Wermelskirchen) und der kleinen Tochter Erna. Dat kleen Erna hat nun Schwierigkeiten, sich in diesem sprachlichen Durcheinander zurechtzufinden. Einmal heißt es "loopen" (laufen), Vater besteht auf "loofen". In Wipperfürth heißen die Waldbeeren "Wolbern", in Dhünn "Worbeln". Der Waldbeerkuchen schmeckt allen, heißt aber entweder "Kooken" oder "Koochen". Als dann das kleine Küchenmesser ("Zoppermetz"/Wermelskirchen), ("Flückchen/Wipperfürth), ("Schällmetz"/Dhünn) zerbricht, soll Erna ein neues kaufen. Die Oma würde sagen: "eent jeilen", der Vater sagt: "dat Metz koofen" und die Mutter: "kofft en noies". Dat woer däm Kleen te bongkt on frööt nu retour: "Ja, wie sall ech dann nu kallen?" (Das war der Kleinen nun zu bunt und sie fragt: "Ja, wie soll ich denn jetzt reden?").

Herrliche "Vertällcher" (Erzählungen oder kleine Geschichten) sind zu hören und es macht "nicks" (Wermelskirchen), "nücks" (Dabringhausen) oder "nühs" (Dhünn), wenn man nicht alles versteht. Ein Besuch bei den Mundartfreunden ist sehr zu empfehlen.

Die Mundartfreunde treffen sich immer am ersten Freitag im Monat. Und zwar um 17 Uhr im Hotel zur Eich. Jeder ist willkommen, egal ob zum "Schwaden" oder nur zum Zuhören.

WALTER SCHUBERT

(RP)
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