Wermelskirchen Stadt sperrt Kölner Straße für Radfahrer

Wermelskirchen · Ab heute dürfen keine Radler mehr die Kölner Straße befahren. Die Schäden der Pflastersteine sind zu gravierend. Die Verwaltung geht endgültig auf Distanz zu den "Bigstones" und will die Straße in den Sommerferien asphaltieren.

 Im Mai 2012 fand die Beweissicherung statt. Professor Köhler sicherte Fugenmaterial.

Im Mai 2012 fand die Beweissicherung statt. Professor Köhler sicherte Fugenmaterial.

Foto: Teifel, Udo (tei)

Die Stadtverwaltung hat gestern nach Hinweisen der BM-Redaktion entschieden, ab heute die Kölner Straße für den Radverkehr zu sperren. Die Verkehrssicherheit ist nicht mehr gewährleistet, weil die Pflastersteine immer mehr verrutschen und so breite Fugen über den ganzen Straßenverlauf entstehen. Im Sommer soll die Straße saniert werden - sie bekommt eine Asphaltdecke.

Seit dem Ende der Gewährleistungsfrist liegt die Stadt mit der Baufirma und Planern im Rechtsstreit. Der Grund: Besonders im unteren Bereich der Kölner Straße haben sich die Pflastersteine verschoben. Im oberen Bereich aber sind auch längst tiefe Fahrrillen entstanden. Die einst vom Planer hoch gelobten "Bigstone"-Pflastersteine, die angeblich in den Alpenländern auf Gefällstrecken benutzt werden und sich dort angeblich bewährt hätten, also auch unter schwerer Belastung nicht verrutschen, sind im Bergischen zum Flop geworden.

Pflastersteine aber gehören zum Gesamtbild der umgestalteten Innenstadt in Wermelskirchen. Der Zuschussgeber, die Bezirksregierung, hat inzwischen eingelenkt. Dr. André Benedict Prusa sagte auf Anfrage: "Die Bezirksregierung stellt sich bei einer Asphaltsanierung nicht quer." Das ist wichtig, denn sonst müsste die Stadt die Zuschüsse zurückzahlen. Mehrere Gutachter, von der Stadt und auch vom Landgericht beauftragt, wurden in dem Rechtsstreit hinzugezogen. Das Gerichtsverfahren sei zurzeit "schwebend ausgesetzt", sagte der Technische Beigeordnete: "Wir wollen außergerichtlich eine Einigung erzielen." Und was dem Beigeordneten noch wichtig ist, sagte er dann in einem Nebensatz: "Wir wollen bis zum 8. Juni das Thema durchverhandelt haben, damit wir im Fachausschuss das Ergebnis präsentieren können." Denn er will eine neue Straße, besser einen neuen Straßenbelag, noch in diesem Jahr bauen.

 Abgesackter Gullideckel und breite Fugen - für Radfahrer wird die Kölner Straße immer gefährlicher. Gestern entschied der Technische Beigeordnete, diese Straße für Radfahrer ab heute zu sperren.

Abgesackter Gullideckel und breite Fugen - für Radfahrer wird die Kölner Straße immer gefährlicher. Gestern entschied der Technische Beigeordnete, diese Straße für Radfahrer ab heute zu sperren.

Foto: Jürgen Moll

Am Tisch sitzen die Stadt, der Bauunternehmer, die Gutachter und das Planungsbüro. Dabei geht es letztlich um Geld - nämlich wer die Kosten für die Sanierung dieser Straße übernehmen wird. "Wir sagen: Die Stadt hat keinen Anspruch darauf, wie gebaut wird, sondern es muss richtig gebaut werden": Das ist die Marschrichtung, mit der Prusa in die Gespräche geht.

Nach Aussage des Beigeordneten trauen die Gutachter auch nicht mehr diesen Spezial-Pflastersteinen, die sich eigentlich verzahnen sollten. Stattdessen rutschen sie beim Bremsen und lockern den Untergrund auf. Damit wurden die Fugen immer größer, der Untergrund letztlich schwammiger. Prusa hat das Ziel klar formuliert. In diesen Sommerferien soll die Kölner Straße saniert werden. Ob es eine farbgestaltete Asphaltlösung geben wird, wie er im Herbst vorigen Jahres mal formulierte, ist offen. Klar ist: Im September 2015 wäre das Thema verjährt. Die Frist wurde zwar um ein Jahr verlängert, aber auf die lange Bank schieben will es Prusa dennoch nicht.

Klare Worte fand er schon im Herbst auch zum Thema Sicherheit: "Die Verkehrssicherheit ist für Fahrradfahrer, hier besonders Familien, nicht mehr gegeben." Denn die Fugen sind bis zu drei Zentimetern breit. Die Situation hat sich nicht verbessert, eher verschlechtert. Und jetzt fängt die Radsaison an. Auf Anregung der BM ließ er gestern die Straße prüfen - das Ergebnis: Die Route ist für Radfahrer zu gefährlich. Anfangs sollte sie nur aus der Radroutenführung der Radregion Rheinland genommen werden - daran orientieren sich besonders Familien. Nach ausführlicher Diskussion mit seinen Ingenieuren in der Stadtverwaltung entschied er die Sperrung der Straße für Radfahrer - das gilt ab heute. Ausweichstrecke ist der Brückenweg.

(RP)
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