Wermelskirchen Stadt mietet Gemeindehaus Sonne für Flüchtlinge
Wermelskirchen · Die Kirchengemeinde Dhünn verkauft ihr Gemeindehaus in Sonne doch nicht. Das Presbyterium entschied sich für eine Vermietung.
Der Zustrom an Flüchtlingen nimmt auch in Wermelskirchen immer weiter zu. Jetzt scheint eine erste dauerhafte Unterkunft für die Asylbewerber gefunden worden zu sein. Die Stadt will das ehemalige Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Dhünn in Sonne mieten. Das Presbyterium entschied sich am Freitag gegen einen Verkauf und stimmte der Vermietung und der neuen Nutzung zu. "Unser christlicher Glaube schreibt uns vor, Menschen in Not zu helfen. Deshalb haben wir uns sehr schnell für diesen Weg entschieden", sagte Pfarrer Reinald Rüsing unserer Redaktion.
Eigentlich sollte das 3777 Quadratmeter große Grundstück längst verkauft sein. Bereits im Januar wurde es entwidmet, es meldeten sich erste Interessenten. Denn aufgrund sogenannter Zwangsrücklagen, wollte sich die Gemeinde von dem Gebäude trennen. "Ohne diesen Schritt hätten wir ein großes Defizit im Haushalt", sagte Rüsing noch im März. Jetzt folgt die Kehrtwende: Es wird nicht verkauft, sondern vermietet.
Ein Grund dafür ist, dass der Verkauf nur schleppend voranging. Es habe zwar Interessenten gegeben, es sei jedoch lange unklar gewesen, wie viele Häuser auf dem Grundstück gebaut werden können. "Deshalb mussten wir eine Bauvoranfrage bei der Stadt stellen; der Ablauf hat sich verzögert", berichtete Rüsing. Am Ende hätten in Sonne fünf neue Einfamilienhäuser entstehen können. "Wir hatten auch Angebote von potenziellen Käufern", sagte Rüsing.
Doch dann setzten sich die Flüchtlingsströme in Richtung Deutschland in Bewegung. Immer mehr Menschen kamen nach Wermelskirchen, und auch in der Kirchengemeinde fing man an, sich Gedanken über deren Unterbringung zu machen. "Die Vielzahl an Flüchtlingen hat uns keine Ruhe gelassen. Irgendwann war uns klar, dass wir ihnen unser Gemeindehaus zur Verfügung stellen müssen", sagte Rüsing. Man wolle Teil der "Willkommenskultur" sein und aufgrund christlicher Werte mit gutem Beispiel vorangehen. Im August fragte die Stadt dann bei der Gemeinde an, ob sie das Objekt mieten könne. Trotz einiger anderer Angebote entschied sich das Presbyterium jetzt dafür. Schon im Vorfeld gab es einige Besichtigungen, bei der die Möglichkeiten vor Ort ausgelotet wurden. Das Gemeindehaus besteht aus zwei großen Räumen, hat eine Küche, zwei Duschen, einen Keller und ein großes Außengrundstück. Bevor dort allerdings jemand einziehen kann, müssen noch einige Arbeiten erledigt werden. Die Gemeinde stellt einige Tische, Stühle, eine Spüle, Kühlschrank und einen Herd mit Ofen. Es muss aber noch eine Trockenwand eingezogen werden, ein Durchlauferhitzer benötigt eine Inspektion, und eventuell wird ein zweiter Herd angeschafft. Außerdem fehlen Waschmaschinen für den Keller. "Für die restliche Möblierung ist die Stadt zuständig", erklärte Rüsing. Einen festen Einzugstermin gebe es noch nicht.
Am Samstag informierte der Pfarrer die Nachbarn über die neue Entwicklung. Es werde ein weiteres offizielles Nachbarschaftstreffen geben, bei dem Fragen gestellt werden können. Wie lange die Asylbewerber dort wohnen werden, stehe noch nicht fest. "Wir vermieten das Haus auf jeden Fall so lange, wie es gebraucht wird", sagte Rüsing.