Wermelskirchen Sportvereine leisten Integrationsarbeit

Wermelskirchen · Das gemeinsame Sporttreiben bringt Flüchtlinge und Wermelskirchener zusammen. Besonders, wenn es ums Fußballspielen geht, nehmen die Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtungen Angebote der Sportvereine gerne wahr.

Nicht nur aus sportlicher Sicht bleiben Dabringhauser TV, SSV Dhünn, SV 09/35 und Tura Pohlhausen am Ball. Auch wenn es um die Flüchtlingshilfe geht, geben die Vereine ihr Bestes. Flüchtlinge, die bis vor kurzem in den Erstaufnahmeeinrichtungen in der Mehrzweckhalle Dabringhausen und den Hallen an der Schubertstraße untergebracht waren, wurden von den Sportvereinen mit offenen Armen empfangen. Viele nutzen Angebote, um mit Einheimischen Fußball zu spielen. Momentan leben in den Erstaufnahmeeinrichtungen nur wenige Flüchtlinge. Neuankömmlingen möchten die Vereine ebenfalls die Chance geben, am Vereinsleben teilzuhaben.

Beim Dabringhauser TV stehen grundsätzlich alle Kurse auch für Flüchtlinge zur Verfügung. Sport als Mittel der Integration wird im Dorf groß geschrieben. Auf Initiative von Christian Tiede wurde ein offener Fußballtreff ins Leben gerufen. Montags treffen sich Flüchtlinge, die in der Mehrzweckhalle untergebracht sind, und fußballbegeisterte Einheimische, um gemeinsam auf dem Gummiplatz am Höferhof zu kicken.

Der Vereinsvorsitzende Andreas Gall ist von der Resonanz begeistert. 30 bis 40 Personen sind bei den kleinen Turnieren dabei. Momentan setzt das Training aber aus. "Wenn wieder mehr Flüchtlinge da sind, geht es weiter", kündigt Gall an. Die Badmintonabteilung des DTV habe ebenfalls angeboten, dass Flüchtlinge mitspielen können. Dort sei aktuell aber das Problem, dass die Abteilung aufgrund der belegten Hallen nur begrenzte Trainingszeiten zur Verfügung hat.

Die Integration funktioniere am besten mit dem gemeinsamen Sporttreiben, betont Neno Postic, Abteilungsleiter im Bereich Fußball beim SV 09/35 Wermelskirchen: "Die Fußballsprache ist nämlich überall bekannt." Postic freut sich, wenn begeisterte Fußballer aus anderen Ländern die Übungseinheiten des SV 09/35 wahrnehmen. Dabei versteht sich, dass die Geflüchteten beitragsfrei trainieren.

In einigen anderen Kommunen in Deutschland rief diese Geste kürzlich die Finanzämter auf den Plan. Mehrere Vereine erhielten Mahnschreiben, in denen ihnen mitgeteilt wurde, dass ihnen die Gemeinnützigkeit entzogen werden kann. Die Finanzminister aller Bundesländer haben aber inzwischen beschlossen, dass Vereine den Verlust der steuerbegünstigten Gemeinnützigkeit nicht befürchten müssen. Jetzt wird nach bundeseinheitlichen Lösungen gesucht.

Sorgen, dass es doch noch Probleme gibt, macht sich Neno Postic nicht: "Gegen das Probetraining, an dem bei uns jeder Flüchtling dreimal teilnehmen darf, kann kein Finanzamt etwas sagen. Diese Stunden sind schließlich zum Ausprobieren da. Danach müssen sie sich allerdings auch entscheiden, ob sie Fußball spielen und dem Verein beitreten möchten oder nicht." Flüchtlinge, die in der Erstaufnahme sind, dürfen auch beim Dabringhauser TV kostenfrei mitmachen. Bei anerkannten Asylbewerbern müsse man im Einzelfall über die Finanzierung des Mitgliedsbeitrags sprechen, sagt Andreas Gall. Er ist aber sicher, dass man immer eine Lösung findet.

Friedhelm Wendel, Vorsitzender des SSV Dhünn, ist sicher, dass sich innerhalb des Dhünner Vereins sogar Sponsoren finden ließen, die die Mitgliedsbeiträge für Flüchtlinge übernehmen. Zu einem Problem würden hingegen die Spielerpässe, mit denen die Sportler auf dem Platz versichert sind. Neno Postic berichtet, dass es mehrere Wochen bis Monate dauern kann, bis ein Spieler den vom Deutschen Fußball-Bund erstellten Pass in den Händen hält.

Auf neue Fußballer ist der SSV Dhünn bereits vorbereitet. "Uns steht ein Transportfahrzeug mit neun Sitzen zur Verfügung. Sobald es angemeldet ist, können wir Flüchtlinge zum Training hin- und wieder in die Unterkünfte zurückfahren", betont Wendel. Den Transport finanzieren Mitglieder des Fördervereins aus eigener Tasche.

Tura Pohlhausen hat in Sachen Flüchtlingsarbeit noch nicht viel zu tun. Die Spielstätten sind so weit von den Erstaufnahmeeinrichtungen entfernt, dass bisher kein Flüchtling zum Probetraining vorbeigekommen ist. "Wir sind aber natürlich dazu bereit, Flüchtlinge zu integrieren", sagt Geschäftsführer Dirk Hohlmann.

(RP)
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