Lesung Frauenrechtlerin Dohm im Mittelpunkt

Wermelskirchen · "Mehr Stolz, Ihr Frauen! Der Stolze mag missfallen, aber man verachtet ihn nicht." Dieses Zitat der Frauenrechtlerin Hedwig Dohm (1831 bis 1919) war die Überschrift über die szenische Lesung mit Texten aus Dohms Werken, dargeboten von der Literaturwissenschaftlerin Dr. Isabel Rohner, der Historikerin Nikola Müller und dem Schauspieler Gerd Buurmann. Der Einladung der Gleichstellungsbeauftragten Esther Wargenau-Zeitz mit Unterstützung der Buchhandlung van Wahden ins Haus der Begegnung waren knapp 30 Frauen gefolgt.

"Mehr Stolz, Ihr Frauen! Der Stolze mag missfallen, aber man verachtet ihn nicht." Dieses Zitat der Frauenrechtlerin Hedwig Dohm (1831 bis 1919) war die Überschrift über die szenische Lesung mit Texten aus Dohms Werken, dargeboten von der Literaturwissenschaftlerin Dr. Isabel Rohner, der Historikerin Nikola Müller und dem Schauspieler Gerd Buurmann. Der Einladung der Gleichstellungsbeauftragten Esther Wargenau-Zeitz mit Unterstützung der Buchhandlung van Wahden ins Haus der Begegnung waren knapp 30 Frauen gefolgt.

Seit zehn Jahren arbeiten die Wissenschaftlerinnen an der ersten kommentierten Gesamtausgabe der Frauenrechtlerin, die, obwohl Galionsfigur der deutschen Frauenbewegung, bis heute als spitzzüngige Autorin unterschätzt wird.

Erstaunlich aktuell erscheinen ihre Themen, wie etwa die Frage, ob "die Mütter die geborenen Erzieherinnen ihrer Kinder" seien und die gute Erziehung der Kinder nur durch die "Frauenrechtlerinnen unterminiert" werde.

Erschreckend aktuell scheint auch die Novelle "Werde, wie du bist" über die ältere und psychisch kranke Agnes Schmidt, die sich nach dem Tode ihres Ehemannes, den sie gepflegt hat, fragt: "Hatte ich keine Pflichten gegen mich selbst, nur gegen andere?" und ernüchtert konstatiert: "Ich war doch immer zufrieden - aber ich war gar kein Ich." Ganz gebannt lauschten die Zuhörerinnen meist mittleren bis fortgeschritteneren Alters den Worten, die in Zeiten von Burn-Out, das oftmals Frauen betreffe, gar nicht knapp 120 Jahre weit weg erschienen.

Weniger nachdenklich, sondern gar lächerlich wurden die antifeministischen Antagonisten von Hedwig Dohm betrachtet, mit deren Darstellungen der Schauspieler Gerd Buurmann zur Höchstform auflief. "Lächerlich kann man nur jemanden machen, wenn man über ihm steht", sagte Isabel Rohner mit einem Augenwinkern.

Der große Friedrich Nietzsche etwa riet den Männern, die Frauen nach "orientalischer Art" als "verschließbaren Besitz" aufzufassen. Dohm, in Gestalt von Nikola Müller, hielt dagegen: Die Männer wollten wohl auch kaum Eunuchen im orientalischen Harem sein! - Die Frauenbewegung ließe die Frauen "entarten" und verschulde gar die "Verhässlichung Europas", so wetterte Nietzsche-Buurmann weiter. Dohm-Müller konterte, mit "Gott und Göttern kann er reden, nur mit Frauen nicht!" Nicht mehr halten vor Lachen konnte sich der Saal, als Buurmann in Gestalt des Psychologen Georg Groddeck, der Frauen nicht nur jegliche Persönlichkeit absprach, sondern die menstruierenden Frauen gar als "unzurechnungsfähig" bezeichnete. Dohm fand dafür den passenden Vorschlag: Man solle die Frauen von ihrer Arbeit dispensieren und ihnen die Sanatorien öffnen, um ja keine Unzurechnungsfähigen auf die Allgemeinheit loszulassen.

(evb)
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